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Oerlikon legt Sanierungsplan vor – Banken sollen entgegenkommen (Zus)

Pfäffikon (awp) – Der in finanzielle Bedrängnis geratene Industriekonzern OC Oerlikon versucht den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die Gläubigerbanken sollen nach dem Willen des Unternehmens Schulden stunden, Zinsen senken und Teile der Verbindlichkeiten in eine Kapitalbeteiligung umwandeln. Zudem ist eine Kapitalerhöhung geplant. Spartenverkäufen stehen nun nicht mehr im Zentrum. Von Bankenseite gibt es bislang keine Zustimmung zu den Vorschlägen und die Börse reagiert mit massiven Verkäufen.
Um der finanziellen Schieflage zu entrinnen, schlägt der Industriekonzern den Syndikatsbanken die Stundung der Rückzahlung der festen Tranche (Term Loan) und des Revolving Kredits, verringerte Zinssätze und die Umwandlung von Teilen der Bankschulden in eine Kapitalbeteiligung an OC Oerlikon vor, wie es am Dienstag in einer Mitteilung heisst. Detaillierte Angaben machte das Unternehmen jedoch nicht.
Der Vorschlag Oerlikons scheint bislang auf wenig Gegenliebe bei den Kreditinstituten gestossen zu sein und der Industriekonzern muss weiter um die Gunst seiner Gläubiger buhlen. Noch habe keine der Gläubigerbanken dem Vorschlag von OC Oerlikon zugestimmt, sagte Unternehmenssprecher Burkhard Böndel am Dienstag gegenüber AWP.
Unterdessen rückt das Unternehmen vom bisher angepeilte Weg ab, mit dem Verkauf von Unternehmensteilen an Geld zu kommen. “Umfangreiche Verkäufe spielen derzeit keine wesentliche Rolle”, sagte Frank Hefter von Investor Relations.
Eine weitere Säule des Rettungsplans ist eine “substantielle” Herabsetzung des aktuellen Aktienkapitals mit anschliessender Kapitalerhöhung. Die Renova Group des russischen Grossinvestors Viktor Vekselberg, mit 45% Hauptaktionär des Konzerns, will an einer Kapitalerhöhung teilnehmen und als so genannter Underwriter auftreten. Renova unterstütze Oerlikon in den Verhandlungen um die vorgeschlagene finanzielle Restrukturierung, heisst es von der Beteiligungsgesellschaft selbst.
Die Finalisierung der Details des Restrukturierungs- und Refinanzierungsprogramms in Zusammenarbeit mit den Syndikatsbanken wird bis Ende Februar 2010 erwartet. Die anschliessende Kapitalerhöhung ist innerhalb der ersten Jahreshälfte 2010 vorgesehen.
Eine tragfähige Lösung rückt damit weiter in die Zukunft. CEO Hans Ziegler hatte im Oktober erklärt, bis Jahresende eine Lösung präsentieren zu wollen.
Weiter gibt Oerlikon eine ausserordentliche Abschreibung im Solar-Segment in Höhe eines “mittleren zweistelligen” Millionenbetrags in Franken bekannt. Aufgrund eines Technologiesprungs in der Herstellung der Produktionsanlagen und im Produktdesign sowie eines weiterhin schwierigen Marktumfelds hätten Management und Verwaltungsrat beschlossen, die Bewertung des Lagerbestands entsprechend anzupassen. Diese Abschreibung habe keinen Einfluss auf die Barbestände bzw. den Geldfluss des Konzerns.
Die Aktien fallen am Dienstagnachmittag in den Keller und geben zeitweise um 25% nach. “Die Investoren wissen immer noch nicht, was Sache ist”. Bislang gebe es immer noch keine Equity-Story, und die industrielle Logik fehle weiterhin, kommentiert Analyst Michael Foeth von der Bank Vontobel den Kursrutsch.
ps/cf

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