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Mietzinse bleiben hoch

Trotz zweier kräftiger Leitzinssenkungen durch die Schweizerische Nationalbank innerhalb weniger Monate hat sich an der Hypozins-Front nichts getan.

Die Nationalbank hat am vergangenen 7. Dezember sowie am 2. Mai das Zielband für den Dreimonate-Libor um jeweils 0,50 Prozentpunkte gesenkt. Seither situiert sich das Zielband auf dem äusserst tiefen Stand von 0,75 bis 1,75 Prozent.

Den Frankenkurs im Visier

Trotz dieser Leitzinssenkungen hat keine einzige Bank ihren Zinssatz für variable Wohnbauhypotheken nach unten angepasst. Der Hypozinssatz beträgt seit dem vergangenen Herbst 4 Prozent bei den Kantonalbanken und 3 3/4 Prozent bei der Migrosbank.

“Es wird kaum zu Hypozinssenkungen kommen, weil die Lockerung der Zinszügel durch die Nationalbank allein in der Absicht erfolgte, den Kurs des Frankens gegenüber dem Euro zu senken. Eine Anhebung des Zielbandes für den Libor könnte daher sehr rasch erfolgen”, sagte Daniel Herrera, Sprecher der Waadtländer Kantonalbank (BCV), auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Hauseigentümer allein auf weiter Flur

Seit der letzten Leitzinssenkung durch die Nationalbank im vergangenen Mai hat denn auch allein der Hauseigentümerverband Schweiz (HEV) eine Zurücknahme der Hypozinsen gefordert. Der HEV erhielt keine Schützenhilfe, auch nicht vom Mieterverband.

Rudolf Strahm, Zentralpräsident des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbandes, erklärt dazu: “Das Niveau der Hypozinsen ist gegenwärtig sehr tief. Wenn wir von den Hauseigentümern Mietzinssenkungen fordern, werden diese die nächste Anhebung der Hypozinsen dazu ausnützen, eine umso kräftigere Mietzinserhöhung durch zu setzen.”

Den Mietern gehe es bei den Hypozinsen in erster Linie um ein tiefes und stabiles Niveau. “Wir sehen Fluktuationen nicht gerne, weil sich diese in der Regel zu Ungunsten der Mieter auswirken”, sagte Strahm weiter.

Preisüberwacher: Kein Handlungsbedarf

Im Gegensatz zum letzten Herbst, als Preisüberwacher Werner Marti lautstark eine Senkung der Hypozinsen gefordert hatte, sieht er heute keinen Handlungsbedarf. Er stellt zwar fest, dass die Margen im Hypozinsgeschäft “leicht gestiegen” seien, doch dränge sich eine Senkung des Zinssatzes “nicht a priori” auf.

Marti geht davon aus, dass die Nationalbank mittelfristig die Zinszügel wieder anziehen wird. Im weiteren vertritt er die Meinung, dass die gegenwärtig angewandten Hypozinssätze nicht überrissen seien.

Zur Erinnerung: Anfang 1999 hatten die Kantonalbanken der Deutschschweiz den Zinssatz für variable, erstrangige Wohnbauhypotheken bis auf 3 3/4 Prozent zurückgenommen.

swissinfo und Agenturen

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