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Kinder aus der Fünften Schweiz im Bundeshaus

Ein Fussballstadion für Sportminister Schmid: Auslandschweizer Kinder und Bundeskanzlerin Huber-Hotz. swissinfo.ch

Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz hat über 30 Auslandschweizer Kinder empfangen. Sie vertrat Bundespräsident Samuel Schmid, der absagen musste.

Die jungen Gäste aus aller Welt waren aus Hasliberg im Kanton Bern angereist, wo sie an einem der sieben Sommerlager für junge Auslandschweizer teilnehmen.

Sie habe heute Geburtstag, eröffnete die Bundeskanzlerin die Fragerunde mit den Auslandschweizer Kindern im Ständeratssaal. Es sei ihr schönstes Geschenk, dass sie den Bundespräsidenten vertreten und an seiner Stelle die Kinder aus der Fünften Schweiz empfangen dürfe. Die Kinder ihrerseits begrüssten sie mit einem herzhaften “Happy Birthday”.

Trotzdem waren einige der jungen Gäste enttäuscht: Traditionellerweise stellt der Empfang beim amtierenden Bundespräsidenten den Höhepunkt eines von verschiedenen Sommerlagern dar, die die Stiftung für junge Auslandschweizer (SJAS) jedes Jahr für Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren organisiert.

Am Dienstag musste Bundespräsident Schmid den Empfang jedoch kurzfristig absagen, weil er in der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrates das Rüstungsprogramm 2005 verteidigte.

Vergeblich gefreut

“Ich hätte gerne einmal einen richtigen Präsidenten gesehen”, sagte Caspar Hobi aus Spanien gegenüber swissinfo. Er hätte ihn fragen wollen, wie schwierig die Politik in der Schweiz sei. Auch Dominik Brundler aus Grossbritannien hätte den Bundespräsidenten gerne getroffen, “dann hätte ich ihm nämlich unser Geschenk überreichen können”, meinte er.

Für Sportminister Schmid, der dieses Jahr das Bundespräsidium innehält, hatten die Kinder ein Fussballstadion aus Karton gebastelt, auf dem Real Madrid gegen Bayern München spielt.

Er werde sich sicher sehr darüber freuen, sagte Huber-Hotz, die das Geschenk für Schmid entgegennahm. Denn der Bundespräsident spiele selber auch Fussball. Zudem sei der Fussball für die Schweiz in den nächsten Jahren sehr wichtig. Die Kinder wussten warum: “Wegen der EM. Die findet in der Schweiz statt.”

Auf den Spuren der Vorfahren

Dieses Jahr haben sich rund 270 Kinder aus über 50 Ländern für die Sommerlager angemeldet, die die SJAS vom Juli bis September in Stäfa (Zürich), Wald (Appenzell Ausserrhoden), Torgon (Wallis), Männebach (Thurgau), Valbella (Graubünden), Hasliberg und Beatenberg (Bern) durchführt.

Ins Bundeshaus eingeladen waren die 32 Teilnehmenden aus dem Lager in Hasliberg. Die jungen Gäste stammen aus elf verschiedenen Ländern.

Viele von ihnen kennen ihr Heimatland nur aus Erzählungen und Schilderungen ihrer Eltern oder Grosseltern. In den zweiwöchigen Lagern, die schon seit den 1960er-Jahren angeboten werden, sollen sie in der Schweiz Gelegenheit erhalten, Land und Leute kennen zu lernen und Kontakte zu Gleichaltrigen aus aller Welt zu knüpfen.

Ein Gefühl für die Schweiz entwickeln

Nach einer mehrsprachigen Führung durch das Bundeshaus, erklärte ihnen Bundeskanzlerin Huber-Hotz das politische System der Schweiz und ihren Werdegang im Bundeshaus. Sie sprach Deutsch, und die Leiterinnen und Leiter des Hasliberger Lagers übersetzten ins Spanische, Französische und Italienische.

Es sei wichtig, dass auch Kinder von Auslandschweizern das Bundeshaus und Leute, die dort arbeiten, kennen lernen, erklärte Huber-Hotz gegenüber swissinfo. “Auch für mich ist es wichtig, den Kontakt mit Auslandschweizern aller Generationen zu haben. Das gibt uns auch wieder Ideen, was wir besser machen könnten.”

Mit Fragen hielten sich die Kinder allerdings zurück. Ein Knabe wollte von der Bundeskanzlerin etwa wissen, wie alt sie heute werde. Ein anderer wollte wissen, welcher Partei der Bundespräsident angehöre.

Einige Kinder wussten schon viel über die Schweiz, andere, vor allem Kinder aus weit entfernten Ländern, erfuhren viel Neues. “Gerade Kinder, die weiter weg leben, sollte man versuchen, einzubinden und zu informieren, damit sie auch Gefühle für die Schweiz entwickeln. Es ist wichtig, dass sie sich auch hier zu Hause fühlen, und nicht nur dort, wo sie herkommen”, betonte die Bundeskanzlerin.

swissinfo, Nicole Aeby aus dem Bundeshaus

Die Stiftung für junge Auslandschweizer (SJAS) organisiert in der Schweiz Ferienlager für Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren.
Dieses Jahr führt sie 7 Lager im Sommer und 2 im Winter durch.
Für die Sommerlager haben sich 270 Kinder aus über 50 Ländern angemeldet.
Die Teilnahme an einem SJAS-Ferienlager kostet 800 Fr.
Die Reise in die Schweiz müssen die Eltern selbst bezahlen.
Finanzschwache Familien oder Auslandschweizer aus weit entfernten Ländern werden mit Zuschüssen unterstützt.

Die SJAS, die ursprünglich unter dem Namen “Schweizer Hilfe” auftrat, wurde während des Ersten Weltkriegs gegründet.

Sie ist eine Fachorganisation der Auslandschweizer-Organisation (ASO) und setzt sich aus 22 Kantonalkomitees zusammen.

Sie hat sich zum Ziel gesetzt, Auslandschweizer Kindern, ungeachtet ihrer finanziellen Möglichkeiten, Ferienerlebnisse in ihrem Heimatland zu ermöglichen und damit ihre Bindung zur Schweiz zu stärken.

Indem sie Kinder aus aller Welt zusammenführt, will sie den interkulturellen Dialog fördern.

Gleichzeitig hilft die SJAS Kindern aus Krisen- und Notgebieten.

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