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Novartis-Vorstoss in den Osten

Der Pharmakonzern Novartis hat in Slowenien eine Übernahme-Offerte für den Medikamenten-Hersteller Lek veröffentlicht.

Die Basler Firma will 1,2 Mrd. Franken investieren und damit ihre Stellung auf dem rasch wachsenden Generika-Markt ausbauen.

Novartis macht die Übernahme davon abhängig, dass mindestens 51% der 1’933’176 Lek-Aktien für je 95’000 Tolar (625 Franken) in ihren Besitz übergehen. Die am Samstag veröffentlichte Kauf-Offerte ist bis am 28. Oktober gültig.

Das Angebot stiess am Freitag an einer ausserordentlichen Generalversammlung der Lek-Aktionäre auf den Widerstand der staatlich kontrollierten Fonds KAD und SOD, welche zusammen 27,5% am Generika-Fabrikanten Lek halten.

Die beiden Fonds verlangten mindestens 100’000 Tolar pro Lek-Aktie. Laut Aussage von Novartis soll das Management hinter dem Geschäft stehen. Nur 42% der Aktionäre hatten an der Generalversammlung der freundlichen Übernahme zugestimmt.

Drang zur Marktführerschaft

Mit der Akquisition von Lek möchte Novartis ihre Stellung auf dem europäischen Markt für patentfreie Medikamente (Generika) ausbauen.

“Das Erreichen einer starken Marktpräsenz im zentral- und osteuropäischen Raum sowie der Ausbau eines globalen Geschäftes ist für Novartis Generics von strategischer Bedeutung”, sagte Novartis-CEO Daniel Vasella gegenüber der “Basler Zeitung”.

Mit Lek würde Novartis im europäischen Generika-Markt auf einen Schlag vom sechsten auf den zweiten Platz vorstossen. In Osteuropa würde man gar zur Nummer eins.

Aber auch für Lek, das zweitgrösste slowenische Unternehmen, wäre das Zusammengehen mit Novartis von grosser Bedeutung. Lek könnte mit einem Millionen-Zustupf von Novartis rechnen und damit in westliche Schlüsselmärkte eindringen.

Amoksiklav heisst das wichtigste und stark wachsende Produkt von Lek. Es ist eine Version des GlaxcoSmith-Kline-Blockbusters und Antibiotikums Augmentin.

Rasch wachsendes Business

Novartis hat in den letzten Jahren ein sich schnell vergrösserndes Geschäft mit patentfreien Nachahmerprodukten etabliert. Der Pharma-Multi hat dafür gute Gründe: Da bei bekannten Produkten der Patentschutz abläuft, wächst der Generika-Geschäft mit sehr hohen Raten (Ausweitung des Novartis-Generika-Geschäfts im ersten Semster 2002 um 22%).

Zudem liegen Generika voll im Trend, da unter dem Spardruck immer mehr Ärzte patentfreie Medikamente verschreiben.

swissinfo, Etienne Strebel und Agenturen

Novartis will den Generika-Produzenten Lek zu 100% übernehmen.
Angebot: 95’000 Tolar (625 Fr.) pro Aktie.
Da viele Medikamenten-Patente ablaufen, werden Generika immer wichtiger.

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