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Nationalbank erteilt Lektion in Ökonomie

Immer mehr Institutionen stellen Bildungsangebote zur Verfügung - nun auch die Nationalbank. swissinfo.ch

Die Schweizerische Nationalbank lanciert zu ihrem 100. Geburtstag die Internetplattform iconomix. Ein Bildungsangebot, mit dem sie das Verständnis für ökonomische Zusammenhänge fördern will.

In der Schweiz mit ihrer direkten Demokratie sei ein solches Bildungsangebot besonders wichtig, sagt Nationalbankpräsident Jean-Pierre Roth.

“iconomix zeigt, dass Ökonomie spannend ist und einen starken Bezug zum Alltag hat”, sagte Projektleiter Manuel Wälti vor den Medien und führt gleich eine Reihe von Fragen auf, die nicht nur Manager interessieren dürften.

Warum sind Wale vom Aussterben bedroht und Kühe nicht? Warum sind Lehrstellen knapp? Warum gehören Superstars in Kunst und Sport zu den Spitzenverdienern?

Spielerisch lernen

Das neue Bildungsangebot der Schweizerischen Nationalbank (SNB) soll auf spielerische Weise ökonomische Grundprinzipien und Denkweisen vermitteln. Es steht allen zur Verfügung, richtet sich jedoch vor allem an Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler von Gymnasien, Berufsfach- und Fachmittelschulen.

iconomix, das zusammen mit Fachleuten aus dem Bildungssektor realisiert wurde, besteht aus verschiedenen Modulen zu Themen wie “Lohnunterschiede” und “Arbeitsteilung und Handel”. Diese Module, die zum Teil auch in Französisch, Italienisch und Englisch vorliegen, sind auf die jeweiligen Rahmenlehrpläne abgestimmt und enthalten insbesondere Online-Strategiespiele, Wissenstests und vertiefende Aufgaben.

In den letzten Jahren haben in der Schweiz eine ganze Reihe von privaten Firmen, Nichtregierungs-Organisationen (NGO) und öffentliche Institutionen Bildungsangebote geschaffen.

Nationalbank als Lehrmittelanbieter

Doch weshalb stellt nun gerade die SNB, die als unabhängige Zentralbank für die Geld- und Währungspolitik der Schweiz zuständig ist, ein wirtschaftliches Bildungsangebot zur Verfügung? “Jede Notenbank ist auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen, damit sie längerfristig eine erfolgreiche Politik führen kann”, sagt Nationalbankpräsident Jean-Pierre Roth.

In der Schweiz mit ihrer direkten Demokratie sei dies vielleicht noch wichtiger als in anderen Ländern. In den letzten zwölf Monaten hatten alle vier eidgenössischen Volksabstimmungen einen wirtschaftspolitischen Hintergrund: Es ging um komplexe Themen wie die Invalidenversicherung, die Einheitskrankenkasse, Kinderzulagen sowie die Kohäsionsmilliarde an die neuen EU-Staaten.

Gemäss Roth dürfte angesichts künftiger Herausforderungen das Verständnis der Bürger für volkswirtschaftliche Zusammenhänge noch viel wichtiger werden.

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Schweizerische Nationalbank

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Schweizerische Nationalbank (SNB) führt als unabhängige Zentralbank die Geld- und Währungspolitik der Schweiz. Ziel ihrer Politik ist Preisstabilität, die laut ihren Angaben eine wesentliche Voraussetzung für Wachstum und Wohlstand ist. Die SNB stützt ihre geldpolitischen Entscheidungen auf eine mittelfristige Inflationsprognose ab. Der Referenz-Zinssatz ist der Dreimonats-Libor (London Interbank Offered Rate). Die Nationalbank verfügt über…

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Kein Eigeninteresse im Spiel?

Für die iconomix-Internetplattform investierte die Nationalbank insgesamt 3,6 Mio. Franken, für deren Ausbau und Betrieb rechnet sie jährlich mit 1,5 Mio. Franken.

Steckt hinter dieser Investition nicht auch Eigeninteresse? “Es geht nicht darum Schülerinnen und Schüler ideologisch zu bearbeiten, sie gar zu manipulieren oder Stellungnahmen zu Abstimmungen abzugeben”, sagt Roth.

Vielmehr wolle die SNB das Interesse dieser Generation für ökonomische Fragestellungen wecken. “Vielleicht gelingt es uns, sie zu unternehmerischem Denken anzuregen.”

“Die SNB hat durch den frühen Einbezug von Lehrpersonen und Expertinnen und Experten aus öffentlichen Institutionen viel Goodwill für dieses Projekt und Transparenz geschaffen”, sagt Beat W. Zemp, Zentralpräsident des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer (LCH), gegenüber swissinfo.

Angesichts der zunehmenden Bildungsangebote bestehe jedoch “die Gefahr, dass die Schulträger die Kontrolle über die Lehrmittel verlieren”, so Zemp.

Der Lehrplan sollte also die Lehrmittel bestimmen und nicht die Lehrmittel den Lehrplan. Der LCH verlangt deshalb, dass alle Lehrmittel durch eine unabhängige Zulassungsagentur überprüft werden müssen.

Weltweit ein Thema

Die Förderung der ökonomischen Grundausbildung der Bevölkerung ist auch auf internationaler Ebene ein Thema. So empfiehlt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihren Mitgliedsstaaten mehr Anstrengungen auf dem Gebiet der ökonomischen Grundausbildung.

Weltweit bieten rund 30 Zentralbanken Bildungspakete an, wobei in den letzten Jahren mehrere Banken ihr Angebot ausgebaut haben. Eine Vorreiterrolle spielt dabei das amerikanische Federal Reserve System (Fed), das sich schon früh bildungspolitisch engagiert hat und die Vermittlung von Wirtschafts- und Finanzwissen als eine zentrale Aufgabe sieht.

Mit ihren Investitionen in ökonomisches Wissen betreiben die Zentralbanken eine Form von Zinspolitik. Denn, wie bereits der amerikanische Staatsmann Benjamin Franklin sagte: “Eine Investition in Wissen trägt immer noch die besten Zinsen.”

swissinfo, Corinne Buchser

Die wichtigste Aufgabe der Nationalbank ist heute die Geld- und Währungspolitik.

Laut Bundesverfassung/Nationalbankgesetz gewährleistet sie Preisstabilität, wobei sie der konjunkturellen Entwicklung Rechnung trägt.

Die SNB hat sich auch um die Stabilität des Finanzsystems zu sorgen.

Schliesslich ist sie die “Hausbank” des Bundes, dessen Zahlungsverkehr und Geld- und Kapitalmarktgeschäfte sie abwickelt, dessen Liquidität und Wertschriften sie verwaltet.

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