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Presseschau vom 20.11.2003

Der Besuch von US-Präsident Bush in London und der Parteitag von Bundeskanzler Schröders SPD: Zwei aussenpolitische Themen stehen im Zentrum der Zeitungen vom Donnerstag.

Freudige Kommentare gibt’s überall zur EM-Endrunde-Qualifikation der U-21-Fussball-Nationalmannschaft.

“Keine roten Rosen für George Bush.” Das ist die Schlagzeile im Zürcher TAGES ANZEIGER. “George W. im Wunderland Britannien: Der amerikanische Staatsbesuch weckt mehr Proteste als Begeisterung”, schreibt der TAGI und erinnert daran, dass sich Bush der Queen einst als “schwarzes Schaf der Familie” vorgestellt hatte.

Bushs aussenpolitische Rede beim Staatsbesuch in London habe Versicherungen gegenüber dem Irak, Rezepte für den Nahen Osten und Spitzen gegen die Europäer enthalten, heisst es in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Der US-Präsident habe in London den Irak-Krieg erneut verteidigt und die Terror-Gefahr beschwört, schreibt die AARGAUER ZEITUNG.

Während das ST. GALLER TAGBLATT von “Ärger hinter Prunkfassade” spricht, titelt die BERNER ZEITUNG: “Denkzettel für Bush.” Die Bilder von den Kundgebungen gegen den Besuch von US-Präsident Bush in London würden alle Amerikaner vor den Kopf stossen, die glaubten, in den Briten treue Verbündete zu besitzen.

Bushs London-Visite, die von Blair als Wahlkampfhilfe für seinen Freund gedacht gewesen sei, habe sich ins Gegenteil verkehrt, schreibt die BZ weiter und zitiert den Politwissenschafter Timothy Garton, für den die Botschaft der Demonstranten an die Adresse von Bush laute: “Das britische Herz schlägt für unsere Werte; missionarischer Eifer aber ist nicht unser Ding.”

Schröder im Clinch mit dem Fussvolk

An ihrem Parteitag in Bochum habe die SPD von Bundeskanzler Gerhard Schröder ein Bild der Unentschlossenheit und des inneren Zwiespalts geboten, schreibt die BERNER ZEITUNG. Für die BZ ist die SPD “im Clinch mit der Realität”.

Der TAGES ANZEIGER titelt: “SPD täuscht sich selbst.” Schröder besänftige die Parteilinke und verliere Spielraum als Regierungschef.

Für die NEUE LUZERNER ZEITUNG ist Schröder “mit einem blauen Auge” davongekommen. Er habe die SPD noch einmal hinter sich bringen können. Allerdings räumt die NLZ ein: “Der Parteitag sollte zum Neubeginn der gebeutelten Kanzler-Partei werden: Doch dies ist nur halb gelungen.”

Die NZZ schreibt, der dreitägige Parteitag der SPD sei eine Art Druckkessel gewesen, “aus dem die Basis einmal so richtig Dampf ablassen konnte und es den Kadern auch gehörig zeigte.” Weder für Schröder noch für seinen Generalsekretär oder den Wirtschaftsminister, die Sündenböcke für die Linke, sei freilich etwas auf dem Spiel gestanden.

“Sie wurden alle wiedergewählt, ihre praktische Politik, der Anlass für all den Unmut, werden sie ohne rote Flecken fortführen, das Fussvolk wird murren, aber sich fügen, und das Programm der SPD wird weiterhin von Reformen reden, auch wenn die Basis grösste Mühe mit ihnen hat. Alles also wie zuvor”, meint die NZZ.

Der Kampf der Titanen

“Qualificati! È davvero un’impresa da Titani.” Das ist die Schlagzeile im CORRIERE DEL TICINO. Die Rede ist von der Qualifikation des U-21-Nationalteams für die EM-Endrunde. Mit zehn Spielern gelang der U-21 im EM-Achtelfinal in Tschechien nach dem 1:2 im Hinspiel und einem 0:1-Rückstand noch ein 2:1 – und ein 4:3-Sieg im Penaltyschiessen.

“Die U-21 macht das fast Unmögliche möglich”, titelt die BASLER ZEITUNG. Der BLICK spricht vom “Wunder von Ostrava”, und in der NZZ heisst es gross: “Alles gegeben, alles gewonnen.”

“Allen Widrigkeiten getrotzt”, lautet die Schlagzeile im Berner BUND. Mit Glück habe die U-21-Equipe die EM erreicht. “Kann man das so sagen?”, fragt DER BUND und gibt die Antwort gleich selbst: “Nein, sie hat ihr Ziel mit Herz, Einsatz und Nerven erreicht.”

“Les Titans sont grands!”, titelt LE TEMPS. Für die NEUE LUZERNER ZEITUNG sind die “Titanen II auf dem Weg in den Olymp”. Jetzt gebe es für das “Team ohne Limiten” noch die EM 2004 und dort die Chance, sich mit einem dritten Platz für Olympia in Athen zu qualifizieren, schreibt der TAGI.

Die BERNER ZEITUNG freut sich über das “Wunder mit Ansage” und schreibt, die Schweizer hätten nicht versagt. Sie hätten genau jene Tugenden gezeigt, welche man Schweizer Sportlern gemeinhin abspreche.

Und die BZ zählt diese Tugenden auf: “Sie haben gekämpft wie Engländer. Sie haben Emotionen gezeigt wie Italiener. Und sie haben am Schluss das Glück gezwungen wie Deutsche.”

swissinfo, Jean-Michel Berthoud

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