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Presseschau vom Donnerstag 08.08.2002

Mit Milch und Käse befassen sich die meisten Zeitungen auf ihrer Frontseite.

“Volkswirtschaftsminister Pascal Couchepin schaltet bei der Liberalisierung der Milchwirtschaft einen Gang zurück. Er will gewisse Stützungsmassnahmen weiterführen, die er ursprünglich abschaffen wollte”,

schreibt DER BUND.

Couchepin hoffe, auf diese Weise die gegenwärtigen Turbulenzen etwas mildern zu können. Für die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG ist es keine Überraschung, dass der Volkswirtschaftminister “Verständnis für die Sorgen der Bauern” habe:

“Insofern kam nur der Zeitpunkt des am Mittwoch kurzfristig angesetzten Medienauftritts überraschend, nicht aber der Inhalt. Couchepin reagierte explizit auf die Medienkonferenz des Milchverarbeiters Emmi vom gleichen Tag, der eine Senkung des Milchpreises um 5 Rappen pro Liter und – trotz wettbewerbsrechtlichen Friktionen – eine Übernahme des Käsegeschäfts von Swiss Dairy Food anstrebt.”

Implizit habe Couchepin aber auch auf die immer lauteren Unmutskundgebungen von Bauern geantwortet, die den verschärften Preisdruck spürten, fügt die NZZ hinzu.

Für die BERNER ZEITUNG steht die ganze Schweizer Milchwirtschaft auf dem Spiel. Alle seien jetzt gefordert, ist die BZ überzeugt:

“Die Chancen, dass Schweizer Käse erfolgreich vermarktet werden kann, sind beeinträchtigt. Und das Überleben von Swiss Dairy Food ist höchst gefährdet. Die Firma wäre dringend auf die Einnahmen aus dem Käsedeal angewiesen.”

Wie weiter? Das fragt sich die BZ und weist darauf hin, dass jetzt “gesunder Menschenverstand” gefragt sei:

“Swiss Dairy Food, Emmi und die Wettbewerbskommission müssen sich zusammenraufen und nach einer Lösung suchen, die für alle Beteiligten tragbar ist. Aber auch die Bauern müssen Zugeständnisse machen – beim Milchpreis.”

Die Zeit dränge, denn ein Kollaps des Milchmarktes käme sehr teuer zu stehen, warnt die BZ.

Und der TAGES-ANZEIGER doppelt nach:

“Von einem Konkurs der Swiss Dairy Food wären nämlich nebst den 1900 Angestellten auch 7000 Bauern betroffen, die dem Konzern ihre Milch abliefern.”

Es sei richtig, wenn Couchepin langfristig an der Agrarreform festhalten wolle. Denn ohne eine solche Reform ginge es den Bauern in Zukunft noch schlechter, ist der TAGI überzeugt:

“Beharren sie auf ihren Kontingenten und hohen Milchpreisen, bricht der Käseexport ein. Dann sind Emmentaler und Greyezer schlicht zu teuer.”

Und mit hohen Preisen beraubten sich die Landwirte ihrer eigenen Existenzgrundlage. Dieser Meinung ist auch die Genfer Zeitung LE TEMPS.

“Der Wettbewerb hat sich mit dem In-Kraft-Treten der bilateralen Verträge auch in der Schweiz verschärft. Und die Schweiz muss sich bewusst werden, dass sie fortan Teil eines käseproduzierenden Europas ist.”

Ähnlich kommentiert die AARGAUER ZEITUNG:

“Die Bündelung der Käsevermarktung auf ausgesuchten ausländischen Märkten unter der Regie eines möglichst starken Akteurs ist sinnvoll. Die Herausforderung bleibt jedoch nahrhaft, schliesslich wartet keiner auf teure Schweizer Anbieter.”

Die zunehmend von aussen bedrängte Milchwirtschaft stecke in einer Krise, der, so kommt die AARGAUER ZEITUNG zum Schluss,

“nur mit einer umsichtig angelegten Wurzelbehandlung beizukommen ist”.

Alina Kunz Popper

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