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Nach den Japanern und Indern nun die Araber

Immer mehr muslimische Touristinnen und Touristen machen in Interlaken Ferien. pixsil

Nach der Genfersee-Region entdecken Touristen aus den Golfstaaten nun das Berner Oberland. Das Potential sei noch lange nicht ausgeschöpft, sagt der Direktor von Interlaken Tourismus im swissinfo-Interview.

Im laufenden Jahr rechnet Interlaken mit rund 16’000 Logiernächten von Touristen aus dem arabischen Raum. Stefan Otz, Direktor von Interlaken Tourismus, schätzt das Potential auf 30’000 Logiernächte. Dies bei einem Total von mehr als vier Millionen Logiernächten jährlich.

Die Zuwachsraten der Touristen aus den Golfstaaten in den vergangenen Jahren sind beachtlich: Allein zwischen 2006 und 2007 stieg die Zahl der Logiernächte um 80%. Für 2008 erwartet Otz eine Steigerung um mindestens 50%.

swissinfo: Eine neue Welle von Touristen aus arabischen Ländern. Ist das aus Ihrer Sicht positiv?

Stefan Otz: Grundsätzlich sehr positiv. Wir bearbeiten diese Länder seit 2003 mit unseren Partnern zusammen relativ intensiv. Es ist ja nicht so, dass das plötzlich kam, sondern die Zahl der Logiernächte hat sich jedes Jahr kontinuierlich gesteigert.

Das ist ein neuer, sehr guter Markt für uns, denn die Leute bleiben relativ lange und geben im Vergleich zu andern Nationen viel Geld aus.

swissinfo: Haben Sie Ihr Angebot der neuen Kundschaft angepasst?

S.O.: Wir spüren jetzt seit rund zwei Jahren, dass sich dieser Markt entwickelt und haben die Infrastruktur bisher nicht speziell angepasst. Die Dienstleistungen in den Hotels sind zum Teil angepasst worden. Ich denke an das spezielle Essen in gewissen Hotels mit vier oder fünf Sternen.

Ein Hotel hat das Hallenbad ab 22.00 Uhr abends für die Damen aus den Golfstaaten reserviert, damit diese dort ungestört baden können.

Wir überlegen uns besobndere Aktionen wie spezielle Öffnungszeiten der Geschäfte oder Abend-Schifffahrten auf dem See extra für arabische Gäste.

swissinfo: Wie reagiert die Bevölkerung auf die neuen Gäste?

S.O.: Natürlich fällt es im Ortsbild auf, dass wir viel mehr Gäste aus arabischen Staaten haben. Vor allem die Damen mit dem Schleier fallen auf. Grosse Probleme haben wir jedoch in Interlaken nicht.

In einer Tourismusdestination sind sich die Leute daran gewöhnt, dass immer wieder Wellen von Touristen kommen. Vor 20 Jahren kamen die Japaner. Das war damals ganz neu für Interlaken. Dann kamen die Inder, später die Chinesen und jetzt die Leute aus den Golfstaaten.

In den Hotels kam es bisher nicht zu Problemen, aber ich würde sagen, manchmal zu Herausforderungen. Darum überlegen wir uns jetzt eine gewisse Schulung, um das Hotelpersonal für die Gewohnheiten der arabischen Gäste zu sensibilisieren.

swissinfo: Was gefällt den Arabern am besten in Ihrer Gegend?

S.O.: Das sind die Seen, die Berge mit Schnee, die grünen Wiesen, die Kühe, Alphorn, Käse. – Ich habe das Gefühl, es hat ein gewisser Generationenwechsel stattgefunden.

Das Genfersee-Gebiet – Montreux, Lausanne oder Genf – war ja während Generationen sehr bekannt bei arabischen Gästen. Sie hatten dort eigene Häuser und kamen regelmässig in die Ferien.

Die heutige Generation, die will was Anderes. Diese Leute kennen den Genfersee und wollen jetzt andere Destinationen entdecken. Unsere Region scheint ihnen zu gefallen.

swissinfo-Interview, Mohamed Cherif

Interlaken ist eines der grossen und traditionsreichen Tourismuszentren des Berner Oberlandes.

Der Ort verfügt über 60 Hotels mit rund 4100 Betten, 6 Jugendherbergen mit 450 Betten, 8 Campingplätze mit mehr als 1000 Standplätzen und Ferienwohnungen mit rund 1000 Betten.

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