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Keine Fussball-EM in Zürich

Modell des geplanten Hardturm-Stadions Zürich. Keystone

Keines der EM-Spiele 2008 wird in Zürich stattfinden. Die Behörden und die Bauherrin ziehen ein Urteil des Verwaltungsgerichts an das Bundesgericht weiter.

Damit können die Termine für den Bau eines neuen Fussbalstadions in Zürich kaum mehr eingehalten werden.

Im Vorfeld der Fussball-Europameisterschaften 08 (EM 08) geht der Streit um das Fussball-Stadion Zürich weiter. Die Bauherrin und Investorin Credit Suisse CS und der Zürcher Stadtrat rekurrieren beim Bundesgericht in Lausanne gegen den Entscheid des Zürcher Verwaltungsgerichts. Das verunmöglicht eine Durchführung der EM 08 im Hardturm-Stadion.

Im Oktober 2003 waren sechs Rekurse gegen das geplante Fussballstadion eingereicht worden, unter anderem von Anwohnern und Umweltschützern, die Verkehrsstaus befürchteten.

Anzahl Durchfahrten als Konfliktpunkt

Im Juli hatte das Verwaltungsgericht entschieden, die Zahl der Durchfahrten müsse zwischen 1,3 und 2,17 Millionen liegen. Es habe dabei viele Fragen offen gelassen, wie der Zürcher Stadtpräsident Elmar Ledergerber den Gang nach Lausanne begründet.

Vor der erlaubten Anzahl der Fahrten zum Stadion, das auch ein Einkaufszentrum umfassen soll, hängt ab, ob das Stadion wirtschaftlich betrieben werden könne oder nicht. Die Trägerschaft möchte 2,52 Mio. Durchfahrten.

Am Projekt Stadion Zürich im Hardturm an sich werde festgehalten, sagte Stadtpräsident Elmar Ledergerber. Für die EM im Jahre 2008 im Hardturm jedoch sei es zu spät, ergänzte Reinhard Giger, Leiter Immobilieninvestment bei der CS.

Hoffnungsvariante Letzigrund: Nicht realistisch

Nach diesem Rekurs will der Zürcher Stadtrat jetzt die EM im zweiten möglichen Standort in der Stadt, im Letzigrund-Stadion, durchführen. Doch die Fussballverbände UEFA und der Schweizerische Fussballverband (SFV) geben der Zürcher Hoffnungsvariante Letzigrund aus terminlichen Gründen kaum Chancen.

“Keine Euro-Spiele in Zürich”, schreibt der SFV am Mittwoch: “Nach Prüfung sämtlicher Möglichkeiten schlug der SFV der UEFA vor, die Euro 08 in nur sieben Stadien durchzuführen.”

Als Begründung, weshalb die Variante Letzigrund nicht geht, schreibt der SFV: “Als Ausweichmöglichkeit für den Hardturm käme nur ein Stadion in Betracht, das neben der geforderten Netto-Sitzkapazität von 30’000 sowie der notwendigen Infrastruktur auch die standortspezifischen Anforderungen wie Sicherheit, Verkehrsanbindung, Hotellerie etc. erfüllt.”

Von entscheidender Bedeutung sei, dass eine hundertprozentige Garantie vorliegt, ein solches Stadion rechtzeitig, das heisst spätestens bis Sommer 2007, zur Verfügung zu haben. Der SFV schliesst mit dem für Zürich folgenschweren Satz: “Eine Alternative, welche diesen Bedingungen entspricht, besteht heute nicht.”

Hardturm: “Machbar, aber nicht terminlich”

Gegenüber swissinfo bedauert Christian Mutschler, Turnierdirektor Schweiz des SFV: “Ich kenne das Letzigrund-Projekt bestens. Es wäre eine machbare Lösung für Europa. Nur terminlich nicht.”

In Basel sei es schwierig, über die sechs Gruppenspiele hinaus weitere Matchs zu spielen. Doch es gäbe ja noch Kapazitäten in Genf und Bern, sagt Mutschler.

Der Zürcher Stadtpräsident Elmar Ledergerber begründete die Idee, einen Ausbau des Letzigrund-Stadion vorzuschlagen: “Wir tun das bewusst, denn niemand soll uns vorwerfen können, wir hätten nicht alles unternommen, um die Fussball-EM nach Zürich zu bringen.” Eine einzige Einsprache genügt, um die Variante Letzigrund ohnehin zu verunmöglichen.

Wenn das mit dem Letzigrund nicht klappe, so Ledergerber, seien die Fussballspiele der EM 08 in Zürich gestorben.

Nachteile für das Image von Zürich

Falls die Fussballspiele für Zürich wirklich wegfallen sollten, ergeben sich für die Stadt einige Konsequenzen. “Zwar sind die wenigen Logiernächte, die den Hoteliers der Region Zürich dadurch entgehen, nicht matchentscheidend”, sagt der Präsident der Zürcher Hoteliers, Guglielmo Brentel, gegenüber swissinfo.

“Sie kommen dann ja wohl Genf und Bern zugute.” Falls aber die EM in der Schweiz in der geplanten Grössenordnung nicht stattfinden könnte, “obschon die Finanzierung der Infrastrukturen sichergestellt ist, dann haben wir ein Erklärungsproblem gegenüber dem Rest der Welt”, sagt Brentel.

swissinfo und Agenturen

Die Hardturm Bauherrin und Investorin Credit Suisse zieht den Rechtsstreit bis vor Bundesgericht.

Streitfragen sind die Zahl der Parkplätze und die Zahl der erlaubten Durchfahrten.

Jeder weitere Entscheidungsaufschub bedeutet, dass das neue Stadion nicht bis zu den EM-Spielen von 2008 bereit stehen wird.

Das Stadion in Zürich wäre einer der vier Austragungsorte der Euro 08 in der Schweiz gewesen.

Die Stadien in Genf und Basel sind bereits in Betrieb.

Jenes in Bern wird nächstes Jahr fertiggestellt.

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