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Postchef schlägt zurück

Postchef Ulrich Gygi klagt die Gewerkschaft ein. Keystone

Nach den Blockaden am Donnerstag in vier ihrer Verteilzentren reicht die Post bei der Paritätischen Schlichtungs-Kommission eine Klage ein.

Nach ihrer Auffassung hat die Gewerkschaft mit der Aktion die im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) vereinbarte Friedenspflicht verletzt.

Mit den Aktionen in der Nacht auf Donnerstag sei der Service Public der Post geschädigt worden, sagte Postchef Ulrich Gygi in Bern.

Nach Angaben eines Post-Sprechers waren die nächtlichen Blockaden die ersten Protestaktionen, die den Service Public beeinträchtigten.

Die Gewerkschaft Kommunikation hat in der Nacht auf Donnerstag vier Verteilzentren der Post blockiert und Verspätungen verursacht.

Die Aushöhlung des Post-GAV durch Auslagerungen werde nicht toleriert, hiess es an die Adresse von Postchef Gygi und Postminister Leuenberger.

Diese Kampfmassnahmen der Gewerkschaft hätten die im GAV festgehaltene absolute Friedenspflicht verletzt, sagte Gygi.

Keine Sanktionen

Die Post verlangt nun von der Schlichtungskommission, dass die Gewerkschaft während der Geltungsdauer des GAV zur Wahrung des Arbeitsfriedens verpflichtet werde und sich jeder Kampfmassnahme zu enthalten habe.

Sanktionen gegen die Blockadeteilnehmer sollen vorläufig nicht ergriffen werden, sagte Post-Sprecher Dario Ballanti.

Auch Postminister Moritz Leuenberger kritisierte die Blockadeteilnehmer. Die einseitige Verabschiedung aus dem GAV sei nicht zulässig, sagte er. Politische Aktionen seien immer möglich, aber nicht eine Störung des Postbetriebs.

Post gesprächsbereit

Die Post habe seit einem Jahr signalisiert, dass sie über eine Weiterentwicklung des Gesamtarbeitvertrages (GAV) verhandeln möchte, sagte Gygi.

Es gebe zwei gangbare Wege. Zum einen könnte man über Branchen-GAV für die Bereiche Finanzdienstleistungen, Logistik, Personentransporte usw. sprechen.

Möglich wäre auch ein GAV, der für den ganzen Konzern gelten würde, der aber Sonderbestimmungen für bestimmte Branchen enthielte, sagte Gygi. Die Post brauche Flexibilität. Sie stehe unter Marktdruck und brauche ähnliche Konditionen wie die Konkurrenz. Dieses Verhandlungsangebot stehe.

Bedingungslos verhandeln

Was die Post aber nicht akzeptiere, sei unter Bedingungen zu verhandeln, sagte Gygi.

Die Gewerkschaften verlangten die Rücknahme der Restrukturierungsmassnahmen im Postsachen-Transport, beim Postauto-Dienst oder bei der Auslagerung des Service für die Fahrzeugflotte.

Der Postchef wies den Vorwurf zurück, die Postauto-Chauffeure riskierten eine Lohneinbusse von 20’000 Franken.

Das Grundsälar werde nicht tangiert. Es gebe eine zweijährige Besitzstandgarantie. Dann solle über Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen, Ferien und Zulagen verhandelt werden.

Schaden hielt sich in Grenzen

Der Schaden durch die Blockaden in den Paket-Verteilzentren von Härkingen SO, Frauenfeld und Daillens VD sowie im Briefzentrum Bellizona habe dank einem Sondereffort der Mitarbeitenden in Grenzen gehalten werden können, sagte Gygi.

Voraussichtlich 95% der Pakete hätten rechtzeitig zugestellt werden können.

swissinfo und Agenturen

Im Juni haben sich die Post und die Gewerkschaft Kommunikation auf einen neuen Gesamtarbeits-Vertrag (GAV) geeinigt.

Am 8. Oktober kündigte die Post die Auslagerung von 270 Stellen an. Die Gewerkschaften forderten neue Verhandlungen.

Die Post ging darauf nicht ein. Am 10. November kündigte die Gewerkschaft harte Proteste an.

Am 23. November scheiterte eine weitere Verhandlungsrunde, einen Tag danach blieb auch ein Vermittlungsversuch von Bundesrat Moritz Leuenberger ohne Erfolg.

In der Nacht auf Donnerstag haben Gewerkschafter und Postangestellte vier Verteilzentren blockiert.

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