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Olympische Spiele: Bronze für Fabian Cancellara

Keystone

Der Radprofi Fabian Cancellara hat beim Strassenrennen in Peking die erste Medaille für die Schweiz gewonnen. Gold holte der Spanier Samuel Sanchez, Silber ging an den Italiener Davide Rebellin.

Obschon er ohne Teamkollegen aus der Schweiz zum 245 Kilometer langen Rennen gestartet war, vermochte der 27-jährige Berner Cancellara zu reüssieren.

Zehn Kilometer vor dem Ziel machte es zwar noch den Anschein, als sei der Schweizer im Kampf um die Medaillen ausgeschieden, zumal sich mit dem Luxemburger Andy Schleck und dem Russen Alexander Kolobnew zwei CSC-Teamkollegen vor ihm befanden.

Fast Sieg

Fünf Kilometer vor dem Ziel lancierte Cancellara aus der Defensive aber einen Konter, der ihn sogar fast zu Gold getragen hätte. Innerhalb weniger Kilometer fuhr er dank seinen Qualitäten als Roller zur Spitze auf.

Womöglich hatte Cancellara während der Aufholjagd aber etwas zu viel Kraft gelassen. Im Spurt um den Sieg konnte er nicht mehr aus dem Sattel, verteidigte jedoch einen Medaillenrang gegen Kolobnew mit Erfolg.

Cancellara holte als erster Schweizer seit dem Olympiasieg von Pascal Richard 1996 eine Medaille im olympischen Strassenrennen. Der eigentliche Zeitfahrspezialist ist seit gut zwei Jahren auch in Eintagesrennen stark. So gewann er 2006 den Pavé-Klassiker Paris-Roubaix und in diesem Frühling Mailand-Sanremo.

Für Spanier ging Rechnung auf

Der neue Olympiasieger Samuel Sanchez errang seinen erst zweiten Saisonsieg nach jenem im Zeitfahren in der Asturien-Rundfahrt.

Mit den Spaniern war zu rechnen gewesen, aber weitaus eher mit dem Kronfavoriten Alejandro Valverde. Für die Spanier ging die Rechnung freilich auf, für die Italiener etwas weniger. Für die Squadra zählt in solchen Rennen nur der Sieg. Rebellin schaffte es aber nicht, Sanchez auf der Zielgeraden in die Knie zu zwingen.

Die Hitze, der Smog und die hohe Luftfeuchtigkeit machten den Fahrern zu schaffen. Die äusseren Bedingungen erschwerten Offensivaktionen, sodass die Entscheidung erst auf der letzten Runde fiel.

Rivale gestürzt

Eine 24-köpfige Vorhut mit dem spanischen Tour-de-France- Sieger Carlos Sastre und dem Luxemburger Kim Kirchen wies rund 100 km vor dem Ziel zwar vier Minuten Vorsprung auf, wurde aber ebenfalls wieder eingeholt.

Zu den prominentesten Fahrern unter den ausgeschiedenen Teilnehmern gehörte der Deutsche Stefan Schumacher. Der wohl schärfste Rivale von Cancellara im olympischen Zeitfahren vom Mittwoch war gut 60 km vor dem Ziel gestürzt.

“Alles gegeben”

Nach dem sturz- und verletzungsbedingten bedingten Ausfall von Michael Albasini wenige Tage vor dem Rennen war Cancellara der einzige Schweizer auf dem Olympiakurs.

“Bei meinem Vorstoss war das Risiko gross. Deshalb ist für mich die Genugtuung umso grösser”, sagte er im Ziel. Im Spurt lag für den Schweizer nicht mehr drin: “Ich gab alles, was ich noch in den Beinen hatte.”

Es sei ein besonders grosser Tag für ihn, weil er im Strassenrennen nicht unbedingt mit einem Medaillengewinn gerechnet habe, sagte Fabian Cancellara. Der Erfolg freue ihn auch für seine Frau Stefanie, die in diesem Jahr manchen Tag auf ihn habe verzichten müssen.

Auftritt am Mittwoch

Er sei ins Rennen gegangen, um zu schauen, was möglich sei. An die Erholung und die Bedeutung dieser Bronzemedaille denke er erst am Sonntag: “Ich muss das alles zuerst einmal verarbeiten.”

Cancellaras ganz grosse Stunde soll am Mittwoch kommen. Dann will er in seiner Spezialdisziplin zuschlagen: dem Rennen gegen die Uhr. Alles andere als Gold wäre für ihn eine Enttäuschung. Er würde so seine Tradition hoch halten: Wenn er bisher einen Sieg angekündigt hatte, gewann er danach auch.

swissinfo und Agenturen

Gold: Samuel Sanchez (Sp) 6:23:49
Silber: Davide Rebellin (It)
Bronze: Fabian Cancellara (Sz)

Wird 1981 in Wohlen bei Bern geboren. In Rennfahrer-Kreisen hat der den Übernamen “Spartakus”.

Der frühere Elektrikerlehrling wird Juniorenweltmeister im Zeitfahren. Ab 2001 fährt er als Profi beim Mapei-Team. Von 2003 bis 2005 gehört er zum Team von Fassa Bartolo, 2006 stösst er zum dänischen Team CSC von Bjarne Rijs.

Der Athlet ist 1,86 Meter gross und wiegt 80 Kilogramm. Seine grosse Spezialität sind Zeitfahren (zweifacher Weltmeister) und schwere klassische Eintagesrennen.

Er ist auch ein gefürchteter Finisseur. Ähnlich einem Töff schaffte er es mehrmals, aus dem Feld herauszufahren, das bereits in sehr hohem Tempo Richtung Endspurt saust.

Dieses Jahr hat Cancellara den Tirreno-Adriatico (Mehretappenrennen) und den Eintages-Klassiker Mailand-San Remo gewonnen. Ausserdem wurde er Zweiter bei Paris-Roubaix, das er 2006 gewonnen hatte.

Er wurde zudem Zweiter bei Zeitfahren, der vorletzten Etappe der Tour de France 2008.

Er war zudem siegreich an zwei Etappen der Tour de Suisse.

2006 und 2007 wurde er Weltmeister im Zeitfahren. Er gewann auch mehrere Etappen der Tour de France, an der er 2007 sieben Tage das gelbe Trikot des Leaders trug.

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