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Nestlé: Lehren aus Verpackungsfiasko bei Cailler

Nelly Wenger bei der Präsentation der neuen Verpackungen. Keystone

Nestlé, der weltweit grösste Lebensmittelproduzent, will im nächstem Jahr wieder anderes Material als PET für die umstrittenen Verpackungen der Cailler-Schokoladen verwenden.

Die gut laufenden Verkäufe waren nach Protesten von Umweltverbänden, Grossverteilern und Konsumenten wegen der Einführung der PET-Verpackungen abgestürzt.

Übers Wochenende spekulierte die Schweizer Presse, ob der Fehltritt die Chefin von Nestlé Schweiz, Nelly Wenger, wohl den Job kosten könnte. Nestlé wollte sich nicht dazu äussern, weil Wenger derzeit wegen Brustkrebs krankgeschrieben ist.

Ende Februar hatte Nestlé die neue Verpackung ihrer Cailler-Schokolade lanciert. Eine der ältesten Marken der Schweizer Schokoladenindustrie wurde von Stararchitekt Jean Nouvel neu gestaltet.

Nestlé erhöhte gleichzeitig den Abgabepreis. Dies stiess auf Widerstand namentlich bei Grossverteiler Denner, der Cailler umgehend aus dem Sortiment nahm.

Die Westschweizer Konsumentenschutz-Organisation FRC beanstandete, die Packungen würden einen hohen Anteil von nicht-recyclingfähigem PET aufweisen.

Zwischen Mitte August und Mitte September fielen die Verkäufe auf die Hälfte der Vorjahresperiode, worauf Nestlé zum Rückzug blies. Laut der SonntagsZeitung soll Nestlé-Chef Peter Brabeck nun darauf bestehen, dass in Zukunft solche Entscheide nur noch über ihn abgewickelt werden.

Lokales Problem

Doch während das Image der Firma in der Schweiz einen Kratzer erhalten hat, habe die Affäre dem Unternehmen weltweit nicht geschadet, erklärte René Weber, Analyst der Bank Vontobel.

“In der Schweiz hat sie einen negativen Effekt gehabt, weil die Schweizer nicht verstehen, warum ein derart grosser Konzern den Fehler machen konnte, mit einer solchen Art von Verpackung aufzutreten”, sagte er.

“Doch ausserhalb der Schweiz ist dies nicht der Rede wert, denn der Konzern macht in der Schweiz nur rund 1% des gesamten Umsatzes, und nur 15% davon wird mit Schokolade realisiert.”

Schliesslich müsse jedes Unternehmen Innovationen fördern. “Und manchmal geht es eben schief.”

Weber ergänzte, dass Nestlés Gewinnmarge bei den Schokoladen unter denen der Konkurrenz läge, weshalb der Lebensmittel-Riese sein Geschäft in Grossbritannien bereits erheblich restrukturiert habe.

Letzte Woche konnte Nestlé eine Umsatzsteigerung von 9,1% auf 72,2 Mrd. Franken für die ersten neun Monate des Jahres vermelden.

swissinfo

Nestlé in Zahlen 2005:
Nettogewinn: 7,995 Mrd. Fr.
Umsatz: 91,07 Mrd. Fr.
Operationeller Gewinn (EBITA): 11,72 Mrd. Fr.
Nestlé wurde 1866 von Henri Nestlé gegründet und ist heute der grösste Lebensmittel- und Getränkekonzern.
Nestlé beschäftigt rund 247’000 Personen und hat Betriebe oder Büros in praktisch jedem Land der Welt.

Die Kosten für die Neuverpackung der Cailler-Schokoladen werden auf rund 50 bis 60 Mio. Fr. geschätzt.

In ihrem Bericht über das Rebranding schrieb die Konsumenten-Organisation FRC, dass die Verpackung von 100g der beliebten Frigor-Schokolade 50g wiegt.

Das von Jean Nouvel eingesetzte PET ist Polyethylenterephthalat, ein thermoplastischer Kunststoff aus der Familie der Polyester. Einige Formen von PET sind recyclingfähig, jedoch nicht die von Cailler benutzte.

Cailler existiert seit 1819 und gehört seit 1929 zu Nestlé. 12% des Umsatzes von Nestlé Schweiz werden von Cailler generiert.

Unter den vielen Produkten von Nestlé finden sich Nescafé und KitKat Schokoriegel.

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