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Letzter Vorhang für Anne-Marie Blanc

Anne-Marie Blanc mit ihrer Enkelin Mona im Stück "Savannah Bay". swissinfo.ch

Die Grand Old Lady des Schweizer Films und Theaters verabschiedet sich von der Bühne.

Rund zwei Monate nach ihrem 85. Geburtstag tritt Anne-Marie Blanc am Sonntag im Zürcher Schauspielhaus in “Savannah Bay” zum letzten Mal auf.

Im Zweipersonenstück von Marguerite Duras brilliert Blanc seit Anfang Jahr als Schauspielerin “in der Pracht ihres Alters”, die mit ihrer Enkelin – gespielt von Blancs echter Enkelin Mona Petri- Fueter – über Liebe, Herkunft, Vergangenheit und Tod sinniert.

Nach Gastspielen in der ganzen Deutschschweiz feiert das Stück am Wochenende vom 20.11. und 21.11. Dernière am Pfauen.

Wie das Schauspielhaus mitteilte, wird Anne-Marie Blanc aber weiterhin mit Lesungen auftreten.

Anne-Marie Blanc hat über 200 Theaterrollen gespielt und in dreissig Filmen mitgewirkt. Trotzdem wird sie heute noch im Tram mit “Gilberte de Courgenay” angesprochen, der Rolle, die sie mit 21 Jahren berühmt gemacht hat.

Beinahe hollywoodreif

Geboren wurde sie am 2. September 1919 in Vevey. Nach der Matura nahm sie Schauspielunterricht unter anderem bei Ernst Ginsberg und kam schon mit 19 Jahren zum Ensemble des Zürcher Schauspielhauses.

Der dortige Regisseur Leopold Lindtberg verpflichtete sie im Jahr drauf für ihren ersten Film “Wachtmeister Studer*.

Neben dem Theater-Engagement folgten unter anderem die Filme “Die missbrauchten Liebesbriefe” (1940) und “Marie-Louise” (1944), ebenfalls mit Lindtberg, und “Gilberte de Courgenay” (1941) mit Franz Schnyder.

Bald kamen auch Rollenengebote aus dem Ausland: 1949 spielte sie an der Seite von Erich Stroheim in “On ne meurt pas comme ça” und im Jahr drauf in Harald Frenchs “White Cradle Inn”.

Einen Siebenjahresvertrag mit einem Hollywoodstudio schlug die dreifache Mutter aus Rücksicht auf ihre Familie aus.

Nachdem sie 1952 das Zürcher Schauspielhaus als Freischaffende verlassen hatte, trat sie vor allem in Deutschland und Österreich in renommierten Theatern und in Heimat- und Boulevardfilmen auf.

Im Alter immer besser

In den 70er-Jahren eröffnete ihr die neue Schweizer Filmregisseur- Generation weitere Möglichkeiten, so Beat Kuert mit “Nestbruch”, Marcel Schüpbach mit “L’allègement”, Daniel Schmid mit “Violanta” und Markus Fischer mit “Zimmer 36”.

Gleichzeitig wechselte sie auch im Theater ins “Charakter”-Fach. Ihre versoffene Mummy in Martin McDonaghs “Der Krüppel von Inishmaan” am Schauspielhaus Zürich 1997 war eine Sensation, aber ihre berührende Darstellung der Madeleine in “Savannah Bay” ist die Krönung.

swissinfo und Agenturen

Anne-Marie Blanc, die Grand Old Lady des Schweizer Films, wurde am 2. September 1919 geboren.
Sie wuchs in Bern auf.
Ihr grösster Filmerfolg war 1941 ihre Hauptrolle in “Gilberte de Courgenay” von Franz Schnyder. Damit begründete sie ihre nationale und internationale Film- und Schauspiel-Karriere.

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