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Medien: Freispruch gegen Ex-Innenminister in Türkei aufgehoben

ARCHIV - Eine Frau, die eine Maske trägt, geht in Istanbul an einer türkischen Flagge vorbei.(Symbolbild) Foto: Emrah Gurel/AP/dpa Keystone/AP/Emrah Gurel sda-ats

(Keystone-SDA) In der Türkei soll ein Prozess gegen einen ehemaligen Innenminister und weitere Angeklagte im Zusammenhang mit ungeklärten Morden in den 90er Jahren neu aufgerollt werden. Wie türkische Medien am Sonntag berichteten, hob das Berufungsgericht in Ankara die Freisprüche gegen insgesamt 18 Angeklagte auf. Das Urteil sei schon im April gefallen, berichtete das Online-Medium T24. Den Angeklagten, darunter dem ehemaligen Innenminister Mehmet Agar, wird demnach vorgeworfen, in den 90er Jahren in ungeklärte Mordfälle verwickelt gewesen zu sein. Einer der Opfer war Savas Buldan, der Ehemann der heutigen Chefin der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP, Pervin Buldan. Die Beschuldigten waren 2019 freigesprochen worden.

Ungeklärte Morde kamen auch in einem neuen Video zur Sprache, das der flüchtige Mafiaboss Sedat Peker am Sonntag veröffentlichte. Peker sorgt seit Wochen in der Türkei mit Youtube-Videos für Aufregung, in denen er unter anderem dem amtierenden Innenminister Süleyman Soylu Verbindungen zur organisierten Kriminalität unterstellt. Peker erhebt auch immer wieder Vorwürfe gegen Ex-Innenminister Agar.

In der Veröffentlichung am Sonntag unterstellte er Agar etwa, in die Morde an dem türkischen Journalisten Ugur Mumcu und dem türkisch-zypriotischen Journalisten Kutlu Adali verwickelt gewesen zu sein. Beide waren in den 90er Jahren getötet worden. Der Türkei-Vertreter der Organisation Reporter ohne Grenzen, Erol Önderoglu, forderte eine Untersuchung von Pekers Vorwürfen.

In seinem neuen Video behauptete Peker auch, ein Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Binali Yildirim und Agar seien in den internationalen Drogenschmuggel verwickelt. Beweise für die Anschuldigungen gibt es nicht. Die Videos stossen in der Türkei auf riesiges Interesse und wurden millionenfach geklickt.

Agar war 1996 in Folge des sogenannten Susurluk-Skandals als Innenminister zurückgetreten. Damals waren durch einen Verkehrsunfall nahe Susurluk in der Westtürkei Verbindungen zwischen dem rechtsextremen Untergrund und dem Staatsapparat bekannt geworden.

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