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Kosovo: Armee-Kontrollen für die Sicherheit

Swisscoy-Soldaten bei einer Waffen-Kontrolle im Kosovo. swissinfo.ch

Der Einsatz der Schweizer Armee unterliegt einem stetigen Wandel. Der Schwerpunkt hat sich von Infrastruktur- auf Bewachungs-Aufgaben verschoben.

Das 12. Swisscoy-Kontingent kehrte am 6. Oktober in die Schweiz zurück. swissinfo hat es im Kosovo besucht.

Ein Rad-Schützenpanzer folgt einem Geländefahrzeug: So geht die mechanisierte Infanterie der Swisscoy auf Patrouille. Österreichische Soldaten bewachen Ein- und Ausgang des Militär-Camps. Sie kontrollieren minutiös: Anzahl Schusswesten, Helme, Gewehre, die Fahrbewilligung.

“Die sind wahrscheinlich erst gekommen”, kommentiert ein Schweizer. “Wir ‘Alten’ kennen uns.” Der Umgang unter den verschiedenen Nationen im Camp ist freundschaftlich.

Es ist Mittag. In den Dörfern, am Rand von Strassen, die diesen Namen nicht verdienen, winken Schulkinder. Sie haben keine Angst vor dem finsteren Auftritt und dem Lärm der grossen Dieselmotoren. Die Kfor-Truppen geniessen weitgehend die Sympathien der albanischen Mehrheit im Kosovo.

Autos nach Waffen durchsuchen

Bei einem Dorfausgang ist die Strasse gesperrt. Eine Brücke ist nicht passierbar. “Zu unserem Auftrag gehört auch die Kontrolle der Strassen draussen in den Dörfern und in den Bergen. Verbindungen sind in Krisensituationen vital”, erzählt ein Soldat. Er meldet die Sperrung der Funkzentrale.

Zurück auf der Hauptverkehrsader stoppt der Konvoi überraschend auf einem Parkplatz. Panzer und Geländefahrzeuge wenden und stellen sich schräg zur Strasse. Die Chauffeure bleiben am Steuer. Ein Soldat dirigiert ein Auto auf den Parkplatz.

Ausweiskontrolle, aussteigen, zurücktreten. Zwei Soldaten stellen mit Metall-Detektoren sicher, dass der Autofahrer keine Waffe trägt. Motorhaube, Türen und Kofferraumdeckel öffnen. Die Soldaten untersuchen das Auto nach Waffen. Alles in Ordnung, gute Fahrt! Gelassen steigt auch der Nächste aus seinem Auto.

Das Ganze dauert eine halbe Stunde. “Der Entscheid zu solchen Kontrollen fällt jeweils spontan”, erklärt der Offizier. “Wir kontrollieren eher neuere Fahrzeuge mit jüngeren Männern drin. Die allermeisten akzeptieren das Prozedere.”

“Die UNO-Beamten schauen zuerst für sich”

Nächste Station ist eine Schule: “Gesprächsaufklärung”, das heisst, Treffen mit Gemeindepräsidenten und andern Mandatsträgern, um so die Stimmung in der Bevölkerung und die Sicherheitslage zu eruieren. Der Direktor der Schule bittet uns in sein Büro.

Seine Probleme sind nicht erzieherischer, sondern praktischer Natur. Die Strasse ist immer noch nicht asphaltiert, die Abfallberge türmen sich, die letzten Monatslöhne stehen seit Wochen aus.

Niemand wisse, wer eigentlich verantwortlich sei, “die gut bezahlten UNO-Beamten schauen zuerst für sich”, kommentiert der Direktor. “Es wird uns erst besser gehen, wenn wir unabhängig sind und Investitionskredite beziehen können.”

Schutz der Minderheiten

Im März 2004 waren die Kfor-Truppen durch die blutigen Unruhen überfordert, der politische Aufbau-Prozess im Kosovo wurde empfindlich zurückgeworfen. Seither bildet die Überwachung von Demonstrationen und das Verhindern von Zusammenstössen zwischen verschiedenen Ethnien einen Schwerpunkt der Ausbildung.

Die mechanisierte Infanterie der Swisscoy ist nun mit Schutzschildern, Schlagstöcken, Helmen und Schutzpolstern ausgerüstet. Sie übt mehrmals wöchentlich den defensiven Umgang mit Demonstranten und das Auseinanderhalten der verschiedenen ethnischen Gruppen.

Heute allerdings ist keine Übung. Das Kfor-Kommando rechnet mit Demonstrationen für die Unabhängigkeit der Provinz Kosovo und möglichen Ausschreitungen gegen Minderheiten.

Das bedeutet erhöhte Alarmbereitschaft. Statt die Polizei-Ersatzfunktion zu üben, gehen die Schweizer in den Bergen ein Dorf mit einem serbischen Kloster bewachen.

Am nächsten Tag sind sie wieder zurück im Camp Casablanca. Die befürchteten Ereignisse sind ausgeblieben. Die Lage ist wieder “ruhig, aber nicht stabil”.

swissinfo, Andreas Keiser, Suva Reka

Das 1. Swisscoy-Kontingent kam am 8. Oktober 1999 im Kosovo an.

Das 13. Kontingent schloss seine Ausbildung in der Schweiz ab und nahm die Arbeit in Suva Reka auf.

Der Einsatz ist freiwillig.

Im Juni 2005 hat das Parlament das Mandat für diese Auslandeinsätze der Schweizer Armee bis Ende 2008 verlängert.

Das 200-köpfige Schweizer Kontingent ist der österreichisch geführten “Task Force Dulje” zugewiesen.

Gesamthaft zählen die multinationalen Truppen der Kfor (Kosovo Force) 20’000 Soldatinnen und Soldaten.

Die Provinz Kosovo ist seit 1999 ein UNO-Protektorat.

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