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Nestlé: Gigant schlägt wieder zu

Nestlé ist wieder auf Einkaufstour. swissinfo.ch

Mit der Übernahme von Chef America geht die "Globalisierung" des Nahrungsmittel-Konzerns Nestlé weiter - eine Strategie, die nicht allen bekommt.

Der Schweizer Multi will für 2,6 Mrd. Dollar das US-Unternehmen Chef America kaufen. Nach Nestlé-Angaben ist es der grösste Produzent von tiefgekühlten Snacks auf dem US-Markt. (Für Einzelheiten s. Link)

Vor einer Woche wurde Nestlé als eine der Favoritinnen für die Übernahme des US-Schokolade-Herstellers Hershey für 12 Mrd. Dollar gehandelt.

Wie Nestlé-Sprecher François-Xavier Perroud gegenüber swissinfo erklärt, war das Unternehmen bisher weder in den USA noch anderswo im Sektor Tiefkühl-Snacks tätig. “In diesem Bereich ist Chef America Marktleader und kontrolliert 50% des Marktes. Das ist für uns sehr attraktiv.”

Stolzer Preis

Jerôme Schupp, Analyst bei der Privatbank Syz & Co in Genf, bezeichnet den Übernahmepreis als “eher hoch”. “Die Rentabilität von Chef America muss sehr hoch sein, wenn Nestlé bereit ist, einen solchen Preis zu zahlen.”

Clare Memory, Analystin bei der Bank Barclays in London, spricht ebenfalls von einem eher stolzen Preis. “Angesichts der hohen Rentabilität in diesem Bereich ist die Summe jedoch angemessen.”

Nestlé: Prototyp des globalisierten Konzerns

Laut Andreas Missbach, Finanzexperte bei der Nichtregierungs-Organisation “Erklärung von Bern”, zeigt der Schweizer Multi Nestlé mit der Akquisition einmal mehr seine Rolle als “DER globalisierte Konzern”.

“Bei solchen Akquisitions-Strategien besteht grundsätzlich die Tendenz, dass es in denselben Märkten immer weniger Konkurrenten gibt. Das widerspricht der Ideologie, dass Märkte Konkurrenz brauchen, um effizient zu sein.”

Laut Missbach besteht zudem die Gefahr illegaler Preisabsprachen, wenn nur noch wenige Spieler im Feld sind. Gefordert seien in diesem Fall die Wettbewerbs-Behörden.

Flächendeckende Präsenz

Nestlé, mit Sitz im westschweizerischen Vevey, ist weltweit der grösste Lebensmittelkonzern in den Bereichen Getränke, Milchprodukte, Fertigmahlzeiten, Schokolade und Süsswaren.

Der Jahresumsatz belief sich 2001 auf 84,698 Mrd. Dollar, der Reingewinn auf 6,681 Mrd. Dollar.

Nestlé erwirtschaftet 47% seines Umsatzes in den weltgrössten Teilmärkten USA, Frankreich, Grossbritannien und Deutschland. Wichtig für die Gruppe sind auch aufstrebende Märkte wie China und Russland. Im Heimatmarkt Schweiz realisiert Nestlé dagegen nur noch knapp 2% seines Umsatzes.

Nestlés Erfolgsrezept

Nestlé sei früher ein eher schwerfälliger Nahrungsmittel-Konzern gewesen, der dann in die schnell-wachsenden Märkte investiert habe, sagt Clare Memory von der Barclays Bank gegenüber swissinfo. Als Beispiel nennt sie die Übernahme von Ralston Purina (Tierfutter), von Perrier und San Pellegrino (Mineralwasser) sowie Häagen-Dazs und Schöller (Eiscrème).

Nestlé-Sprecher Perroud begründet den Erfolg seines Konzerns mit der direkten Art, Geschäfte zu tätigen: “Es ist im Grunde genommen aber auch die Bereitschaft, ein unternehmerisches Risiko einzugehen, wenn es sich lohnt.”

swissinfo

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