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Libanon: Beschleunigte Ausreise von Schweizern

340 Schweizern und weitere Passagiere werden von der maltesischen "Fast Arrow" evakuiert. Keystone

Rund 340 weitere Schweizer sind Sonntag früh in einem vom Bund gecharterten Schiff aus Beirut in Larnaca in Zypern angekommen.

Diese Evakuierung fällt mit anderen ähnlichen Operationen zusammen. Zahlreiche Länder bringen Tausende von Landsleuten aus den Kampfzonen zwischen Israels Truppen und den Hizbollah-Milizen in Sicherheit.

Von Zypern aus sollen sie per Flugzeug in die Schweiz weiter reisen, wie das Aussenministerium mitteilte.

Die von der Schweiz gecharterte “Fast Arrow” lief am Samstag kurz nach 17.00 Uhr aus dem Hafen von Beirut aus.

An Bord befanden sich neben den 340 Schweizern mehrere Dutzend Angehörige anderer Staaten sowie medizinisches und konsularisches Personal. Das umfunktionierte maltesische Frachtschiff fasst insgesamt rund 500 Passagiere.

in Larnaca standen Fachleute aus dem Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und der Direktion für Entwicklungszusammenarbeit (DEZA) bereit, um die Passagiere in Empfang zu nehmen.

Es ist vorgesehen, dass die Rückkehrer am Sonntagabend in Zürich-Kloten landen werden.

Noch 50 bis 70 Schweizer sitzen im Süden fest

Mit dem jüngsten Transport haben nun insgesamt rund 850 Schweizer mit Hilfe des EDA den Libanon verlassen können. Weiteren Schweizer Staatsbürgern gelang es, auf eigene Faust auszureisen.

Noch immer heikel ist hingegen die Situation für rund 50 bis 70 Schweizer, die im stark bombardierten Süden des Landes festsitzen.

Toni Frisch, der Chef des Korps für humanitäre Hilfe (SKH), sagte in einem Interview der “Thurgauer Zeitung” vom Samstag, für sie gäbe es trotz aller Bemühungen noch keine Lösung.

Frisch will in den nächsten Tagen selber in den Libanon reisen, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Das SKH ist mit 14 Leuten in der zypriotischen Hafenstadt Larnaka im Einsatz. Laut SKH-Mitarbeiterin Fabienne Wiedler befinden sich unter den am Samstag Evakuierten 40 Kleinkinder und vier schwangere Frauen.

Israel öffnet humanitären Luft- und Seekorridor

Für Hilfslieferungen hat die israelische Armee am Samstag einen Luft- und Seekorridor für Hilfslieferungen geöffnet. Der 8 Kilometer breite und 80 Kilometer lange Korridor zum Hafen von Beirut sei offen für Schiffe und Helikopter, sagte ein Armeesprecher am Samstag.

“Alle Länder, die humanitäre Hilfe in den Libanon schicken wollen, können dies in Absprache mit Israel tun”, fügte der Sprecher hinzu. Die Öffnung erfolge als Reaktion auf “Anfragen und Berichte über Versorgungsengpässe”.

Die UNO und andere Organisationen hatten Israel zuvor gedrängt, humanitäre Hilfe für die Zivilisten im Libanon ins Land zu lassen.

Der UNO-Koordinator für Hilfseinsätze Jan Egeland hatte dabei auch die Wiedereröffnung des Flughafens Beirut sowie von Strassenverbindungen um die libanesische Hauptstadt gefordert.

Demonstrationen in der Schweiz

Gegen die israelischen Angriffe im Libanon sind in Genf am Samstag mehrere hundert Menschen auf die Strasse gegangen.

Organisiert wurde die Kundgebung von der Vereinigung “Recht für alle”, von verschiedenen linken Parteien sowie von palästinensischen und libanesischen Gruppierungen.

Bereits am Freitag hatte in Bern eine Kundgebung gegen die Militärschläge mit mehreren hundert Teilnehmern stattgefunden.

swissinfo und Agenturen

In den letzten 11 Tagen sind bereits mehr als 25’000 Personen evakuiert worden.
Laut einem zypriotischen Diplomaten erwartet die Insel bis 70’000 weitere Flüchtlinge.
838 Schweizer Staatsangehörige haben im Libanon gelebt, als Israel mit den Interventionen gegen die islamistische Hisbollah begann.
713 sind schweizerisch-libanesische Doppelbürger.
Personen, die sich über Verwandte im Libanon informieren möchten, können sich bei der Hotline erkundigen.
Täglich von 8 bis 21 Uhr, inklusive Samstag und Sonntag, Tel.: +41 31 325 33 33

Israel reagierte mit der Interventionen im Libanon, nachdem die Islamisten der Hisbollah zwei Soldaten entführt hatten.

Diese Angriffe haben bereits Hunderte von Toten und Verletzten gefordert.

Der Konflikt hat nun zum Exodus der in Libanon lebenden Ausländer und Touristen geführt und der meist zur See erfolgt.

Hisbollah und Israel haben bisher einen Waffenstillstand, wie er von der UNO verlangt wird, zurückgewiesen.

Am Samstag hat Israel, das eine Blockade über Libanon verhängt hat, einen humanitären Korridor zur Evakuation von Ausländern und für Hilfsgüter geöffnet.

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