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Kommunikationswelten vor der Vereinigung?

Wie werden wir in Zukunft miteinander kommunizieren? (Bild: imagepoint)

Die Entwicklung von Internet und mobiler Kommunikation steuert auf eine gemeinsame Zukunft hin. Das hat auch Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Ob und wie Anwenderinnen und Anwender auf den modernen Zug aufspringen, ist bislang noch wenig bekannt und Gegenstand aktueller Forschung.

Moderne Kommunikation ist äusserst vielfältig: Fernsehen und Radio auch via Mobiltelefon, Videos und Fotos als MMS verschicken oder empfangen, Verabredungen per E-Mail oder Instant Messenger treffen, Ferienfotos und Videos aller Welt zugänglich auf Gratis-Webplatz im Rahmen eines so genannten Sozialen Netzwerkes publizieren.

Aber wie und von wem werden die verschiedenen Kommunikations-Möglichkeiten genutzt? Im User Adoption Lab des Schweizer Telekommunikations-Konzerns Swisscom hat die Ethnologin Stefana Broadbent untersucht, wie Kommunikations-Technologie im täglichen Leben eingesetzt wird.

Im täglichen Leben

“Wir gingen zu den Menschen nach Hause, fragten sie, wie sie ihr tägliches Leben gestalten, organisieren, wie sie ihre Zeit verbringen und natürlich auch, was für Kommunikations-Technologien sie zu Hause einsetzen”, erklärt Stefana Broadbent gegenüber swissinfo.

“Unsere Datensammlung beinhaltet Pläne und Positionen, wo sich die Kommunikationsgeräte in den Haushalten befinden. Zudem haben wir die Tagesabläufe der befragten Familienmitglieder auf eine Zeitachse gesetzt und miteinander verglichen”, so Broadbent.

Damit haben die Forschenden so genannte soziale Netzwerk-Pläne erstellt. Ihr Fazit: Die meisten Menschen wählen für jede Kommunikations-Situation das passende Medium.

Kommunikation ist mobil

“So ist etwa das Fixtelefon der kollektive Kanal, es wird von allen Familienmitgliedern benutzt”, erklärt die Ethnologin. Das Mobiltelefon dagegen wird individuell genutzt. Im Durchschnitt wird mit vier Personen aus dem persönlichen Bereich gesprochen. 80% der Gespräche finden in diesem kleinen Kreis statt.

Dagegen gilt der Short Message Service SMS als Intim-Kanal. Damit werden vor allem persönliche Botschaften und Nachrichten ausgetauscht. Multimediale MMS-Dienste werden meist zum Versenden von Bildern oder Filmen gebraucht.

World Wide Web

Bei der Internet-Nutzung kommt der relativ neue Begriff “Web 2.0” zum Einsatz. Er beschreibt eine veränderte Wahrnehmung und Benutzung des weltweiten Datennetzes. Heute auch Social Networking genannt: Benutzer erstellen oder bearbeiten im Internet bereitgestellte Inhalte zunehmend selbst.

Als Beispiele dafür gelten Weblogs, Bild- und Videosharing-Portale wie Youtube oder Myspace. Auch die so genannten Wikis, Webinhalte, die nicht nur gelesen, sondern von der Nutzergemeinde entwickelt und online geändert werden können, gehören dazu. Paradebeispiel dafür ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia.

Das World Wide Web wird auch als Reise- und Einkaufs-Vorbereitung genutzt. Es unterstützt das tägliche Leben und wird weniger als Entdeckungs-Werkzeug verwendet wie man das bisher angenommen hatte.

E-Mail und Instant Messaging

E-Mail bezeichnet Stefana Broadbent als administrativen Kanal. Meist wird so mit Freunden, Vereinigungen oder Dienstleistungsanbietern kommuniziert. Oft werden auch Bilder, Witze, Präsentationen mit dem eigenen sozialen Netzwerk ausgetauscht.

Mit Instant Messaging (engl. für sofortige Nachrichtenübermittlung), lässt sich mit einer geeigneten Software, dem Instant Messenger, via Internet in Echtzeit mit anderen Teilnehmern kommunizieren (chatten, Videochats).

Die Generation “Silberhaar”

Die Forschenden unterscheiden spezifische Gruppen: Paare, Singles, Familien, Einzelpersonen, Alte, Junge. Zudem wurden verschiedene geografische Regionen berücksichtigt, wie Sprachregionen aber auch das Verhältnis Stadt-Land.

Als Beispiel für eine Spezialgruppe sei die so genannte Generation “Silberhaar” (im Volksmund die über 60-Jährigen) erwähnt. Auch dort stehen die modernen Kommunikationsmöglichkeiten hoch im Kurs: “Ich bin erstaunt, wie viele der neuen Medien von der älteren Generation genutzt werden. Man hört Radio via Internet oder betrachtet sich Familienfotos auf einem Online-Dienst und verschickt SMS an die Enkel”, sagt Stefana Broadbent.

Aber auch da sei es, wie fast immer, eine Frage der Motivation, sagt Broadbent. “Und eine 20-jährige Person ist meist mehr motiviert, ihre Bilder zu zeigen oder sich zum Tanzen zu verabreden als eine 60-jährige.”

swissinfo, Etienne Strebel

Ein Blick in die Zukunft der persönlichen Kommunikation erscheint schwierig. Trotzdem sind gewisse Trends erkennbar: Internet und mobile Kommunikation werden zusammenwachsen.

Wie das aussehen könnte, zeigt zurzeit der kürzlich lancierte mobile Dienst “phling!” der Firma oxysystems, der bei Swisscom-Mobile eine Testphase durchläuft.

Mit phling! kann man die gesamte, auf dem heimischen PC gespeicherte Musiksammlung auf dem Handy anhören. Dasselbe Verfahren funktioniert im Prinzip auch bei Bildern oder Textdokumenten.

Gleichzeitig kann man mit anderen Mitgliedern der phling!-Community kommunizieren, herausfinden, was diese für einen Musikgeschmack haben, sich deren Musiksammlung ansehen und – ihre Erlaubnis vorausgesetzt – Stücke daraus anhören.

Eine Zukunft haben solche Projekte allerdings nur, wenn die Mobiltelefonie-Anbieter ihre Übermittlungsgebühren radikal senken und so genannte Flatrates anbieten, mit denen sich günstig und ohne Limit Daten austauschen lassen.

Unter Konvergenz (lat. convergere: sich hinneigen) wird das Zusammenstreben und Aufgehen verschiedener Teilbereiche zu einem Ganzen bezeichnet.

Im Bereich der Telekommunikation konnte Konvergenz erreicht werden durch die weitgehende Digitalisierung aller Daten (Bild, Ton, Video, Schrift).

Digitale Inhalte können heute auf unterschiedlichsten Wegen und Medien übermittelt werden. Ausschlaggebend ist nur noch die Übermittlungskapazität.

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