Mehr verdient als die Europa League
(Keystone-SDA) Der Traum der Young Boys von magischen Nächten in der Champions League ist vorerst vorbei. Das Playoff-Aus gegen Roter Stern Belgrad tut weh, weil es alles andere als zwingend war.
Gerardo Seoane hatte als Coach der Young Boys kaum Gelegenheit, den Umgang mit Niederlagen zu erlernen. Erst acht Mal musste er sich seit Juli 2018 als Übungsleiter in Bern zu einer solchen erklären. Also sprach Seoane im Medienzentrum des Belgrader Rajko-Mitic-Stadion von einem «Schlag ins Gesicht», als er Stellung zu seiner bisher grössten Niederlage bei den Young Boys nehmen musste. Eine Niederlage, ohne dass sein Team ein Spiel verloren hat. Und doch, da liess Seoanes Gesicht wenig Zweifel zu, eine Niederlage, die weh tut. Weil sie unnötig war, weil seine Spieler mehr verdient hätten, «das eine oder andere Tor» mehr, sagte Seoane.
Ein weiteres Tor hätte YB zur Teilnahme an der Champions League gereicht. Diese wäre die Belohnung für ein junges Team gewesen, das Chuzpe und spielerische Klasse bewiesen hat. Das Hinspiel in Bern endete 2:2, ein Resultat, das den Gästen von Roter Stern schmeichelte. Mit zwei Toren und «sechs bis acht weiteren guten Torchancen» fabrizierte die YB-Offensive im Stade de Suisse mächtig Output, nur war der grosse Teil davon nicht von nachhaltigem Wert. Beim 1:1 im Rückspiel waren die Young Boys wieder nicht das schlechtere Team, so viele Topchancen wie in Bern musste Roter Stern dem Gegner allerdings nicht mehr zugestehen.
Der Matchplan von YB in Belgrad war ebenso klar wie simpel: Cool bleiben. Sich von der Stimmung nicht beeindrucken lassen und selber rasch ins Spiel finden, ohne gleich alles zu riskieren. Das Team habe von Beginn weg einen guten Job geleistet, sagte Seoane, auch wenn es eine halbe Stunde bis zum ersten Torschuss dauerte: «Wir haben in der ersten Halbzeit viele Fehler beim Gegner provoziert und gelbe Karten herausgeholt.» Erneut hat das neu zusammengestellte Team Charakter bewiesen. Aber es habe eben auch offen gelegt, woran noch gearbeitet werden müsse, sagt Seoane. «Wir waren nicht effizient genug, und auf den letzten Metern zu ungenau.» Bereits am Sonntag werde sein Team versuchen diese Dinge umzusetzen.