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Lonza sieht sich auf Kurs – Franken und Rohstoffpreise als Belastung (Zus)

Basel (awp) – Der Lifesciencekonzern Lonza sieht sich auf Kurs. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben im ersten Quartal 2011 “starke” Umsätze erzielt, wurde jedoch vom starken Schweizer Franken sowie von steigenden Rohstoffpreisen beeinträchtigt. Der Druck auf die Margen sei hoch. An den Zielen für das laufende Jahr hält der weltgrösste Pharmaauftragshersteller dennoch fest. Die Anleger sind nicht zufrieden und schicken die Lonza-Aktien in die Tiefe.
“Der Himmel hier ist strahlend blau, es ziehen aber schnell einige dunkle Wolken herein”, verglich Konzernchef Stefan Borgas an einer Telefonkonferenz zum Q+-Update das aktuelle Wetter mit der Situation bei seinem Unternehmen. Die grundlegende Geschäftsentwicklung verlaufe planmässig und alle Bereiche hätten von höheren Umsätzen und wachsenden Produkte-Pipelines profitiert. Zudem seien die Kostensparprogramme termingerecht abgeschlossen worden.
STARKER FRANKEN UND ROHSTOFFKOSTEN
Der negative Wechselkurseffekt aus der Umrechnung des starken Schweizer Frankens habe im ersten Jahresviertel auf Stufe EBIT mit 15 Mio CHF zu Buche geschlagen, erklärte Finanzchef Thoralf Haag. Die Situation habe sich Vergleich zu 2010 deutlich akzentuiert, als der EBIT im gesamten Jahr von Wechselkurseffekten um 28 Mio CHF geschmälert wurde.
Dazu kommen steigende Rohstoffkosten; diese haben die EBITDA-Marge der besonders stark betroffenen Division Life Science Ingredients (LSI) um drei Prozentpunkte geschmälert. Das Problem wird von Lonza mit eigenen Preiserhöhungen adressiert. Die steigenden Preise können aber lediglich mit einer Verzögerung von drei bis vier Monaten weitergeben werden. Ob der Einfluss auf die Marge in den nächsten Quartalen mit diesen Massnahmen wieder abnimmt, hängt Haag zufolge stark von der weiteren Entwicklung der Rohmaterialien ab.
STÄRKERE ZWEITE JAHRESHÄLFTE – GUIDANCE BEKRÄFTIGT
Daher erwarte Lonza ein schwächeres erstes Halbjahr als im Vorjahr, als 173 Mio CHF erwirtschaftet wurden. Haag zufolge wird das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte 2011 einen bedeutend grösseren Teil des operativen Gewinns erwirtschaften. Der Finanzchef geht davon aus, dass im ersten Semester zwischen einem Drittel und 40% des EBIT anfallen werden.
“Abgesehen von diesen externen Herausforderungen halten wir an unserem Ausblick für das EBIT-Wachstum 2011 in konstanten Wechselkursen gerechnet fest”, sagte Borgas am Mittwoch weiter. Denn er sei zuversichtlich, dass Lonza in der Lage sein wird, die höheren Rohstoffkosten via Preiserhöhungen voll zu kompensieren.
UN-EMBARGO ALS WEITERE BELASTUNG
Ein spezielles Problem könnte Lonza dereinst erwachsen, wenn die UN-Sanktionen gegen Libyen länger bestehen bleiben. Denn das Produktionswerk Visp im Kanton Wallis bezieht von der Tamoil-Raffinerie in Collombey verschiedene Nebenprodukte aus der Rohölaufbereitung. Tamoil hat nach den Sanktionen den Betriebsunterbruch der Raffinerie vom Juni auf April vorgezogen.
“Noch sind wir in der Lage, diese Produkte andernorts zu beschaffen. Die Situation könnte aber zu einem Problem für uns werden, wenn die Sanktionen länger bestehen”, erklärte Borgas.
AKTIE AUF DEN VERKAUFSZETTELN
Die Lonza-Aktien krebsen um 16.15 Uhr mit einem massiven Abschlag von 5,8% auf 72,70 CHF am Tabellenende der Schweizer Blue Chips. Der am Swiss Market Index (SMI) gemessene Gesamtmarkt rückt derweil 0,27% vor.
Analysten bemängeln insbesondere den verhaltenen Ausblick. Die Schätzungen vieler Experten hätten sich in der Rückschau als deutlich zu hoch erwiesen, weshalb einschneidende Abwärtsrevisionen zu erwarten seien.
ra/cc

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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