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PRESSE/Hedgefonds verschwören sich gegen Euro (AF)

NEW YORK (awp international) – Grossinvestoren wollen die Schwäche des Euro für sich ausnutzen. Mehrere gewichtige Hedgefonds hätten Wetten darauf abgeschlossen, dass der Kurs der Gemeinschaftswährung weiter falle, berichtete das “Wall Street Journal” am Freitag. Anfang des Monats hätten sich bekannte Vertreter der Szene bei einem exklusiven Dinner in einem Privathaus in Manhattan getroffen, um bei Filet Mignon und mit Zitrone gebratenem Hühnchen darüber zu sprechen, wie sie von der Schuldenkrise in der Eurozone profitieren könnten.
Einige der Hedgefonds-Manager rechneten damit, dass der Euro vom Wert her mit dem US-Dollar gleichziehe, schrieb die Zeitung. Derzeit bekommen Europäer für ihre Währung 1,36 Dollar. Ende letzten Jahres waren es allerdings noch 1,51 Dollar gewesen. Dann kamen Zweifel darüber auf, dass Griechenland seine ausgeuferten Schulden in den Griff bekommt.
HEBELGESCHÄFTE
Bereits in der Vergangenheit haben milliardenschwere Investoren mit ihren Wetten selbst grosse Industriestaaten in Bedrängnis gebracht. Über sogenannte Hebelgeschäfte können sie die Wirkung ihrer Einsätze vervielfachen. Die Wirkung wird noch durchschlagender, wenn mehrere Investoren ihr Vorgehen untereinander absprechen.
Nach Angaben des “Wall Street Journal” hat an dem Treffen in Manhattan auch ein Vertreter des Fonds von US-Milliardär George Soros teilgenommen. Der genauso bewunderte wie gefürchtete Spekulant hatte 1992 gegen das britische Pfund gewettet, die Bank of England in die Knie gezwungen und dabei rund 1 Milliarde Dollar Gewinn gemacht. Die Zeche mussten die britischen Bürger zahlen.
NUR GRUPPE KANN EURO UNTER DRUCK BRINGEN
Soros Einsatz war damals 10 Milliarden Dollar gewesen. Das dürfte dieses Mal aber nicht reichen, um gegen den Euro zu Felde zu ziehen. Die Gemeinschaftswährung ist durch ihre schiere Grösse kaum von einzelnen Spekulanten unter Druck zu bringen. Eine Gruppe könnte dies aber schaffen, sagen Experten.
Sinkt der Wert des Euro, werden ausländische Waren für Europäer teurer. Das gilt sowohl für die Urlaubsreise als auch für Rohstoffe oder Maschinen, die die Industrie braucht. Für Ausländer wiederum werden europäische Waren billiger, was gemeinhin den Export ankurbelt./das/DP/js

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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