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Mit dem Hydropter in die Zukunft abheben

Testfahrt oder Testflug? Der Hydropter in der Bucht von Quiberon (F). Jean-Marie Liot/DPPI

Das Segelschiff der Zukunft, der Hydropter, soll ab 2008 mit der Rekord-Geschwindigkeit von 90 Kilometern pro Stunde über den Genfersee "fliegen".

In das Projekt involviert ist unter anderen auch die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Lausanne, die bereits den Bau des Rekord-Seglers Alinghi unterstützt hat.

Ein Schiff konstruieren, das fliegt. Dieser Traum begleitet den 44-jährigen Franzosen Alain Thébault bereits seit vielen Jahren. Der Hydropter, ein dreirumpfiges Tragflächenboot, kommt seinem Ideal bereits sehr nahe.

Seit 20 Jahren wird an Segelschiffen dieser Art geforscht und getüftelt. Sie sind an den äusseren Rümpfen mit einer Art Flügelspitzen ausgestattet. Ein wenig Wind reicht, um solche Trimarane über die Wasseroberfläche zu heben.

Damit wird das Wasser nur noch von den Flügelspitzen berührt. Resultat: Der Reibungswiderstand wird erheblich reduziert wie auch der Widerstand durch den Wellengang.

Erfolgreicher Prototyp

Einen weiteren Beweis für das Funktionieren dieser Technologie hat Thébault im letzten Sommer vor der bretonischen Küste geliefert. Mit einem neuen Prototyp des Hydropters erreichte er Höchstgeschwindigkeiten von gegen 80 Kilometern pro Stunde (42 Knoten).

So brauchte er für die Überquerung des Ärmelkanals nur 34 Minuten. Damit unterbot er die mythische Zeit des Fliegers Louis Blériot, der 1909 rund 37 Minuten für die Kanalüberfliegung brauchte.

Weiter pulversierte er den bisherigen Rekord von 29 Knoten für für die Wasserüberquerung des Kanals, welcher von Jean Le Cam mit seinem Trimaran Bonduelle gehalten wurde.

Technologie-Sprung dank ETH

Um hohe Geschwindigkeiten erreichen zu können, müssen die verwendeten Materialien besonders leicht und widerstandsfähig sein. Deshalb sind Schiff und Rumpf vollständig aus dem ultraleichten Karbon gefertigt.

Bei einer Geschwindigkeit von 40 Knoten sei das Wasser hart wie Beton, so Alain Thébault kürzlich bei der Vorstellung des Projekts. Bei solchen Bedingungen müsse ein Tragflügel einem Druck von rund 30 Tonnen standhalten.

Durch die Zusammenarbeit mit der ETH Lausanne werde der Hydropter einen technologischen Sprung nach vorne machen, erklärte Thébault.

Für die ETH, welche bereits das Team Alinghi beim America’s Cup oder Bertrand Piccard beim Bau seines Solarflugzeuges unterstützt, bilde das Hydropter-Projekt eine “aussergewöhnliche Chance”, sagte ETH-Vizepräsident Jan-Ander Manson.

Finanzierungen und Partnerschaften

Rund 10 Forschungslabors sind am Projekt beteiligt. Computersimulationen und Optimierungen der Werkstoffe stammen von der ETH.

Weitere Partnerschaften bestehen mit der EADS, der European Aeronautic Defence and Space Company mit ihren Airbus-Produktionszentren sowie mit ALSTOM, einem Konzern, der weltweit bei der Energie-Erzeugung und im Schienen- und Schiffsbau tätig ist.

Das Schweizer Hydropter-Projekt wird finanziell unterstützt von segelbegeisterten Genfern wie dem Bankier Thierry Lombard oder dem Industriellen Patrick Firmenich. Über die Höhe der Zuwendungen schweigen sich die Parteien aus.

Rekord-Jagden

Ende August soll die jüngste Hydropter-Generation vom Stapel laufen. Mit diesem Boot will Thébault mit seiner Mannschaft im nächsten Frühling von New York aus den Geschwindigkeitsrekord über 24-Stunden brechen sowie als schnellstes Segelschiff den Atlantik überqueren.

Mit dem Bau des Genfersee-Hydropters soll Ende 2007 begonnen werden. Der Trimaran soll ab 2008 auf dem Léman kreuzen. Ab 2009 sollen damit Rekordgeschwindigkeiten von bis 90 Kilometern pro Stunde erreicht werden.

In weiterer Zukunft plant das Team um Thébault einen Maxi-Hydropter. Damit will man den absoluten Traumrekord in Angriff nehmen: rund um die Welt in weniger als 40 Tagen!

swissinfo und Agenturen

“Hydro” – stammt aus dem Griechischen und bezeichnet Wasser oder eine andere Flüssigkeit.
“pter” – auch Griechisch, bedeutet “Sache mit Flügeln”.
Der Hydropter in Zahlen:
Länge: 18 m
Spannweite: 24,5 m
Höhe des Mastes: 27 m
Masse am Start: 6,5 Tonnen (inkl. Mannschaft von 5 Personen)
Fläche Gross-Segel: 165 m2
Genaker-Fläche: 184 m2
Für den Start notwendige Mindestwindkraft: 12 Knoten
Spitzengeschwindigkeit: 45 Knoten

Im Dezember 2005 hat der Tropische Sturm Delta dem Hydropter auf Lanzarote übel mitgespielt.

So beschädigte der Zyklon den Mast des auf einem Hügel gut vertäuten Schiffes.

Um ihn zu ersetzen und die anderen kleineren Schäden zu reparieren, musste das Schiff teilweise zerlegt werden und in seinen Heimathafen nach Frankreich transportiert werden.

Die Reparaturarbeiten wurden auch dazu benutzt, verschiedene Optimierungsarbeiten durchzuführen, die ursprünglich für das 2. Halbjahr 2006 vorgesehen waren.

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