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LLB verdient im ersten Semester über einen Drittel weniger – Neugeld stark (Zus)

Zürich (awp) – Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) ist im ersten Halbjahr durch die Folgen der Finanzkrise und das Tiefzinsniveau zurückgebunden worden. Unter dem Strich verdiente das Institut über einen Drittel weniger als im Vorjahr. Für das zweite Semester wird zwar eine Verbesserung in Aussicht gestellt, aber die LLB rechnet dennoch mit einem Jahresgewinn unter dem Vorjahr. Stark präsentierte sich hingegen der Neugeldzufluss.
Mit dem Erreichten zeigte sich das Management der LLB nur bedingt zufrieden. Trotz starkem Neugeldzufluss könne er angesichts des operativen Geschäfts mit dem Resultat nicht ganz zufrieden sein, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsleitung Josef Fehr am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Belastend hätten sich vor allem das tiefe Zinsniveau, die instabilen Finanzmärkte sowie das Finanzergebnis ausgewirkt.
Das historisch tiefe Zinsniveau dürfte gemäss LLB auch im zweiten Semester seine Spuren in der Rechnung hinterlassen. Die Bank rechnet daher mit einem Ergebnis für das Gesamtjahr, das unter demjenigen des Vorjahres ausfällt. Bisher sprach die Bank von einem Jahresergebnis auf Vorjahresniveau. Bestätigt wurden demgegenüber die mittelfristigen Finanzziele.
TRENDWENDE BEIM NEUGELDZUFLUSS
Optimistisch für das zweite Semester zeigt sich das Institut bezüglich Neugeld. Nach den erfreulichen Zuflüssen im ersten Semester, sei er zuversichtlich, dass auch per Jahresende ein gutes Ergebnis resultiert, meinte Fehr dazu.
Im ersten Halbjahr verbuchte das Institut insgesamt 1,5 Mrd CHF Nettoneugeld. Dazu haben nach Angaben der LLB alle Segmente einen Beitrag geleistet. Gute Zuwachsraten seien insbesondere in den Wachstumsmärkten zu beobachten gewesen, hiess es. Damit scheint das Institut die Trendwende geschafft zu haben, nachdem im Vorjahr im Zuge der Diskussionen um den Liechtensteiner Finanzplatz noch Gelder im Umfang von 0,3 Mrd CHF abgeflossen sind.
Der positive Effekt des Neugelds auf die Vermögensbasis wurde aber durch negative Währungs- und Börsenkurseffekte fast gänzlich wettgemacht: Mit 49,6 Mrd CHF verwaltete das Institut per Mitte Jahr fast gleichviel wie per Ende 2009.
DEUTLICH RÜCKLÄUFIGE ERTRÄGE – KOSTEN IM GRIFF
Weniger erfreulich präsentiert sich die Entwicklung auf operativer Ebene. Die Erträge aus dem Zinsengeschäft sanken angesichts der tiefen Zinsens um 19,6% auf 85,4 Mio CHF. Um fast die Hälfte schrumpfte gar das Handelsgeschäft auf 9,6 Mio CHF. Zusätzlich belastete das Finanzergebnis mit 4,1 Mio CHF die Rechnung.
Demgegenüber stieg der Erfolg aus dem Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft aufgrund der höheren Vermögensbasis um 4,8% auf 114,9 Mio CHF. Damit sank der Geschäftsertrag im Vorjahresvergleich um 16,8% auf 211,9 Mio CHF.
Im Griff hat die LLB gemäss eigener Aussage die Kosten, die trotz anhaltender Investitionen leicht auf 144,6 Mio CHF (-3,3%) zurückgingen. Trotzdem verschlechterte sich die Cost/Income-Ratio auf 68,3% nach 58,7% in der Vorjahresperiode. Die Tier 1 Ratio weist die Bank per Jahresmitte praktisch unverändert mit 13,6% aus.
Damit erzielte die LLB ein Konzernergebnis von 60,5 Mio CHF, was einem Rückgang von 36,5% entspricht. Für die Aktionäre resultierte unter dem Strich, d.h. nach Abzug der Minderheiten, ein Gewinn von 57,7 Mio CHF.
FINANZCHEF TRITT AB
Etwas überraschend gab die LLB auch den Rücktritt des bisherigen Stabsleiter Group Finance & Risk, Siegbert Näscher, per Ende August bekannt. Die Suche nach einem Nachfolger sei in vollem Gange und bereits in der Endphase, erklärte Fehr dazu.
AKTIEN MIT ABSCHLÄGEN
Die LLB-Aktien reagieren auf die enttäuschenden operativen Zahlen mit Abschlägen. Bis gegen 13.30 Uhr verlieren die Titel rund 2,7% auf 68,00 CHF, was dem bisherigen Tagestief entspricht. Der Gesamtmarkt (SPI) gewinnt derweil 0,41%. Gemäss Analysten präsentiert sich dem Investor ein gemischtes Bild. Während das Institut operativ um Längen hinter den Erwartungen zurückblieb, präsentiert sich der Neugeldzufluss über Erwarten stark.
pf/ra

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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