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Millionen-Busse für Holcim in Ecuador

Druck auf Holcim nimmt in Ecuador zu (Bild: Werk Siggenthal/Aargau). Keystone

Der Schweizer Zementkonzern muss seinen Angestellten im südamerikanischen Land 36 Mio. Franken nachzahlen. Ein Gericht hat dies entschieden.

Zwei Wochen vorher hatte der ecuadorianische Präsident Rafael Correa Holcim und den französischen Konzern Lafarge beschuldigt, im Zementmarkt monopolitische Praktiken anzuwenden.

Das Urteil gab am Mittwoch der ecuadorianische Staatsanwalt Xavier Garaicoa bekannt. Er verhängte die saftige Busse auf Antrag des Arbeitsministeriums. Holcim muss die Summe nun bei der Zentralbank des Landes hinterlegen.

Auslöser der Busse war, dass der Schweizer Zementriese seinen Mitarbeitern nicht wie vereinbart 15% des Gewinns ausschüttete. Und das in den Jahren 1999 bis 2003.

Der Konflikt zwischen Holcim und den Zementarbeitern hat seine Wurzeln in der Umstrukturierung des ecuadorianschen Unternehmens Cemento Nacional, das 1995 von Holcim übernommen worden war.

Recht auf Gewinnbeteiligung

Im Zuge dieser Umstrukturierung kam es zu Entlassungen von Mitarbeitern. Diese wurden anschliessend durch Temporärkräfte ersetzt. Dadurch kamen Arbeiter nicht in den Genuss der vereinbarten Gewinnbeteiligung von 15%.

2004 reichte eine Gruppe Holcim-Angestellter Klage ein. Der Fall blieb darauf für Jahre schubladisiert, bis im Januar dieses Jahres der Sozialist Rafael Correa neuer Präsident des Landes wurde.

Im Juli kam dann für die Kläger der gute Bescheid von Arbeitsminister Antonio Gagliardo, dass Holcim nachträglich den Arbeitern ihre Gewinnbeteiligung auszahlen muss.

Kampf gegen Monopol

Zwei Wochen zuvor hatte Correa die Unternehmen Holcim und Lafarge scharf kritisiert. “Zement ist in Ecuador sehr teuer. Die Unternehmen haben Monopolcharakter, was empörend ist”, sagte er in einer Radioansprache. Berechnungen hätten ergeben, dass Holcim eine Rendite von 100% erziele.

Correa kündigte an, dass er ein Gesetz vorantreiben werde, mit dem sämtliche monopolistischen Praktiken gegen den freien Markt ausgemerzt werden sollten.

Er schlug zudem die Gründung einer Zementholding vor, an der sich auch private Firmen beteiligen können. Ziel ist die Konkurrenzierung der beiden marktbeherrschenden Unternehmen und die Senkung der Preise.

Holcim bleibt gelassen

Der Schweizer Zementmulti reagiert gelassen auf diese Ankündigungen. “Ein Kartellgesetz nützt nicht nur der Zementbranche, sondern allen Beteiligten”, sagt Peter Gysel, Sprecher von Holcim Ecuador, gegenüber swissinfo. Es hätte auch positive Auswirkungen auf die Produktionsbedingungen generell.

Zum Vorwurf bezüglich Preisabsprachen zwischen Holcim und Lafarge versichert Gysel, dass sich das Unternehmen an strikte interne Richtlinien halte, welche jede Form von Absprache mit der Konkurrenz verbieten würden.

swissinfo und Agenturen

Holcim-Zahlen 2006:
Reingewinn: 2,1 Mrd. Franken (+ 39,2%)
Betriebsgewinn: 4,4 Mrd. Franken (+ 32,2%)
Umsatz: 23,9 Mrd Franken (+ 29,8%)

Holcim, der zweitgrösste Zementkonzern der Welt, ist aus der ehemaligen Holderbank hervorgegangen. Diese wurde 1912 gegründet. Geschäftssitz ist Jona (St. Gallen).

Das Unternehmen hat seine Expansion ins Ausland in den 1920er-Jahren begonnen, als der Schweizer Markt für seine Ziele zu eng wurde.

Der multinationale Konzern, der seit 2001 Holcim heisst, ist heute in über 70 Ländern auf allen fünf Kontinenten präsent. Er beschäftigt rund 89’000 Mitarbeiter, davon 1300 in der Schweiz.

Holcim ist eines der Schwergewichte an der Schweizer Börse. Der Konzern steht bezüglich Kapitalisierung an zehnter Stelle.

Das Unternehmen produziert im wesentlichen Zement, Beton und Aggregate, das heisst alles, was im Zement enthalten ist, vom Sand bis zum Kies.

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