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Mit Würfeln zum Schweizer Pass

Spielerisch die Schweiz kennen lernen. (smugmug.com)

Helvetiq ist ein Gesellschaftsspiel, das Wissen über Politik, Gesellschaft und Kultur der Schweiz vermittelt. Die Idee dafür kam dem algerischstämmigen Hadi Barkat beim Büffeln für die Einbürgerungsprüfung.

“Was bedeutet es, wenn an einem Mittwoch um 13 Uhr die Sirenen ertönen?” Ob man die Antwort kennt oder nicht: Wenn in der ganzen Schweiz beim alljährlichen Alarm-Test die Sirenen losgehen, erschrickt wohl jeder im ersten Moment.

Helvetiq, das Anfang November auf Französisch auf den Markt kam, beinhaltet zwei Spiele: Ein Quiz mit Fragen zu Schweizer Politik, Gesellschaft, Kultur und Sport, das aus einem Parcours in Form eines Alpaufzugs besteht und mit Würfeln gespielt wird.

Und ein Strategiespiel, bei dem es darum geht, mit Hilfe der Mittel der direkten Demokratie im politischen Schweizer System weiterzukommen.

Die deutsche Ausgabe des Gesellschaftsspiels ist in Bearbeitung und sollte 2009 erhältlich sein. Helvetiq soll demnächst auch auf Englisch, Italienisch und Rumantsch erscheinen.

Das Spiel kommt an: Die 3500 Ausgaben der ersten Auflage waren innerhalb eines Monats alle vergriffen – und das allein in der Romandie.

Erfinder mit algerischen Wurzeln

Die Schweiz, eine komplizierte Angelegenheit? Gemäss Hadi Barkat, der algerische Wurzeln hat, ist es vielmehr eine faszinierende. Barkat, der 1995 in die Schweiz kam, um an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) zu studieren, ist der geistige Vater von Helvetiq.

Die Idee kam dem Ingenieur, als er Schwierigkeiten hatte, geeignete Schweizer Handbücher für die Vorbereitung zur Einbürgerungsprüfung zu finden. So hat er zusammen mit den beiden Ingenieuren Yves Barbey und Nils Rinaldi sowie der Waadtländer Firma Gameworks das Spiel entworfen.

Für geeignete Fragen liessen sich die drei von Werken wie “L’histoire suisse en un clin d’oeil”, aber auch von Wikipedia und Freunden inspirieren. Um dem Spiel einen nationalen Charakter zu verleihen, holten sie sich auch Inputs aus der Deutschschweiz.

Das Geld von Federer

“Zuerst hing das Ganze mit meinem Einbürgerungs-Verfahren zusammen, doch dann wurde uns schnell klar, dass dieses Spiel auch für andere interessant sein könnte. Als ich für die Einbürgerungsprüfung lernte, stellte ich den Leuten um mich herum Fragen, und meistens wussten sie die Antworten nicht”, sagt Hadi Barkat, der heute in Lausanne und Boston lebt.

Auch wenn er das Gespräch mit dem Lausanner Stadtrat Olivier Français in guter Erinnerung behält, verlief die Befragung der “Schweizermacher”, den Behördenvertretern, etwas merkwürdig.

Sie wollten nicht nur wissen, wie bewusst er sich der Lawinengefahr sei, wenn er auf Skitouren gehe, sondern auch, ob er es normal finde, dass das Schweizer Tennis-Ass Roger Federer so viel verdient.

“Ich weiss immer noch nicht, weshalb man mir diese Frage stellte. Sie hat mich etwas aus dem Konzept gebracht. Es handelt sich ja um eine Einbürgerungbefragung, das macht schon etwas Angst”, sagt Hadi Barkat. Er habe sich aus der Verlegenheit gezogen, indem er über Federers Talent und all die Geräteproduzenten gesprochen habe, die von ihm lebten.

Für zukünftige Einbürgerungs-Kandidaten

Hadi Barkat ist froh, dass er zu den rund 45’000 Einbürgerungs-Kandidaten gehört, die 2007 den Schweizer Pass erhielten. Er sieht Helvetiq als gutes pädagogisches Mittel, mit dem sich Einbürgerungswillige spielerisch auf die Einbürgerungsprüfung vorbereiten können. Vor allem auch für jene, die eine Befragung vor sich haben. Das ist nicht bei allen Einbürgerungs-Kandidaten der Fall, denn das Verfahren ist in der Schweiz von Kanton zu Kanton und von Gemeinde zu Gemeinde verschieden.

Helvetiq hat sich dem Schweizer Föderalismus angenommen: Die Gemeinden können eine Extra-Version bestellen, die eine Reihe von lokalen Fragen enthält.

Neben den Gemeinden, Lehrkräften und Einwanderungs-Behörden haben auch das Schweizerische Rote Kreuz und Caritas Interesse an diesem Gesellschaftsspiel angemeldet. Dank der sich wiederholenden Fragen können sich die Spieler die Antworten gut merken.

“Anstatt sich zu verschanzen wie bei einer Prüfung, wollten wir die Vorbereitung für die Einbürgerungs-Prüfung gestalten”, sagt Hadi Barkat. “Es ist nicht jedermanns Sache, sich Daten wie jene der Schlacht von Marignano zu merken.” Übrigens: wissen Sie, in welchem Jahr diese stattfand?

swissinfo, Carole Wälti
(Übertragung aus dem Französischen: Corinne Buchser)

1. Was haben die jurassischen Béliers auf den Unspunnen-Stein eingraviert?

2. Welcher russische Autor aus dem 19. Jahrhundert hat sich im Spielcasino in Saxon im Kanton Wallis ruiniert?

3. Welches Armee-Korps wurde 1941 geschaffen?

4. Wieviel kostete im Jahr 1950 ein Kaffee?

5. Was hat Georges de Mestral durch die Mimikry der Natur erfunden?

6. Welche Hollywood-Figur hat der Schweizer Künstler Hansruedi Giger geschaffen?
7. Welche Kunstbewegung wurde anfangs des 20. Jahrhunderts in Zürich gegründet?

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9. Im Jahr 2001 hat die Schweizerische Post eine Marke herausgegeben, die einen speziellen Geruch verströmte. Welchen?

10. Was ist das Besondere am Lauberhorn-Skirennen?

1. Die zwölf Sterne der europäischen Flagge

2. Dostojewski

3. Das Schweizer Marine-Korps

4. 1 Franken

5. Der Klettverschluss

6. Alien

7. Der Dadaismus

8. Im Jahr 1353 trat Bern als achter Kanton der Eidgenossenschaft bei

9. Schokolade

10. Es ist die längste Ski-Abfahrt der Welt.

Das Gesellschaftspiel besteht aus zwei Spielbrettern.

Es zählt 156 Spielkarten und 312 Fragen.

Es wird mit Würfeln gespielt.

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