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Mit Bildern “Nachhaltigkeit” erklären

Einheimisches Holz: auch ökonomisch ein Mehrwert. biosphaere.ch

Zwei Schweizer Randregionen stehen seit 2001 unter dem Schutz der Unesco und haben sich zum Schutz der Landschaft und zu Nachhaltigkeit verpflichtet.

Die interaktive Ausstellung “Die Kraft der Bilder” geht der Frage nach, wie Bilder den Prozess der Nachhaltigkeit vermitteln.

Hinterland, Voralpen, Landstrassen, Regionalzüge: Das Entlebuch hat keine starken Standort-Argumente. Beachtlich sind hingegen die Naturschätze, also das intakte Landschaftsbild und die Pflanzen- und Tierwelt.

Die Arbeitsplätze im Entlebuch sind seit Generationen eng mit der Landschaft verbunden. Landwirtschaft, Gewerbe und Tourismus sind die tragenden Wirtschaftszweige. Bei eidgenössischen Abstimmungen stimmt das katholische Luzerner Hinterland stramm konservativ ab.

Die Hochgebirgslandschaft Jungfrau-Aletsch-Bietschorn liegt auf den Territorien von Berner- und Walliser-Berggemeinden, welchen die suboptimalen Standortbedingungen ebenfalls nicht das gewünschte Wirtschaftswachstum und einen hohen Steuerfuss bescheren.

Mehrheiten für den Naturschutz

Das Entlebuch ist seit 2001 ein Biosphärenreservat der Unesco. Die Jungfrau-Aletsch-Bietschorn-Region ist im selben Jahr als erstes Alpengebiet überhaupt in das prestigeträchtige Welt-Naturerbe der Unesco aufgenommen worden.

In beiden Fällen stehen mit Landschaftsschutz, Erhaltung der natürlichen Vielfalt und nachhaltige Nutzung, Anliegen im Zentrum, welche in den Augen weiter Bevölkerungskreise eine touristische oder wirtschaftliche Entwicklung behindern und damit das Einkommen schmälern und den Paragraphenwald wuchern lassen. Dennoch haben die beiden Projekte in den betroffenen Gemeinden Mehrheiten gefunden.

Nicht nur intakte Landschaften

Dabei haben die Lokalzeitungen Entlebucher Anzeiger und Walliser Bote eine entscheidende Rolle gespielt, zumal es vor den Abstimmungen keine Inserate- oder Plakatkampagnen gab. Geographen der Universität Zürich sind der Frage nachgegangen, wie die lokalen Medien das Thema fotografisch vermittelt haben.

Der Walliser Bote setzte klar auf Bilder von intakten Naturlandschaften. Kristallklare Seen mit sich spiegelnden Bergspitzen, Bergbäche, der Aletschgletscher, Lärchen und blaue Himmel. “Das Weltnaturerbe wurde im Walliser Boten inszeniert, als ob das Zielpublikum nicht die einheimische Bevölkerung ist, sondern potenzielle Touristen”, kommentiert Urs Müller vom Geographischen Institut der Universität Zürich.

Der Entlebucher Anzeiger zeigte hingegen keine romantischen Moorlandschaften, sondern spielende Kinder vor einem profanen Wohnblock, einen Käser beim Käsen, Sägereiarbeiter, eine Schafherde, Schneekanonen und Bergbahnen.

Die Redaktion wollte aufzeigen, dass die Naturschätze ein grosses Entwicklungs-Kapital darstellen und alles vermeiden, was den Eindruck hätte entstehen lassen können, das Projekt Biosphärenreservat könnte den Fortschritt bremsen.

Spielerischer Parcours

Die Ausstellung “Kraft der Bilder” im Schweizerischen Alpinen Museum Bern geht der Frage nach, wie Bilder das Abstimmungsverhalten des Stimmvolks beeinflussen. Auf einem spielerisch angelegten Parcours entscheiden sich die Besucherinnen und Besucher, welchem Wegsweiser sie folgen wollen.

Die Wegweiser enthalten Bilder aus den Kampagnen des Entlebucher Anzeigers und des Walliserboten, also Fotos, welche die Schönheit der Landschaft zeigen oder eben so genannte Kulturbilder, welche dem abstrakten Begriff der Nachhaltigkeit ein Gesicht geben.

Die Besucher können sich auch verschiedene “Brillen” aufsetzen und stellen so fest, dass der Weg ein anderer ist, wenn sie sich von Argumenten des Tourismus, der industriellen oder landwirtschaftlichen Produktion oder des Naturschutzes leiten lassen.

swissinfo, Andreas Keiser

Das Entlebuch ist das erste Biosphärenreservat der Unesco in der Schweiz.

Geschützte Gebiete sind unter anderen der Napf mit seinen Schluchten-Wäldern, die Schrattenfluh, eines der grössten Karstgebiete in den Voralpen und die Moorlandschaften.

Mit dem Label “Echt Entlebuch” werden regionale Produkte und touristische Angebote ausgezeichnet, welche die Nachhaltigkeits-Kriterien erfüllen.

Das Welterbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn umfasst eine Fläche von 539 km2.

Dazu gehören die Bergwelt von Eiger, Mönch und Jungfrau, der grosse Aletschgletscher, der Aletschwald, das Baltschiedertal und die Felsensteppe rund um das Bietschhorn.

Kraft der Bilder – die Ausstellung in Bern dauert bis zum 13. August 2006.

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