Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Portugals Kreditwürdigkeit um zwei Stufen gesenkt (AF)

LISSABON (awp international) – Neuer Rückschlag im Kampf gegen die europäische Schuldenkrise: Die US-Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Euro-Landes Portugal gleich um zwei Stufen gesenkt. Die Bonitätsnote der lang laufenden portugiesischen Staatsanleihen sei von “A1” auf “A3” herabgestuft worden, teilte die Ratingagentur mit. Der Ausblick bleibe negativ. Auch portugiesische Medien berichteten über die Entscheidung. Erst in der vergangenen Woche hatte Moody’s die Kreditwürdigkeit der Euro-Krisenländer Griechenland und Spanien herabgestuft.
Die Kreditwürdigkeit Spaniens wurde um eine Note gesenkt – von “Aa1” auf “Aa2”. Auch in diesem Fall blieb der Ausblick negativ, es droht also eine weitere Herabstufung. “Aa2” ist aber immer noch die drittbeste Note der Agentur. Spanien wird damit weiter deutlich besser bewertet als andere finanzschwache Länder wie beispielsweise Griechenland. Die Kreditwürdigkeit Griechenlands hatte Moody’s kräftig um gleich drei Noten herabgestuft.
Eine Umschuldung Griechenlands ist aber nach Ansicht von Klaus Regling, Chef des Euro-Rettungsfonds EFSF, nicht zwangsläufig nötig. Dies sagte Regling nach Angaben von Teilnehmern im Finanzausschuss des Bundestages. Die Einschätzung der Märkte über die künftige Wirtschaftsentwicklung schwanke sehr. Auch gingen die Märkte nicht davon aus, dass Spanien unter den Rettungsschirm schlüpft, zitierten Teilnehmer Regling.
Portugals Finanzminister Fernando Teixeira dos Santos kritisierte die Herabstufung in Lissabon als “übereilte Massnahme”. Die Renditen für portugiesische Papiere mit zehnjähriger Laufzeit kletterten unterdessen am Mittwochvormittag zunächst auf 7,641 Prozent – nach 7,598 Prozent am Vortag. Nach dem Ende vergangener Woche registrierten Rekord von 7,768 Prozent waren die Zinsen zu Wochenanfang noch gesunken.
Moody’s begründete die Herabstufung mit der ungewissen Zukunft der portugiesischen Wirtschaft angesichts des strikten Spar- und Sanierungsprogramms der Regierung in Lissabon. Die schlechten Konjunkturaussichten blieben zumindest mittelfristig unverändert, “bis die Strukturreformen vor allem auf dem Arbeitsmarkt und im Justizsystem erste Früchte tragen”, teilte die Ratingagentur mit.
Nach einem Negativrekord von rund 9,4 Prozent 2009 und dem für 2010 angepeilten Wert von 7,3 Prozent will Portugal sein Haushaltsdefizit im laufenden Jahr auf 4,6 Prozent drücken. Dazu wurde ein umstrittener Staatshaushalt mit nie dagewesenen Sparmassnahmen verabschiedet. Die Ausgaben für Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst sollen um 5 Prozent gekürzt werden, die Mehrwertsteuer stieg von 21 auf 23 Prozent. Die Sozialleistungen werden ebenfalls gekürzt, die Renten eingefroren./er/DP/jha

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft