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Königliches Hochzeitfieber erfasst die Schweiz

Mann und königliches Paar (in Kartonposterform) im British Cheese Centre in Zürich. The British Cheese Centre

Man könnte sagen, Prinz William und Kate Middleton hätten ihre Liebe in der Schweiz zementiert. Schliesslich hielt die britische Boulevardpresse deren ersten öffentlichen Kuss 2006 in Klosters fest, wo die britische Königsfamilie während 40 Jahren ihre Osterferien verbrachte.

Die Schweiz und Grossbritannien teilen eine Liebe zu Tradition und Geschichte, daneben pflegen die beiden Länder enge wirtschaftliche und sportliche Beziehungen – die Briten waren die ersten Skitouristen in St. Moritz.

Rund 2000 Schweizer Firmen sind in Grossbritannien tätig, und der bilaterale Handel zwischen Bern und London erreichte 2010 eine Rekordhöhe von 13 Milliarden Pfund (18,91 Milliarden Franken), wie die Direktorin der Britisch-Schweizerischen Handelskammer Carolyn Helbling gegenüber swissinfo. ch sagt.

“Die beiden Länder sind zwar recht verschieden, doch gibt es ein gegenseitiges Verständnis und eine gegenseitige Zuneigung. Die Schweiz hat einige sehr starke Traditionen und ist sehr stolz auf ihre Entstehungsgeschichte. Ich glaube, Grossbritannien ist da sehr ähnlich”, so Helbling.

So gesehen sind die Schweizer begeistert über alle “britischen” Details, die im Vorfeld der königlichen Hochzeit vom 29. April zu erfahren sind. Aus der britischen Botschaft in Bern verlautete, man habe Botschaften und Karten von Schweizer Bürgern erhalten, die dem Paar Glück wünschten.

“Jedermann weiss Bescheid über William und Kate. Die Schweizer Zeitungen und die Regenbogenpresse sind voll von Storys über die beiden”, sagt Helbling.

Käsige Events

Michael Fontana-Jones, Manager des British Cheese Centre in Zürich, sagt gegenüber swissinfo.ch, seine Schweizer Kunden seien noch viel stärker vom königlichen Hochzeitsfieber erfasst als die britische Kundschaft. “Viele Briten sind froh, dass sie nicht in England sind und da nicht durch müssen. Die Schweizer jedoch lieben im allgemeinen die Königsfamilie.”

Das British Cheese Centre plant zusammen mit dem Pie Shop und Queen of Cakes – zwei Geschäfte, die in Zürich Produkte nach britischen Rezepten anbieten – eine Reihe von Events im Zusammenhang mit der königlichen Hochzeit, darunter Gratisdegustationen und Verkleidungspartys. Höhepunkt wird die Kreation eines zehnstöckigen Hochzeitskuchens sein – ausschliesslich aus britischem Käse.

Fontana-Jones hat sogar einen lebensgrossen Kartonposter von William und Kate kreiert, auf dem sich Fans fotografieren lassen können. “Es sieht fast wie echt aus, wir haben einige Testfotos gemacht, wenn das Licht gut ist, sieht es aus, als wäre man wirklich mit dem Paar zusammen.”

Ursprünglich sei nichts geplant gewesen, doch hätten alle seine Schweizer Kunden  – 80 Prozent der Cheese Centre-Kunden sind Schweizer – gefragt, wie das Centre in Zürich die Hochzeit feiern würde. “Es waren diese Kunden, die alles initiierten.”

Kitschig und niedlich

Der English Bookstore der Buchhandlung Orell Füssli in Zürich hat im Schaufenster mit der königlichen Hochzeit im Zusammenhang stehende Gegenstände ausgestellt, wie etwa königliche Tee-Tassen und anziehbare William- und Kate-Kleider-Kartonpuppen.

“Das Interesse an William und Kate ist gross”, sagt der stellvertretende Geschäftsleiter Nick Schorp gegenüber swissinfo.ch. “Einer unserer Bestseller ist die winkende Königin in Puppenform. Sie ist mit einem Solarsensor versehen, und deshalb winkt die Queen den ganzen Tag. Das ist niedlich, lustig und kitschig.”

Nach Schorps Worten verkaufen sich diese Produkte gut, zu denen auch ein Buch über Kuchendekorationen der offiziellen königlichen Hochzeitskuchen-Designerin Fiona Cairns gehört.

Nicht nur für Schweizer, sondern auch für Engländer sei die Heirat “ein grosses Ereignis”, zu dem in England die Leute offiziell Ferien beziehen können. “Ich habe aber auch Freunde, die wegen der Hochzeit fast durchdrehen und hoffen, dass dieser Tag bald vorbei ist”, sagt Schorp.

Überraschender Boom

Die Begeisterung der Schweizer für die königliche Hochzeit in England ist für viele eher überraschend.

Die Schweizer Schönheitsprodukte-Firma Karin Herzog verzeichnete explosive Verkaufszahlen, nachdem im November letzten Jahres bekannt wurde, dass Kate Middleton seit ihrem Studiumbeginn Herzog-Produkte benutzt.

Der Absatz auf mehreren Märkten, darunter Grossbritannien, USA und Spanien, sprang in die Höhe. Und in der Schweiz allein haben die Verkäufe seit Anfang April um 20 Prozent zugenommen, wie die Präsidentin der Firma Noelle Palmisano-Herzog gegenüber swissinfo.ch sagt.

Das Familienunternehmen, das einen limitierten Versand online und an Schönheitssalons hat, hat in einer einzigen Woche 300 neue Kunden registriert. “Es boomt hier wirklich”, sagt Palmisano-Herzog. “Es ist unglaublich, wir haben das wirklich nicht erwartet. Ich hätte nicht gedacht, dass Schweizer Frauen derart riesige Fans sein könnten.”

September 2001: William und Kate treffen sich an der St Andrews Universität, Schottland.

Dezember 2003: Das Paar zieht zusammen, nachdem sie vorher in einem Studentenhaus gewohnt hatten.

März 2004: Das Paar wird im Schweizer Ferienort Klosters, Kanton Graubünden, beim Skifahren fotografiert.

Januar 2006: Britische Boulevardzeitungen fotografieren den ersten Kuss des Paares in der Öffentlichkeit während den Ferien in Klosters.

April 2007: Das Paar trennt sich, kommt aber nach rund drei Monaten wieder zusammen.

November 2010: Clarence House kündigt die Verlobung Prinz William’s mit Catherine Middleton an. Er schenkt ihr den auserlesenen Saphir-Verlobungsring seiner Mutter Prinzessin Diana.

Die Schweiz ist ausserhalb Europas Grossbritanniens drittgrösster Exportmarkt, hinter den USA und China, aber vor Brasilien, Indien und Russland.

2010 betrug der bilaterale Güter- und Warenhandel über 13 Milliarden Pfund (18,91 SFr.).

Rund 2000 Schweizer Firmen sind in Grossbritannien tätig.

Schweizer Konsumenten kaufen durchschnittlich mehr britische Produkte als die benachbarten französischen und deutschen Konsumenten.

Grossbritannien liefert für über 400 Millionen Dollar (358 Mio. SFr.) Güter und Dienstleistungen an die UNO-Agenturen in Genf.

Grossbritannien ist der fünftgrösste Exportmarkt der Schweiz. 2010 betrugen die Exporte der Schweiz nach Grossbritannien 8,4 Milliarden Pfund (12,22 Mrd. SFr.). 47 Prozent mehr als 2009.

Grossbritannien ist die viertgrösste Destination für Schweizer Auslandinvestitionen, nach den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Italien.

(Quelle: Britisch-Schweizerische Handelskammer, UK Trade and Investment)

(Übertragung aus dem Englischen: Jean-Michel Berthoud)

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