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Ogi: 2004 soll UNO-Jahr des Sports werden

Seit der Sportkonferenz in Magglingen macht Ogi ernst: 2004 soll UNO-Jahr des Sports werden. Keystone

Der UNO-Sonderbeauftragte für Sport und alt Bundesrat Adolf Ogi will 2004 zum Jahr des Sports erküren. Sein wichtigster Verbündeter ist der tunesische Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali.

Die Schweiz ist als Co-Sponsorin dabei.

Adolf Ogi kommt seinem Ziel immer näher, den Sport weltweit als Mittel zur Verbesserung der Lebensumstände zu etablieren. Der Sonderberater des UNO-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Entwicklung und Friedensförderung, so sein etwas umständlicher Titel, ist daran, seine Philosophie vom Sport als Lebensschule bei den UNO-Mitgliedstaaten salonfähig zu machen.

Ogi, vor einigen Monaten zum UNO-Untergeneralsekretär aufgestiegen, hat anlässlich der Unesco-Konferenz vom Januar in Paris dazu aufgerufen, die Sportförderung zum Thema der nächsten UNO-Generalversammlung zu machen. Diese findet im Herbst in New York statt.

Tunesien gibt Gas

Seine Idee fiel auf fruchtbaren Boden. So hat sich Tunesien sofort bereit erklärt, eine entsprechende Resolution einzubringen. Nun ist Ogi daran, den Antrag auszufeilen, wie er auf Anfrage erklärte.

Und am Dienstag wird er nach Tunesien reisen, um mit Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali Nägel mit Köpfen zu machen. Bereits ist es gelungen, die Resolution auf die provisorische Traktandenliste der diesjährigen UNO-Vollversammlung zu setzen.

Doch Tunesien will mehr. Das Geschäft soll unbedingt in diesem Jahr verabschiedet werden, damit bereits das Jahr 2004 zum UNO-Jahr des Sports ausgerufen werden könnte.

Breite Unterstützung gesichert

Alt Bundesrat Ogi hat sich bereits die Unterstützung von Frankreich, Thailand, Malaysia, Kuba, Irland, Moçambique, Uganda und der Schweiz gesichert. Auch Italien will er noch zum Mitmachen überzeugen. Dazu ist der umtriebige Ex-Bundesrat am Montag nach Rom gereist.

Italien ist für Ogis Mission deshalb wichtig, weil die Regierung Silvio Berlusconis ab dieser Woche von Griechenland die Präsidentschaft der Europäischen Union (EU) übernimmt.

Dass Tunesien den Lead hat, hält Ogi für perfekt: Das Land habe auf seinen Vorschlag als erstes reagiert, liege in der geografischen Mitte der oben genannten Staaten, stelle die Verbindung zum Islam her und sei sportverrückt.

Schweiz als Co-Sponsorin

Laut Daniela Stoffel-Fatzer, Sprecherin des Departementes für auswärtige Angelegenheiten (EDA), hat die Schweiz Tunesien zugesichert, als Co-Sponsorin aufzutreten. Die Federführung liegt beim Bundesamt für Sport (Baspo), das dem Militärdepartement angegliedert ist.

Für Direktionsadjunkt Lorenz Ursprung liegt Ogis Idee genau auf der Linie der Schweizer Politik, habe doch die Schweiz im Bereich Sport und Entwicklungshilfe “eine prominente Rolle übernommen”. Finanzielle Auswirkungen hat die Unterstützung der Resolution keine. Und auch wenn sie angenommen wird, rechnet Ursprung nicht mit zusätzlichen Kosten.

Sport-Zwischenbericht für Annan

Für Ogi, der seit etwas mehr als zwei Jahren im Dienste der UNO steht, ist dies ein grosser Erfolg. Seit UNO-Generalsekretär Kofi Annan den Sport in die “Champions League der UNO-Prioritäten” geholt hat, ist Ogi daran, das nach wie vor schwächste Glied Schritt für Schritt zu stärken.

Die Konferenz “Sport und Entwicklung” vom Februar dieses Jahres, die mit der “Magglingen-Deklaration” beendet wurde, gehört genauso dazu wie der umfassende Zwischenbericht, den Ogi kürzlich Kofi Annan übergab.

Dieser sei eher nach innen gerichtet, erklärt Ogi. Es gehe darum, zu zeigen, wie die rund hundert einzelnen UNO-Unterorganisationen Sportförderung betreiben können. Der Bericht soll entweder im Juli oder im September von Annan und Ogi in New York der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

150 Projekte am Laufen

Der Kern seiner Aufgaben sieht Ogi jedoch darin, konkrete Projekte ins Rollen zu bringen. Bereits 150 sind es, vorab in Afrika und Asien. Zum Beispiel wird mit Ogis Hilfe in zahlreichen Flüchtlingslagern in Afrika Sport betrieben.

Er habe zum Beispiel in Moçambique die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) gebeten, den Leuten dort zu helfen, selber Bälle, Fussballschuhe und -leibchen herzustellen, sagte er unlängst dem “SonntagsBlick”.

Für Ogi ist der Sport eine Lebensschule, die in allen Bereichen wirkt. “Ob Bildung, Gesundheit, Wirtschaft, Wissenschaft oder Umwelt, der Sport spielt überall eine wichtige Funktion.” Genau dies soll in der Resolution auch zum Ausdruck kommen. Schliesslich “soll sie dem Sport weltweit eine neue Bedeutung geben”.

Konkurrenz zwischen den Spezial-Jahren

Obs so weit kommen wird, ist allerdings offen. Denn der UNO-Vollversammlung wird unter anderem auch ein Jahr des Reises beantragt. Zudem ist 2004 auch das Jahr des olympischen Friedens und das EU-Jahr der Erziehung durch Sport.

© Berner Zeitung, David Sieber

Die Magglingen-Deklaration:

Sport fördert die körperliche und mentale Gesundheit

Sportunterricht in der Schule verhilft Kindern zu besseren Leistungen

Spiel und Sport helfen, seelische Wunden zu heilen und Traumas zu überwinden.

Sport kann Menschen verschiedener Herkunft zusammen bringen und den Gemeinsinn fördern.

Sport kann helfen, ethnische, religiöse oder soziale Schranken zu überwinden, wie auch solche gegenüber Behinderten oder zwischen den Geschlechtern.

Indem sich die Sportartikel-Industrie ethischen Grundsätzen verpflichtet, trägt sie bei, die Gesellschaft positiv zu gestalten.

Die Partnerschaft von Sport, Medien und Entwicklungsarbeit fördert das Bewusstsein für den Beitrag des Sports zu einer nachhaltigen Entwicklung.

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