Novartis fokussiert auf Innovation, Diversifikation und Produktivität (Zus)
Basel (awp) – Der Pharmakonzern Novartis will mit seiner langfristigen Strategie die Produktinnovation stärken. Damit dies möglich wird, soll das Wachstum beschleunigt und die Produktivität erhöht werden. Als positive Faktoren für den Konzern und die ganze Industrie sieht CEO Joe Jimenez das weitere Wachstum des Gesundheitsmarktes, negativ dürften sich u.a. die Verschuldung der öffentlichen Hand und ein entsprechender Preisdruck sowie Änderungen in der Regulierungspraxis auswirken.
Für den Zeitraum von 2010 bis 2015 veranschlagte der CEO am «Strategy and Innovation Forum» vom Mittwoch in London die jährlichen durchschnittlichen Zuwachsraten des Gesundheitsmarktes auf 5%. Gründe dafür seien etwa die stark wachsende Zahl von Personen über 65 Jahren sowie die Zunahme der fettleibigen Personen und der Diabetiker.
Weitere Wachstumsfaktoren seien die Zukunftsmärkte wie China, Brasilien, Indien oder Russland und wissenschaftliche Fortschritte. In diesem Zusammenhang bestätigte CFO Jon Symonds bereits früher geäusserte Absichten, Ergänzungsakquisitionen im Volumen von 1 bis 2 Mrd USD tätigen zu wollen.
BREITES PORTFOLIO ALS GUTE AUSGANGSLAGE – NEUER ANSATZ IN PHARMAFORSCHUNG
Die Umsetzung der Strategie basiere auf vier Elementen, hiess es. So biete erstens das diversifizierte Gesundheitsportfolio eine gute Plattform für Wachstum. Dies dank dem Fokus auf die Wachstumsbereiche Pharma, Augenheilkunde, Sandoz, Consumer Health und Vaccines & Diagnostics. Sandoz soll dabei die führende Marktposition weiter stärken; bei Vaccines & Diagnostik wird den Grippe- und Meningokokken-Impfungen grosses Potenzial attestiert.
Zweitens setze der Konzern auf Innovation. So sollen die Investitionen in die Forschung und Entwicklung in den kommenden Jahren mit weiterhin rund 20 Umsatzprozenten am oberen Ende der in der Branche üblichen Bandbreite liegen. Dabei stehen in der Onkologie-Forschung künftig laut Mark Fishman, Präsident des Novartis Institute for BioMedical Research, die Signalwege im Vordergrund. Auch rücke die wiederherstellende Medizin ins Zentrum, wie bei Verlust des Hör- und Sehvermögens oder der Degenration von Muskeln durch den Alterungsprozess.
Bis 2015 sollen hochmargige Spezialitäten und das Onkologie-Portfolio 75% zum Pharma-Umsatz beitragen, gegenüber von gut 65% derzeit, hiess es weiter. Biotechnologische Produkte seien dabei unverändert ein wichtiger Pfeiler der Strategie.
PRODUKTIVITÄT STEIGERN
Der Fokus auf die Produktivität soll – drittens – zu einem starken Cash-Flow führen, der – viertens – wiederum in zukünftiges Wachstum und zuhanden der Aktionäre investiert werden soll.
Produktivitätssteigerungen werden u.a. bei der Lieferkette, dem Marketing und Verkauf und in der Beschaffung angestrebt. «Manufactoring Centres of Excellence» sollen die Auslastung an strategischen Standorten auf 80% erhöhen, gegenüber 50% derzeit. Weiter sei ein «aggressives» Management von Investitionen und Working Capital geplant, so CFO Symonds.
Als weitere Beispiele wurden die kundenzentrierten Initiativen «Customers First» angeführt, wo derzeit in 45 Ländern mehr als 250 Projekte laufen. Sparpotenzial macht der CFO auch auf der Kostenseite. Er bezifferte etwa das jährliche Einsparpotenzial in der Beschaffung auf 5-8% der Gesamtausgaben, die sich 2009 auf 13,6 Mrd USD beliefen.
AB 2013/2014 SCHULDENFREI
Der Konzern ist laut CFO Symonds eine «grossartige Cash-Maschine» und habe das Potenzial, bis 2013/14 eine Netto-Cash-Position zu haben. Per Ende September 2010 belief sich die Nettoverschuldung noch auf rund 19 Mrd USD. Dies erweitere die finanzielle Flexibilität und könnte u.a. zu einer Verbesserung der Ratings führen, so Symonds weiter. Derzeit sei ein Aktienrückkaufprogramm zwar kein Thema, könnte es dereinst aber wieder werden. Auch seien vor allem in den Bereichen Vaccines & Diagnostics, Sandoz und Consumer Health Zukäufe möglich.
An der Börse reagieren die Anleger verhalten auf die Strategie- und Innovationspräsentation. Die Novartis-Aktie schloss auf 55,15 CHF, um 0,5% tiefer (SMI +0,3%).
rt/uh