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Nestlé muss Baby-Milch zurückziehen

Noch ist nicht klar, ob die Tinten-Spuren in der Nestlé-Milch giftig sind. Keystone

Wegen Spuren von Tinte musste der in der Schweiz beheimatete Lebensmittelriese in Italien, Frankreich, Portugal und Spanien seine Baby-Milch zurückrufen.

Der Rückruf erfolgte nachdem die italienische Polizei 30 Mio. Liter Nestlé-Milch beschlagnahmt hatte. Für die fehlerhaften Verpackungen übernahm Tetra Pak Niederlande die Verantwortung.

In Italien ordneten die Behörden am Dienstag landesweit die Beschlagnahmung der Baby-Milchprodukte “Nidina 1”, “Nidina 2” und “Latte Mio” von Nestlé an. Betroffen seien 30 Mio. Liter Milch, teilten sie mit.

Der Sprecher der Nestlé-Konzernzentrale in Vevey, Francois-Xavier Perroud, sagte dagegen, es seien 2 Mio. Liter Milch betroffen. Bedeutend geringere Mengen von “Nidina”-Milch seien zudem in Frankreich, Spanien und Portugal in den Regalen gestanden.

Nestlé habe sich entschlossen, diese ebenfalls zurückzuziehen. In anderen Ländern und auch in der Schweiz wird die “Nidina”-Milch laut Perroud nicht vertrieben.

Nestlé: Kein Gesundheitsrisiko

Bei dem Rückzug handle es sich lediglich um eine reine Vorsichtsmassnahme, so Perroud weiter. Es bestehe ein breiter wissenschaftlicher Konsens, dass die fragliche Substanz in keiner Art und Weise die Gesundheit gefährde.

Laut einer Mitteilung der italienischen Nestlé-Tochtergesellschaft wurden in der fraglichen Baby-Milch Spuren von IsopropylThioXanton (ITX) gefunden.

Dabei handle es sich um einen Fotoinitiator, der beim Offsetdruck der Etiketten verwendet worden und offenbar durch die Verpackung gedrungen sei. Weil dies nicht den gesetzlichen Vorschriften entspreche, habe Nestlé rasch und energisch reagiert, sagte Perroud.

Tetra Pak übernimmt Verantwortung

Die niederländische Tochter des schwedischen Verpackungs-Konzerns Tetra Pak bestätigte unterdessen, dass sie die Verpackungen für die zurückgezogene Baby-Milch hergestellt hat.

Man sei auf das Problem aufmerksam geworden und habe die Produktionstechnik bereits im vergangenen September geändert, sagte eine Tetra-Pak-Sprecherin auf Anfrage. Die neue Technik enthalte keinen Druckvorgang mehr, sagte sie.

Brabeck: “Sturm im Wasserglas”

“Es ist nichts. Es ist ein Sturm im Wasserglas”, sagte Nestlé-Chef Peter Brabeck am Mittwoch in Zürich. Es bestünden keine Gesundheitsrisiken, fügte er hinzu.

Nestlé-Chef Brabeck strich hervor, dass die verunreinigte Babymilch ein Problem der Verpackungsindustrie sei. Es sei schon zuvor mit der EU vereinbart worden, dass diese Produkte auslaufen sollten. “Das wurde im Juli von der Nahrungsmittelbranche, der Verpackungsbranche und der EU beschlossen”, sagte der Nestlé-Chef.

Dennoch rief der Rückzug die EU-Kommission auf den Plan. Deren Sprecher sagte, Gesundheitsschäden wegen der Verunreinigungen durch die Tinte seien unwahrscheinlich. Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit habe Proben der Milch untersucht. Die EU will innert zwei Wochen genauer informieren und Ende März einen Abschlussbericht vorlegen.

Die Nestlé-Aktie machten am Mittwoch die Verluste des Vortags wieder wett.

swissinfo und Agenturen

Bereits zum zweiten Mal dieses Jahr steht Nestlé im Visier der italienischen Behörden.

Im Oktober war der Konzern zu einer Busse von 9,7 Mio. Euro verurteilt worden.

Er hatte zusammen mit sechs weiteren Produzenten von Baby-Milchpulver Preise abgesprochen.

Die Nestlé zieht ihre Baby-Milch-Produkte “Mio” und “Nidina” in Italien, Frankreich, Spanien und Portugal zurück.

In der Milch wurden Spuren von der auf der Verpackung verwendeten Tinte gefunden.

Die Verpackungen wurden in den Niederlanden produziert, bei einer Tochter der schwedischen Tetra Pak.

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