Moody's: BP reisst Ölbranche in die Tiefe
LONDON/NEW YORK (awp international) - Die Ölpest im Golf von Mexiko wird nach einer Analyse der Ratingagentur Moody's die gesamte Ölbranche ausbaden müssen. Das beschädigte Bohrloch des britischen Konzerns BP habe "eine beispiellose finanzielle, rechtliche, behördliche und ökologische Krise" für Unternehmen in dem Randmeer erzeugt, hiess es seitens Steven Wood, Team Managing Director bei Moody's. Es könne bis zu zwei Jahre dauern, bevor Produzenten, die Betreiber von Bohrinseln und Dienstleister an das Ausmass ihrer Tiefsee-Aktivitäten vor der Explosion am 20. April mit elf Toten anknüpfen können.
Der Unfall könne weltweite Konsequenzen nach sich ziehen, heisst es in dem Bericht der Ratingagentur weiter. Staaten könnten die neuen, schärferen US-Standards für Bohrungen vor der Küste übernehmen oder anpassen. US-Präsident Barack Obama hatte bereits eine sechsmonatige Sperre für Tiefseebohrungen an neuen Ölquellen verhängt. Die Sperre sei eine Unsicherheit für die Branche, auch nach Ablauf der Frist.
Das Wachstum der weltweiten Ölförderung droht sich laut Moody's zu verlangsamen. Neben strengeren Regeln müsse die Branche womöglich mit höheren Kosten für Versicherung, Mieten von Bohrinseln und modernerer Technik rechnen. Kleinere Firmen könnten ihre Aktivitäten im Golf ganz einstellen, falls Tiefseebohrungen länger untersagt werden sollten oder das weitere Risiko dann zu hoch sein sollte.
Der Unfall habe bereits die Bewertungen der Fördermengen und der Börsenwerte von Konzernen reduziert, die in der Golfregion tätig sind. Die grössten Ölfirmen könnten die Krise jedoch unbeschadet überstehen, weil sie noch andernorts nach Öl bohren. BP zapft nach eigenen Angaben rund 30.000 Ölquellen und 25.000 Gasquellen an.
Die Marktführer Exxon, Shell , Chevron und ConocoPhillips werfen BP vor, dass die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko "vermeidbar" gewesen sei. Am Dienstag wollten sie dazu vor dem US-Kongress aussagen. Am Donnerstag soll dort BP-Chef Tony Hayward Platz nehmen./dö/DP/ck