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New York: Swiss Ball zu Ehren von Albert Gallatin

Im Bild (von links): Jeannette Seifert und Beat Reinhart (Vizepräsidentin und Präsident Swiss Society), Studentinnen der Gallatin School for Individualized Studies mit John Sexton (Präsident New York University). Die Swiss Society übergibt Sexton einen Bogen mit Briefmarken mit dem Konterfei Gallatins (die US-Post ehrte Gallatin von 1967-73 mit einer 1 1/4 Cent-Marke). © 2011 85 Photo Productions Inc

Der Ball der Swiss Society in New York stand dieses Jahr im Zeichen von Albert Gallatin. Die Schweizer Gemeinde ehrte damit nicht nur den Schweizer unter Amerikas Gründungsvätern – sondern auch den Begründer der New York University.

Der 1781 in Genf geborene Albert Gallatin war 1801 unter Präsident Thomas Jefferson zum Finanzminister der jungen Vereinigten Staaten berufen worden.

Später war Gallatin im diplomatischen Dienste in Paris und London tätig, bevor er den amerikanischen Staatsdienst quittierte und die letzten 18 Jahre seines Lebens in New York verbrachte.

Am 29. Januar 2011 jährte sich sein Geburtstag zum 250. Mal, was die Swiss Society zum Anlass nahm, den Swiss Ball, den wichtigsten sozialen Anlass der Schweizer Gemeinde im Grossraum New York, dieses Jahr zu Ehren Gallatins auszurichten.

Der Ball im legendären Hotel Pierre an der 5th Avenue stiess auf grosses Interesse: Über 300 Personen kamen, mehr als je in den letzten 25 Jahren, erklärte Beat Reinhart, der Präsident der Swiss Society.

Um die Epoche Gallatins nicht nur mit Worten in Erinnerung zu rufen, wurden die Gäste von Studierenden der Albert Gallatin School for Individualized Studies der New York University empfangen, die Kleider aus der damaligen Zeit trugen. Die Programmkarte war ergänzt mit Kerndaten aus Gallatins Leben und Karriere. 

Raclette darf nicht fehlen

Den Auftakt zum Ballabend machte ein Cocktail-Empfang. Bald einmal herrschte dichtes Gedränge, fielen sich Leute in die Arme, prosteten einander zu oder naschten Köstlichkeiten. Und ja, da lag auch ein Duft von warmem Käse in der Luft – Raclette darf an einem solchen Auslandschweizer-Anlass nicht fehlen!

Danach ging es zum Diner in den grossen Ballsaal mit seinen Kristallleuchtern, wo später ein Orchester zum Tanz aufspielte – mit Musik aus verschiedensten Epochen.

Auffallend war, wie gemischt das Alter der Ballgäste war – von jungen Erwachsenen bis hin zu älteren Semestern, die ebenso das Tanzbein schwangen wie die jüngeren Generationen.

Gegen Mitternacht waren immer noch etliche Leute auf der Tanzfläche, das Orchester mittlerweile abgelöst von einem DJ. Die letzten Stunden, der Late Night Ball, richtet sich speziell an Junge.

Erfreut über den Verlauf des Abends zeigten sich auch Swiss-Society-Präsident Beat Reinhart und Vizepräsidentin Jeannette Seifert-Wittmer. Etwas müde aber glücklich, das alles gut gelaufen war.

Gegenseitige Inspiration

Das Patronat des Balls hatte Botschafter François Barras, der Schweizer Generalkonsul in New York. Barras, der erst vor drei Monaten sein Amt antrat, bedankte sich für den herzlichen Empfang durch die Schweizer Gemeinde, den er in dieser kurzen Zeit erfahren habe.

Zudem kam er auf die lang andauernde Freundschaft und Beziehung zwischen den USA und der Schweiz zu sprechen, zu denen auch Albert Gallatin viel beigetragen habe. Barras rief auch in Erinnerung, wie die Verfassungen der beiden Länder nacheinander von gegenseitigen Inspirationen beeinflusst worden waren.

“Dinge wie diese, diese spezielle Art von Austausch zwischen den beiden Ländern, zählen zu den Ecksteinen unserer Beziehungen.”

Gallatins Erbe im Bereich Erziehung

John Sexton, der Präsident der New York University (NYU), kam als Gastredner auf die mannigfachen Interessen und Aktivitäten Gallatins zu sprechen, der als junger Mann Genf verlassen und nach Amerika gekommen war.

Nach einer an Erfahrungen auf verschiedensten Gebieten reich befrachteten Karriere im Dienste der jungen Vereinigten Staaten zog Gallatin 1830 nach New York.

“Gallatin war ein Universalgelehrter, in dem Sinne ein Renaissance-Mann, seine Interessen umfassten Sprachen, Länder, Diplomatie, Finanzen, Wissenschaft und anderes mehr.”

Für Sexton hinterliess Gallatin sein bedeutendstes Zeugnis mit der Gründung der NYU in der Erziehung; er habe die Ansicht vertreten, dass es Universitäten brauche, die “in und von der Stadt” seien, allen offen stehen müssten. Universitäten sollten sich zudem nicht nur theoretisch mit Wissen befassen, sondern als Motoren der Gesellschaft dieses Wissen auch praktisch umsetzen helfen.

Gallatin habe die gleichen Ziele verfolgt wie sein Freund Jeremy Bentham in London, wo etwa zur selben Zeit das University College of London gegründet wurde, als Kontrapunkt zu Cambridge und Oxford, wie die NYU ein Kontrapunkt zu den Ivy League Schulen in den USA sei, zu denen Yale, Harvard und Princeton gehören.

Bis heute werde die NYU vom Geiste Gallatins geprägt, und das grösste Juwel sei die Gallatin School for Individualized Studies, wo die Studierenden ihr Curriculum selber zusammenstellten, so Sexton.

Ebenso im Geiste Gallatins zu sehen sei das neue Paradigma der NYU, das Zirkulieren von Ideen und Wissen in der ganzen Welt. Die NYU betreibt heute weltweit mehr als 10 akademische Zentren ausserhalb New Yorks, darunter einen Campus in Abu Dhabi. Die Devise laute heute, dass Universitäten “in und aus der Welt” seien, nicht mehr länger nur “in und aus der Stadt”.

Die Anfänge der Swiss Society in New York gehen auf 1882 zurück. Ab 1888 wurde einmal im Jahr ein Bankett in einem noblen Hotel der Stadt organisiert.

In den 1920er-Jahren wandelte sich die Swiss Society in eine Organisation, die hauptsächlich von der wachsenden Schweizer Geschäftsgemeinde in der Stadt getragen wurde. Das führte auch zum Wandel vom Bankett zu einem jährlichen gemeinnützigen Ball.

Die Society spielte während des gesamten 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle in der Schweizer Gemeinde im Grossraum New York. Unter anderem wurden ab 1951 Mittags-Veranstaltungen (“Déjeuners Suisses”) organisiert, zu denen prominente Politiker, Geschäftsleute, Wissenschafter, Kunstschaffende und Medienleute aus der Schweiz und den USA eingeladen wurden. Heute unterstützt oder organisiert die Swiss Society verschiedene kulturelle und andere Veranstaltungen.

Die Swiss Society ist eine private gemeinnützige Organisation. Sie engagiert sich für die enge historische Freundschaft zwischen den USA und der Schweiz und für die Unterstützung von Schweizer Kultur und Schweizer Erbe in der Tri-State-Area von New York und anderen Regionen der USA.

(Quelle: Swiss Society New York)

Der Swiss Ball ist die wichtigste soziale Veranstaltung der Swiss Society New York und dient als Fundraising-Event.

Ein Teil der Einnahmen, die mit einer stillen Auktion generiert werden, kommen dem Swiss Society Fellowship Prize zugute.

Dieser geht an Personen, die im selben Bereich tätig sind wie der jeweilige Ehrengast.

Dieses Jahr geht das Geld an Studierende der Albert Gallatin School for Individualized Studies an der New York University, die dafür ein Studienprojekt eingeben müssen.

Zum 250. Geburtstag von Albert Gallatin hat die Eidgenossenschaft das Projekt “Gallatin250” lanciert, in dessen Rahmen die Publikation einer neuen Biografie von Nicholas Dungan (“Albert Gallatin: Amerikas Schweizer Gründungsvater”) unterstützt wurde. Das Buch erschien im September 2010 im Verlag New York University Press.

Im Rahmen von “Gallatin250” findet im Beisein des Autors eine Buchtournee durch verschiedene US-Städte statt.

Daneben organisieren die Schweizer Botschaft und die Konsular-Vertretungen in den USA bis Ende 2011 eine Reihe von Veranstaltungen unter dem Namen “Gallatin Roundtables 250” zum Themenbereich Finanz- und Steuerpolitik.

In den Lesungen werden neben dem Erbe Gallatins im Bereich der öffentlichen Finanzpolitik Fragen wie die öffentliche Verschuldung und die Herausforderungen thematisiert, vor denen heute viele Staaten mit wachsenden Schuldenbergen stehen. Unter anderem wird die Schweizer Schuldenbremse vorgestellt.

Das Budget für das Gallatin-Jahr beträgt 230’000 Dollar, es wird aus öffentlichen Geldern und Mitteln privater Sponsoren getragen. Der Anteil des Schweizer Aussendepartements (EDA) beläuft sich auf 145’000 Dollar.

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