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Presseschau vom 16.10.2003

Das Attentat von Gaza beschäftigt am Donnerstag die Schweizer Presse. Die Schlagzeilen für sein Amtsjubiläum muss sich der Papst mit dem chinesischen Astronauten Yang Liwei teilen.

Innenpolitisch bewegen die Offenlegung der Zahnarzttarife und die Relevanz der Parlamentswahlen.

Das Bombenattentat auf einen US-Konvoi in Gaza sei eine “attaque sans précédents contre des étrangers – der erste Angriff gegen Ausländer”, wie LE TEMPS titelt. Der TAGES-ANZEIGER kommentiert, dass jetzt “Amerika fair handeln muss”. Der CORRIERE DEL TICINO bezeichnet den Terrorakt als “tragico autogol – als tragisches Eigentor”.

“Prestigegewinn für Peking”

Nach den USA und Russland hat nun als drittes Land auch China ein bemanntes Raumschiff ins Weltall geschickt. “Prestigegewinn für Peking”, titelt die BERNER ZEITUNG auf der Frontseite.

Dennoch hätten sie sich beim Staatssender CCTV nicht getraut, den Start und den Flug live zu übertragen, schreibt der TAGES-ANZEIGER. “Es hätte ja etwas schief gehen können.”

Seitenfüllend wird das 25-jährige Amtsjubiläum von Papst Johannes Pauls II abgehandelt. Auch sein ewiger Kritiker, der prominente Schweizer Theologe Hans Küng, kommt zu Wort: “Il a tué toute vie dans l’Eglise – Er hat alles Leben in der Kirche abgetötet”, meint er gegenüber der Westschweizer Tageszeitung LE TEMPS.

Wojtyla und die Sexualmoral

Das im historischen Vergleich ausserordentlich lange Pontifikat des Polen Karol Wojtyla bewegt die Gemüter weit über die Köpfe der katholischen Basis hinaus. “Seine restriktive Haltung in Fragen des Pflichtzölibats für Priester, der Zulassung von Frauen zum Priesteramt oder der Sexualmoral stiessen(…) auf immer grösseres Unverständnis”, schreibt die AARGAUER ZEITUNG.

Sogar Adolf Ogi, einer der wenigen Schweizer, die bis heute beim Papst eine Privataudienz erhielten, erinnert sich an seine Missgeschick während der Geschenkübergabe, als er den grossen Kristall vergessen hatte: “Doch zum Glück habe ich immer selbst einen kleinen Kristall im linken Hosensack. Den habe ich ihm gegeben. Daran hatte er sehr, sehr grosse Freude”, erinnert sich der Alt-Bundesrat in der AARGAUER ZEITUNG.

“Politiker, packt das endlich an!”

Vor lauter päpstlichem Jubiläum ging in der Schweizer Presse beinahe vergessen, dass am kommenden Sonntag das Parlament neu gewählt wird. “Politiker, packt das endlich an!”, titelt der BLICK, und stellt in einem “Blick-Manifest” ein 10-Punkte-Programm zusammen – dies als Diskussionsgrundlage, da “die Schweizer Wirtschaft seit 12 Jahren praktisch nicht mehr wächst”.

Dabei figurieren die hohen Preise auf Platz 1 und die Ausländerpolitik auf Platz 10.

Etwas cooler formuliert die BASLER ZEITUNG den Zustand vor den Wahlen, zumindest was das Big Business betrifft: “Vasella und Co. wollen heute lieber mit Kofi Annan Kaffee trinken, als die Hand von Ruth Metzler küssen.”

Die Konzernbosse hätten andere Probleme als den Wahlkampf – Schweizer Politik interessiere sie nur am Rande. Die BaZ befragte zu dieser Gretchenfrage die CEOs der 25 grössten börsenkotierten Schweizer Konzerne. Von 30 CEOs antworteten 20, wovon sich acht mit einem “no comment” begnügten.

Mehr Transparenz bei Zahnarzttarifen

Dabei versucht sich die Politik möglichst doch in die Wirtschaft einzumischen. So hat der Bundesrat die Verordnung über die Preisbekanntgabe so abgeändert, dass die Zahnärzte in Zukunft zur Offenlegung ihrer Tarife verpflichtet werden.

Bisher liessen sich die Tarife von Zahnärzten in der Schweiz nur schwer vergleichen. Die Taxpunktwerte variierten gut föderalistisch von Kanton zu Kanton und von Praxis zu Praxis. Ob dies die Rechnungen künftig vermindert, sei aber fraglich. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG meint, dass “in der Praxis die neue Vorschrift kaum grosse Auswirkungen hat”.

In der Schweiz bezahlen Zahnarztpatienten im Unterschied zu sonstigen medizinischen Aufwendungen die Rechnung meist aus der eigenen Tasche. Andererseits seien “amerikanische Zustände” nicht unbedingt wünschbar, kommentiert die AARGAUER ZEITUNG, wo über den Köpfen im Wartezimmer die Preisliste für Krone, Brücke oder Füllung hänge.

swissinfo, Alexander Künzle

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