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Lloyds-Bank legt Milliarden für Schadensersatzansprüche beiseite – Riesenverlust

LONDON (awp international) – Schadensersatzansprüche von Kunden haben die teilverstaatlichte britische Grossbank Lloyds zu Jahresbeginn tief in die roten Zahlen gedrückt. Insgesamt seien wegen der mangelhaften Beratung beim Verkauf von Versicherungen Kompensationszahlungen 3,2 Milliarden Pfund (3,6 Mrd Euro) zurückgelegt worden. Der neue Unternehmenschef Antonio Horta-Osorio kündigte am Donnerstag in London an, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen zu wollen. Am Aktienmarkt sorgte die Nachricht für einen herben Rückschlag – das Papier der Bank fiel um rund sechs Prozent auf den tiefsten Stand seit Juli 2010.
Im April waren die britischen Banken mit einer Klage gegen Kompensationsregeln der Finanzaufsicht gescheitert. Konkret ging es um Lohnausfallversicherungen, die so genannten Payment Protection Insurances (PPI), die Banken ihren Kunden aufs Auge gedrückt haben sollen. Diese Kunden seien sich nicht bewusst gewesen, dass sie die Versicherungen auch von anderen Anbietern als ihrer Hausbank hätten erwerben können. Mit dem Produkt sollten sich die Kunden für den Fall absichern, dass sie bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit ihre Kreditkartenzahlungen und Hypothekenkredite nicht mehr hätten zahlen können.
Weiteres Ungemach droht Lloyds von der Bankenkommission. Diese fordert von dem Institut den Verkauf von weiteren 600 Teilunternehmen, um den künftigen anforderungen der europäischen Bankenregulierung zu erfüllen. Lloyds warnte nun, dass diese Einschätzung die Umsetzung der bisherigen Zusagen an die EU und die britische Regierung verzögern könnte. Immerhin gelang es Lloyds im ersten Quartal die Staatshilfen um 26,2 Milliarden Pfund auf 70,4 Milliarden zu reduzieren.
Im ersten Quartal stand wegen der Schadensersatzansprüche ein Minus von 2,4 Milliarden Pfund in den Büchern der Bank -vor einem Jahr hatte die in der Krise ins Straucheln geratene Bank einen Gewinn von 169 Millionen erzielt. In dem Fehlbetrag ist ausserdem erneut eine hohe Risikovorsorge enthalten. Diese stieg sogar überraschend im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 200 Millionen auf 2,6 Milliarden Pfund. Das waren 500 Millionen mehr als die Bank selbst erwartet hatte. Allein für mögliche Ausfälle wegen der Schuldenkrise in Irland verbuchte Lloyds 1,14 Milliarden Pfund.
Die Erträge gingen im ersten Quartal um 13 Prozent auf 5,2 Milliarden Pfund. Die Bank begründete dies mit geringen Margen, dem Verkauf von Geschäftsteilen und der geringen Nachfrage von Privatkunden nach Krediten.
Ende Februar hatte der glücklose Bankchef Eric Daniels das Unternehmen verlassen. Unter seiner Leitung war Lloyds durch die Immobilien- und Finanzkrise und die Übernahme des Konkurrenten HBOS, die von der Regierung forciert wurde, im Jahr 2008 ins Straucheln geraten. Schliesslich musste sie vom britischen Staat mit Milliardenhilfen gerettet werden. Durch Abschreibungen auf faule Kredite häuften sich in den Verluste in Milliardenhöhe an, 2010 verdiente Lloyds zumindest vor Steuern aber wieder Geld./enl/zb

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