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Mehr als nur das Uhrwerk aus der Schweiz

Schweizer Uhrenindustrie will "swiss made" besser schützen. Keystone

Die Schweizerische Uhrenindustrie will der Herkunftsbezeichnung aus Schweizer Fabrikation mehr Gewicht verleihen und die Kriterien dafür verstärken.

Wo “swiss made” drauf steht, sollen auch massgebliche Leistungen in der Schweiz erfolgt sein.

Uhrenverbandspräsident Jean-Daniel Pasche befürchtet, dass das wertvolle Prädikat sonst geschädigt wird. “Viele grosse Marken befürchten, dass das Label ‘swiss made’ in den Augen der Konsumenten entwertet wird”, sagte Pasche in einem Interview mit der SonntagsZeitung.

Die aus dem Jahre 1971 stammende und l972 in Kraft getretene Verordnung des Bundesrates beziehe sich alleine auf das Uhrwerk. Gehäuse, Zifferblatt und Zeiger könnten nach Belieben ausländischer Herkunft sein, Hauptsache, 50 Prozent der Uhrwerkskomponenten stammten wertmässig aus Schweizer Fabrikation, sagte Pasche. Der Konsument kaufe aber eine fertige Uhr, nicht ein Uhrwerk.

Keine Ausreden

Mindestanforderungen wären es, wenn sie sich auf das Endprodukt beziehen würden – so wie bei allen übrigen Produkten, die dem Markenrecht unterworfen seien, sagte Pasche weiter.

Marken des mittleren und unteren Segments dürfte es schwer fallen, sich im Einkauf nach Schweizer Alternativen umzusehen, räumte Pasche ein. Das dürfe aber keinen Ausrede sein, um die Hände in den Schoss zu legen.

Laut Pasche hat sich der Verband der Uhrenindustrie mit grossem Mehr für eine Verschärfung ausgesprochen. Er wird am kommenden Donnerstag an der Generalversammlung darüber entscheiden.

Eigentlich seien sich alle einig darüber, dass Handlungsbedarf bestehe. “Die Frage ist nur, wie stark die Schraube angezogen werden soll”, sagte Pasche.

“Exzessiver Missbrach” möglich

Die bestehenden Richtlinien seien ungenügend, sagte auch Swatch-Präsident Nicolas Hayek in einem Interview mit der Westschweizer Zeitung Le Temps vom Samstag.

Im globalen Zusammenhang eröffneten sie die Möglichkeit von zum Teil exzessiven Missbrauch. Die Überarbeitung sei nötig, um die Authentizität und die Glaubwürdigkeit zu erhalten, sagte Hayek.

Klare Kriterien

Um künftig die Herkunftsbezeichnung “swiss made” benützen zu dürfen, sollen bei mechanischen Uhren mindestens 80 Prozent der Fabrikationskosten in der Schweiz erfolgt sein, bei elektronischen Uhren wird die Schwelle bei 60 Prozent angesetzt. Zudem sollen die technische Konstruktion und der Prototyp einer Uhr in der Schweiz erfolgt sein.

Swatch-Chef Hayek äusserte sich zuversichtlich, dass die Verschärfung des Reglements durchkommen wird. Er wies darauf hin, dass die neue Bestimmung nicht sofort in Kraft gesetzt werde. Die Uhrenfabrikanten erhielten noch Zeit, um sich anzupassen.

Es gehe darum, eine Industrie und ein ausserordentliches Know-how zu sichern, das heute durch Kopien und Fälschungen gefährdet sei. Wenn die verschärften Bestimmungen von Swiss Made nicht angenommen würden, so sei mittelfristig durch das Wachstum der asiatischen Konkurrenz die Schweizer Uhrenindustrie mit heute über 44’000 Mitarbeitenden sowie ihre Zulieferer gefährdet, sagte Hayek.

swissinfo und Agenturen

Die Schweizer Uhrenexporte haben 2006 einen neuen Rekordwert erreicht.

Gemäss Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) wurden für 13,7 Mrd. Fr. Uhren exportiert, 10,9% mehr als 2005.

Allein im Dezember 2006 stiegen die Exporte um 3,3% auf 1,259 Mrd. Fr. an.

Die Uhrenindustrie ist eine der wichtigsten Exportbranchen der Schweiz.

Sie ist hauptsächlich in den Kantonen Neuenburg, Bern, Genf, Solothurn, Jura und Waadt domiziliert.

Nach dem Höhepunkt in den späten 1960er-Jahren mit 90’000 Beschäftigten und mehr als 1500 Betrieben brachen die Umsätze auch wegen der fernöstlichen Quarz-Uhren-Konkurrenz drastisch ein.

Zu Beginn der 1980er-Jahre beschäftigte die Branche noch 30’000 Angestellte in 500 Betrieben.

Der Wiederaufschwung kam mit der Lancierung der Billigmarke Swatch.

In den vergangenen Jahren erlangte auch die Produktion von Luxusuhren wieder eine grosse Bedeutung.

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