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Pelzige Gestalten lauern und lärmen

Sie wollen gefürchtet und bewundert sein, die "Tschäggättä" im Lötschental. Keystone

Während der Fasnachtstage sind im Lötschental im Wallis haarige Monster unterwegs: die "Tschäggättä". Rund 100 der wilden Gesellen versammeln sich am Schmutzigen Donnerstag (22.02) zu Beginn der Nacht in Blatten und ziehen durch das Tal.

Die “Tschäggättä” tragen Tierfelle und furchterregende Holzmasken. Sie schleichen sich heimlich an oder lärmen mit Kuhglocken und schreien, sie bewerfen Neugierige mit Schnee oder schwärzen sie mit Russ. Denn sie wollen gefürchtet und bewundert sein.

“Die Bevölkerung fürchtet die ‘Tschäggättä’ wirklich”, sagt der Ethnologe Eric Roulier. “Es ist aber keinesfalls Angst im negativen Sinne, sondern vielmehr etwas, das erschüttert, das Emotionen freisetzt”.

Jeder geht, wie es ihm beliebt

Nur die unverheirateten, volljährigen Männer durften sich ursprünglich als “Tschäggättä” verkleiden, heute sind es auch jüngere und verheiratete. Unterwegs sind sie in der Zeit zwischen dem katholischen Feiertag “Maria Lichtmess” (2. Februar) und dem Aschermittwoch.

Zu einer grossen Gruppe finden die mythischen Gestalten nur am Donnerstag vor Aschermittwoch in Blatten zusammen. “In der übrigen Zeit sind sie einzeln anzutreffen oder in kleinen Gruppen”, weiss Sivlia Ritler von Lötschental Tourismus.

Rätseln über die Anfänge

Der Ursprung der “Tschäggättä” liegt bis heute im Dunkeln. Es könnte sein, dass die furchteinflössenden Wesen die bösen Geister vertreiben sollten. Oder aber sie sind ein Überbleibsel des Wallisser Volksaufstandes von 1550, dem sogenannten “Trinkelstiertag”. Damals sollen sich die Aufständischen wie die heutigen “Tschäggättä” maskiert haben, um nicht erkannt zu werden.

Im Lötschental selbst will man über die Anfänge des Brauches nicht allzu viel rätseln. “Und sag mir, muss ich dies wissen, um die Faszination eines einzigartigen Brauches geniessen zu können?”, heisst es denn in einer Rubrik des Lötschentaler Internet-Auftritts.

swissinfo und Agenturen

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