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OECD: Länger arbeiten

Um die Sozialwerke zu erhalten, müssen ältere Arbeitnehmer länger bei den Arbeits-Kollegen bleiben. Keystone

Trotz guter Benotung empfielt die OECD der Schweiz, vermehrt auf die Belange der älteren Arbeitnehmer einzugehen, damit diese auch länger arbeiten können.

Die Erwerbsquote älterer Menschen falle in der Schweiz zwar hoch aus. Die Rahmenbedingungen seien aber nicht optimal.

In einer Studie hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, die Situation älterer Arbeitnehmer (ab 50 Jahren) untersucht. Sie kommt zum Schluss, dass praktisch in allen OECD-Ländern das System der Sozialwerke reformiert werden muss.

Etliche Länder hätten die Massnahmen schon ergriffen, andere seien im Begriff dies zu tun. Die OECD sagt, dass die Reformen notwendig seien, um die finanzielle Leistungsfähigkeit der Sozialwerke und Pensionskassen zu erhalten.

Rentenalter erhöhen

Auf der andern Seite, so die Organisation, müssten die Länder Bedingungen schaffen, damit ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch im Arbeitsprozess behalten würden.

Hier sieht die OECD, wie der Schweizer Bundespräsident Pascal Couchepin auch, eine Lösung darin, dass das Rentenalter erhöht wird.

Schweiz erhält gute Noten

Gemäss der OECD steht die Schweiz im internationalen Vergleich gut da. Die Erwerbsquote bei älteren Menschen sei vergleichsweise hoch.

Bei den Männern im Alter von 60 bis 64 Jahren liegt die Schweiz hinter Island auf dem zweiten Platz. Die Erwerbsquoten reichen von niedrigeren 25% (Frankreich) bis hin zur Schweiz mit hohen 70%.

Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das allgemeine Management der älteren Arbeitnehmer nicht optimal sei und die Arbeitsproduktivität nur geringfügig wachse.

Verbot, ältere Arbeitnehmer zu diskriminieren

Um das zu fördern, legten die Autoren der Studie Empfehlungen vor. So die Förderung von qualitativ hochstehenden Arbeitsplätzen, die berufliche Weiterbildung sowie ein Verbot ältere Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu diskriminieren.

Personalverantwortliche sollen demnach bei der Auswahl neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht die Altersfrage vor die Qualifikation stellen.

Laut der Studie gibt es unter den älteren Schweizer Arbeitnehmenden eine Minderheit, deren Situation als prekär eingestuft werden müsse.

Es handelt sich um die Ausgesteuerten, die Langzeitarbeitslosen, die sich ohne Hoffnung auf Wiedereingliederung zwischen Arbeitslosenversicherung und Fürsorge bewegen.

Empfohlen wird hier eine Sensibilisierung der regionalen Arbeitsvermittlungsstellen sowie die Möglichkeit, einen Teil der Arbeitslosenentschädigung an die Arbeitgeber auszuzahlen, die ältere Langzeitarbeitslose beschäftigen.

Institutionen sind schlecht koordiniert

Eine grundlegendes Problem ortet die Studie auch in der mangelhaften Koordination unter den verschiedenen Institutionen, die sich mit älteren Arbeitnehmern auseinander setzten.

Jede Institution handle innerhalb ihres Bereiches und kümmere sich nicht die Auswirkungen der Arbeit in andern Bereichen.

Ein Beispiel der OECD dazu: In der Schweiz erhöhen sich die Beiträge in die Pensionskasse mit steigendem Alter. Damit würden die Chancen eines solchen älteren Arbeitnehmers auf dem Arbeitsmarkt geschmälert.

Auch zwischen den Behörden des Bundes und der Kantone wünscht sich die OECD eine bessere Koordination.

Das Problem sei erkannt, entgegnet das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco). Der Bund habe in Zusammenarbeit mit den kantonalen Behörden und den diversen Sozialwerken ein Projekt in die Wege geleitet, um die Koordination im Sinne der OECD zu verbessern.

swissinfo und Agenturen

In der OECD sind 30 Industriestaaten Mitglieder.
Die Schweiz ist seit dem 28. September 1961 dabei.

Im OECD-Raum machen die Personen mit einem Alter über 65 Jahren einen Anteil von 22% der Alters-Bandbreite zwischen 20- und 64-Jährigen aus.
2020 wird dieser Anteil auf 31% steigen.
In der Schweiz machen die über 50-Jährigen 20% der arbeitenden Bevölkerung aus.
In Frankreich arbeiten noch 25% der über 50-Jährigen.
In der Schweiz sind es noch rund 70%.

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