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Keine Angst vor polnischer Krankenschwester

Der Grossteil der Zuwandernden sind gemäss der Studie Frauen. 40% haben Uni-Abschluss. Keystone Archive

Die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf die neuen EU-Staaten sollte keine grossen Auswirkungen auf den Schweizer Arbeitsmarkt haben.

Laut einer von der Regierung bestellten Studie der Universität Genf sind die Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft gering.

Gemäss der vom Bundesamt für Migration bestellten Studie, die am Donnerstag veröffentlicht wurde und tags zuvor von der Schweizer Regierung zur Kenntnis genommen worden war, wird im Vergleich zu 2003 ein Zuwanderungszuwachs um 34’000 Personen erwartet.

Diese Zuwanderung aus Osteuropa werde sich vor allem im Dienstleistungssektor, in der Landwirtschaft und im Gastgewerbe niederschlagen.

Grosser Bedarf bei Dienstleistungen, Land- und Gastwirtschaft

Hier besteht aus Sicht der Verfasser – neben weiteren Branchen im Handel und im Gesundheitswesen – der grösste Bedarf nach Arbeitskräften aus den neuen EU-Staaten.

Die Gesamtzahl der Personen, die sich nach der Öffnung der Grenzen in der Schweiz niederlassen, dürfte aber dennoch gering bleiben.

Ohne Staatsangehörige aus Malta und Zypern rechnet das Genfer Studienteam unter der Leitung von Professor Yves Flückiger bis 2010 mit durchschnittlich 52’000 Niedergelassenen pro Jahr, 34’000 mehr als im Referenzjahr 2003.

Höchststand im Jahr 2008 erreicht

Der Höchststand dürfte dabei nach einem Basisszenario im Jahr 2008 erreicht werden, danach sei wieder mit einer rückläufigen Entwicklung zu rechnen.

Das mit den neuen EU-Staaten vereinbarte Kontingentssystem garantiere eine angemessene Begrenzung, welche die jährlichen Netto-Migrationsströme zwar “nicht einschränkt, aber trotzdem die Zunahme der Anzahl in der Schweiz wohnhafter Personen in Grenzen halten kann”, wie es in der Studie heisst.

Die grösste Einwanderungsgruppe erwartet das Genfer Studienteam – gestützt auf die Erfahrungen der letzten fünf Jahre – bei den jungen Arbeitskräften unter 30 Jahren und bei den Frauen.

In vielen Fällen mit Uni-Abschluss

Es sei zudem auch damit zu rechnen, dass zuwandernde Personen in vielen Fällen – bis zu 40% – über einen Universitäts-Abschluss verfügten.

Dennoch geht die Studie nicht davon aus, dass inländische Arbeitskräfte in Zukunft in grossem Stil durch Personen aus den neuen EU-Staaten im Osten von Europa ersetzt werden.

Es sei vielmehr davon auszugehen, dass ausländische Erwerbstätige auch in Zukunft als Ergänzung – und nicht als Konkurrenz – auf dem Schweizer Arbeitsmarkt aufträten. Der Druck auf die Löhne werde nur schwach oder gar nicht spürbar sein.

Im Hinblick auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit rechnet die Studie ebenfalls mit keinen gravierenden Konsequenzen.

Es sei zwar zu erwarten, dass Personen aus den neuen EU-Staaten im Fall eines Arbeitsplatzverlustes – wegen ihrer schlechteren Vermittelbarkeit – länger im System der Arbeitslosenbetreuung verharrten.

Ihr Einfluss auf die gesamtschweizerische Arbeitslosenrate bleibe allerdings “im Bereich von Null”. Der Einfluss der Zuwanderung auf die AHV wird in der Studie als positiv, aber sehr beschränkt beurteilt.

Im Beitrags- und im Leistungsbereich wird mit Veränderungen von jeweils weniger als einem Prozent gerechnet.

swissinfo und Agenturen

Am 25. September 2005 hat das Schweizer Volk der Ausweitung des freien Personenverkehrs auf die zehn neuen EU-Länder zugestimmt.

Dieser besteht bereits mit den 15 alten EU-Ländern.

Die Ausweitung tritt am 1. April 2006 in Kraft, doch spürbar wird dies erst ab Ende April 2011.

Bis dahin kann die Schweiz Kontingente aufrecht erhalten (3000 langfristige Aufenthalte, 29’000 kurzfristige).

Im Fall einer massiven Einwanderung kann diese Transitions-Periode verlängert werden.

Ausserdem gibt es flankierende Massnahmen, um Lohn-Dumping zu verhindern.

Laut der Studie der Uni Genf soll die Schweiz bis 2010 zwischen 47’000 und 60’000 Arbeit suchende Personen aus den neuen EU-Ländern aufnehmen.
Ende 2004 waren es bereits 19’000.
70% dieser Zuwandernden sind weiblich, die meisten sind jünger als 30, und 40% verfügen über einen Uni-Abschluss.

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