Im Rahmen des internationalen Projekts "Inside Out" des französischen Strassenkünstlers JR hat der bekannte Fotograf Mark Henley Porträts von 51 Asylsuchenden gemacht, die in Zivilschutzanlagen des Kantons Genf untergebracht sind. Die Plakate wurden auf den Boden geklebt. Allerdings blieben die Gesichter der Asylsuchenden nicht lange intakt… Länger zu betrachten sein werden sie in einer Ausstellung.
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Ist es ein Zeugnis der Ablehnung von Migranten und Flüchtlingen oder die unvermeidliche Folge der Standortwahl – ein verkehrsberuhigter Platz, den viele öffentliche Verkehrsmittel und Passanten nutzen? In der Nacht nach der Anbringung der 51 Porträtbilder mitten im Rond-Point de Plainpalais im Genfer Stadtzentrum wurden die Gesichter durch Passanten und den Regen zerfetzt oder gar ganz zerstört.
Laut dem Fotografen Mark HenleyExterner Link, zweifacher Gewinner des Swiss Press Photo Award, waren es vorsätzlich rassistisch motivierte Aktionen. Am Morgen danach platzierte er neue Aufnahmen am Boden. Einige Stunden später waren die Bilder bereits wieder ramponiert.
Die Koordinatorin des Projekts, das vom Genfer Hilfswerk Hospice généralExterner Link unterstützt wird, erklärt, dieses unglückliche Schicksal gehöre zum Konzept. “Wir waren uns bewusst, dass das passieren könnte. Einmal aufgeklebt, gehören diese Porträts der Allgemeinheit, wie das JRExterner Link in seinem internationalen Projekt vorgesehen hat”, so Kunsttherapeutin Jessica Tabary.
Doch ist es sinn- und respektvoll, Passanten die Möglichkeit zu geben, symbolisch über die Gesichter von Personen zu gehen, die in ihrem Leben im Exil bereits genug gelitten haben? Und das im Rahmen einer Woche der Sensibilisierung gegen Rassismus? Die Frage bleibt offen, auch wenn diese Aktion im öffentlichen Raum nicht das einzige Element des Projekts ist.
Schliesslich werden diese 51 Porträts trotz allen Widrigkeiten auch noch an einer Ausstellung zu sehen sein, die nächste Woche in der Galerie La Cave eröffnet wird. Sie werden begleitet von Selfies der Asylbewerber an verschiedenen Orten der Stadt und von Bildern der Fotografin Juliette Russbach, welche die Flüchtlinge mit verschiedenen Berufsgruppen zusammengebracht hat.
(Text: Frédéric Burnand; Bilder: Mark Henley/Panos Pictures, Frédric Burnand)
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