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Novartis und Nestlé schliessen Verkauf von Alcon-Aktien ab (Zus)

Vevey (awp) – Nestlé hat den Verkauf des verbliebenen Alcon-Anteils an Novartis über die Bühne gebracht. Der Verkauf der rund 52% hohen Beteiligung für 28,3 Mrd USD sei am Mittwoch abgeschlossen worden, teilen die beiden Unternehmen am Donnerstag gemeinsam mit. Novartis hält damit nun 77% am Augenheilkonzern.
NESTLÉ REDUZIERT NETTOVERSCHULDUNG
Als unmittelbare Folge werden sich die Schulden von Nestlé, per Ende Juni 2010 lagen sie bei 29,6 Mrd CHF, “substantiell” reduzieren. Unter Berücksichtigung der graduellen Veräusserung des Alcon-Anteils in drei Etappen habe Nestlé 41 Mrd USD erwirtschaftet und damit einen “echten und fairen Mehrwert für die Aktionäre erzielt”, so das Unternehmen.
Nestlé will weiterhin die Möglichkeiten nutzen, um die Entwicklung in den Kernbereichen voranzutreiben. Darüber hinaus soll durch “verantwortungsvolles Kapitalmanagement” das “AA”-Rating beibehalten und den Aktionären ein wettbewerbsfähiger Return geliefert werden.
NOVARTIS ERWARTET SYNERGIEN VON 200 MIO USD JÄHRLICH
Durch die 77%ige Mehrheitsbeteiligung von Novartis an Alcon werden beide Unternehmen von Möglichkeiten zur Zusammenarbeit profitieren und Mehrwert für alle beteiligten Ansprechpartner schaffen, schreibt Novartis. So gebe es beispielsweise weitere Möglichkeiten für das Augenheilmittel Lucentis, welches für Novartis bereits heute ein Blockbuster ist. Weiter rechnet Novartis mit jährlichen Kostensynergien von rund 200 Mio USD vor Steuern.
Der Gesamtkaufpreis für den 77%-Anteil an Alcon beläuft sich für Novartis auf 38,7 Mrd USD und enthält auch Anpassungen für Dividenden und Zinsen, welche bis zum Abschluss der Transaktion angefallen sind. Von den Regulierungsbehörden seien Verkäufe von Unternehmensteilen angeordnet worden, welche einem Umsatz von rund 100 Mio USD entsprechen würden, so der Konzern.
BUCHGEWINN UND ABSCHREIBUNGEN FÜR 2010
Novartis konsolidiert die Mehrheitsbeteiligung vollständig in der Konzernrechnung. Basierend auf einer Neubewertung der anfänglichen 25%-Beteiligung an Alcon rechnet Novartis für 2010 mit einem Gewinn von rund 200 Mio USD. Die vorläufige Schätzung für zusätzliche Abschreibungen auf immateriellen Vermögenswerten beläuft sich vor Steuern auf etwa 2,1 Mrd USD pro Jahr – oder 400 Mio USD für die vier Monate des Jahres 2010, einschliesslich der Abschreibungen von Neubewertungsdifferenzen.
Die einmaligen Kosten für die Erzielung der jährlichen Synergien von 200 Mio USD dürften sich in den nächsten drei Jahren insgesamt auf etwa 140 Mio USD belaufen, wie es weiter heisst. Insgesamt werden in der Jahresrechnung 2010 etwa 140 Mio USD weitere Kosten verbucht werden, die unter anderem die Transaktionskosten umfassen.
Die Akquisition der Mehrheitsbeteiligung dürfte den ausgewiesenen Gewinn pro Aktie 2010 und 2011 weitgehend unbeeinflusst lassen. Beim Kerngewinn pro Aktie erwartet Novartis im selben Zeitraum ein Zuwachs im niedrigen bzw. hohen einstelligen Bereich erwartet. Unter Berücksichtigung sämtlicher Synergien dürfte der Gewinnzuwachs pro Aktie für 2011 etwa im niedrigen zweistelligen Bereich liegen.
Auf die Kreditratings erwartet der Pharmakonzern keinen Einfluss. “Die Rating-Agenturen haben diesen Schritt bereits antizipiert”, sagte CFO Jon Symonds an einer Telefonkonferenz.
ANGEBOT AN MINDERHEITSAKTIONÄRE BLEIBT BESTEHEN
Novartis will Alcon bekanntlich ganz übernehmen und hat dazu im vergangenen Januar den Alcon-Aktionären ein Angebot zum Kauf der restlichen 23% von Alcon unterbreitet. Die Minderheitsaktionäre wehren sich allerdings gegen die Vollübernahme, da ihnen das Angebot von Novartis zu tief ist. Ihre Haltung haben sie heute in einer eigenen Mitteilung bekräftigt.
“Unser Angebot an die Alcon-Aktionäre bleibt bestehen”, sagte CEO Joseph Jimenez an der Telefonkonferenz. “Wir sind enttäuscht, dass wir bis jetzt noch keine Einigung mit den Minderheitsaktionären erzielen konnten. Aber wir haben keine Eile, Alcon ganz zu übernehmen.”
ch/ps

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