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Kudelski-Aktie abgestürzt

Kein Börsenliebling mehr: André Kudelski. Keystone Archive

Die Aktien des Technologie-Konzerns Kudelski stürzten an der Börse nach der Ankündigung eines möglichen Verlustes im freien Fall ab. Am Abend lag der Kurs um 35,5% unter dem Vortag.

Analysten geben dem ehemaligen Börsenliebling schlechte Noten.

Am Donnerstag hatte der Konzern mit Sitz in Lausanne eine Gewinnwarnung veröffentlicht: In den letzten Wochen seien ungewöhnlich geringe Bestellungen eingegangen und mehrere Kunden hätten spätere Liefertermine verlangt. Das habe zur Folge, dass die Gewinne der Gruppe neu auf 5 bis 25 Mio. Franken veranschlagt würden.

Wenige Stunden nach dieser Gewinnwarnung relativierte CEO André Kudelski in einer Telefonkonferenz nochmals: Nun schloss er sogar einen Verlust per Ende Jahr nicht mehr aus.

Bis dahin hatte Kudelski mit einem Gewinn von 120 bis 130 Mio. Franken gerechnet.

Aktien im freien Fall

Diese Ankündigungen wurden von der Finanz-Gemeinde durchwegs ungnädig aufgenommen: Die Kudelski-Aktie startete bei Handelsbeginn am Freitag mit über 42% im Minus bei 24 Franken. Im Lauf des Tages sackte sie auf den Tiefstkurs von 22,50 Franken, 45,8% unter den Vorabendkurs. Zum Schluss wurde ein Kurs von 26,75 Franken notiert – minus 35,5%.

Kudelski-Aktien wurden in rauen Mengen umgesetzt: Gehandelt wurden im Lauf des Tages gut 4,575 Mio. Stück, verglichen mit durchschnittlich rund 160’000 in den Vortagen.

Während Kudelski abstürzte, schloss der SMI Blue-Chips-Index rund 2% höher als am Vortag.

Vertrauen verspielt

“Die Investoren haben das Vertrauen verloren. Es ist schwierig zu verstehen, dass man mit einer solch dramatischen Gewinnwarnung erst zu so einem späten Zeitpunkt kommt”, sagte Chris Burger, Analyst der Bank Vontobel in der Tagesschau von SF DRS.

Das Finanzportal Moneycab ging ebenfalls hart ins Gericht mit dem Hersteller von Pay-TV-Sytemen und sprach vom “gefallenen Börsenengel in argen Nöten”.

Die Spezialisten monierten, wie es möglich sei, dass ein Geschäft innerhalb so kurzer Zeit einbreche, dass die Gewinn-Erwartungen um vier Fünftel zurück genommen werden müssten. Auch fragten sie, ob Kudelski nicht über genügend Frühwarnsysteme verfügt habe, um den Einbruch im Pay-TV-Geschäft zu erkennen oder ob das Klumpenrisiko seiner Kundschaft zu hoch sei.

Arbeitsplätze in Gefahr

Das Unternehmen habe keine Probleme in der Finanzkontrolle, versicherte Konzernchef André Kudelski. Aber im Geschäft mit TV-Zugangssystemen
könne der Aufschub einiger Aufträge oder deren Stornierung riesige
Wirkung erzeugen. Besonders in Europa habe sich das Geschäft
desaströs entwickelt, sagte er. Ein Arbeitsplatzabbau sei nun
nicht auszuschliessen.

Als erste Massnahme will Kudelski die finanzielle Unterstützung der Übernahme von DirecTV durch EchoStar reduzieren. EchoStar ist Kudelskis Hauptkunde in den USA.

swissinfo und Agenturen

Die Firma kürzt die Erwartungen um 100 Mio. und schliesst einen Verlust nicht aus.
Aktien fallen um fast 36%.
Das Vertrauen ist weg, meinen Analysten.

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