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Pelé hat Interesse an Ogi-Nachfolge bei der UNO

Pelé in Lausanne: Der König umringt von jungen Bewunderern. Keystone

Pelé besuchte während drei Tagen Lausanne, um für seinen Campus Pelé zu werben. Die Schule soll junge Fussballer gleichzeitig zu Staatsbürgern ausbilden.

Das brasilianische Fussball-Idol hat gegenüber swissinfo sein Interesse als Nachfolger von Adolf Ogi angetönt. Dieser tritt als UNO-Sonderbeauftragter für Sport zurück.

Der bekannteste Fussballer der Welt, mit bürgerlichem Namen Edson Arantes do Nacimento, bleibt seit Jahrzehnten auch in Europa hoch geschätzt und bewundert.

Das zeigte sich auch letzte Woche, als der Brasilianer nach Lausanne kam, um für seinen Campus Pelé zu werben. Der Campus ist ein dezentralisiertes Bildungs-Projekt für junge Fussballer.

Nächstes Jahr soll in der Nähe der brasilianischen Grosstadt Sao Paolo ein Campus-Zentrum entstehen. Denn zahlreiche junge Brasilianer wandern aus, um in der Fremde in Fussball-Klubs ihr Glück zu versuchen.

Da sie grösstenteils aus benachteiligten Bevölkerungsschichten stammen, fehlen ihnen die Grundlagen für das Wissen, wie man sich eine spätere Karriere aufbaut – noch dazu im Ausland.

Die Schule dient deshalb laut Pelé dazu, aus jungen Fussballern auch Staatsbürger zu machen. Der Fussball-Klub Lausanne-Sports soll dabei als europäisches Einfallstor für die jungen brasilianischen Hoffnungsträger dienen.

Lausanne-Sports hat mit dem Campus vor einem Jahr eine Zusammenarbeit unterzeichnet. Zur Zeit sind im Club bereits drei Spieler und ein Trainer aus Brasilien aktiv.

swissinfo: Alt-Bundesrat Adolf Ogi will Sie als Nachfolger für den Posten des UNO-Sonderberaters für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden vorschlagen. Würden Sie zusagen?

Pelé: Ich bin schon seit einiger Zeit auf Missionen für die UNO und Unesco unterwegs. Ich wurde noch nicht für diesen Posten angefragt. Falls dies der Fall wäre, würde ich diese Frage sorgfältig prüfen, weil ich immer schon für Frieden und das Wohlergehen gearbeitet habe.

Wissen Sie, eine der grossen Ehren wurde mir bei meiner ersten Weltmeisterschaft 1958 in Schweden zuteil. In dieser Zeit hatte nur Brasilien dunkelhäutige Spieler.

Derzeit, wo alle Welt von Rassismus spricht, geht oft vergessen, welchen grossen Einfluss wir auf die Öffnung hatten. Heute spielen Dunkelhäutige in allen Klubs und fast in allen Nationalmannschaften, auch in der Schweiz.

Darauf, dass wir zu diesem Fortschritt beitragen konnten, bin ich sehr stolz. Falls ich diese Arbeit auf diesem Posten weiterführen könnte, würde ich das gerne tun.

swissinfo: Sie werben in Lausanne für den Campus Pelé. Welche Bedeutung hat dieses Projekt für Sie?

Pelé: Für mich ist es die Gelegenheit, etwas von dem zurückzugeben, was mir der Fussball gebracht hat. Ich werde immer wieder gefragt, ob ich Trainer werden will, aber ich bevorzuge die Arbeit mit Jungen, um meine Erfahrungen den neuen Generationen weiterzugeben.

Mein Vater sagte immer, Gott habe mir die Gabe zum Fussballspielen gegeben, doch ich müsse trotzdem hart arbeiten, um ein grosser Spieler zu werden, denn das Talent alleine reiche nicht.

Heute verlassen hunderte Junge Brasilien und folgen dem Lockruf des Geldes. Leider werden jene, die nicht berühmt werden, von ihren Agenten fallengelassen.

Ich habe auf dem Moskauer Flughafen junge brasilianische Fussballer angetroffen, die nicht einmal mehr das Geld hatten, um nach Hause zurückzufliegen. Ich habe auch junge Afrikaner in der gleichen Situation gesehen.

Das Problem ist, dass diese Jungen nur darauf vorbereitet werden, Fussball zu spielen und sonst nichts. Der Campus Pelé ist eine Schule, die zuerst den Menschen ausbildet, bevor er zum Fussballer wird.

swissinfo: Was ist ihre Prognose für die Euro 2008 in der Schweiz und Österreich?

Pelé: Mit Michel Platini zusammen sagen wir von Zeit zu Zeit, dass man nur noch Argentinien und Brasilien dazutun müsste, um aus der Euro eine Weltmeisterschaft zu machen. Damit betonen wir die Wichtigkeit dieses Turniers.

Ich glaube, dass die Mannschaften sehr ausgewogen sind. Auch grosse Nationen haben Mühe gezeigt, die Qualifikation zu schaffen. Daher ist eine Prognose schwierig.

swissinfo-Interview: Claudinê Gonçalves

Edson Arantes do Nacimento, mit Künstlernamen Pelé, wurde am 23. Oktober 1940 in der Stadt Três Corações im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais geboren. Sein Vater war Profi-Fussballer.

Er spielte in den Klubs Santos (Brasilien) von 1956 bis 1974 und New York Cosmos von 1975 bis 1977. Er war unter anderem Nationalspieler von 1957 bis 1971.

Keiner hat als Profi mehr Tore geschossen als Pelé, nämlich 1281 in 1376 Spielen. Für die Nationalmannschaft hat er 95 Mal getroffen.

Er wurde dreimal Weltmeister und gewann zweimal den Interkontinental-Cup. In Brasilien wurde er sechsmal Meister, in den USA einmal.

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