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Rigoroses Rauchverbot im Tessin

Keystone

Das Rauchen wird im Kanton Tessin ab 12. April in geschlossenen, öffentlich zugänglichen Räumen generell verboten.

Damit spielt der Kanton südlich der Alpen eine Pionierrolle bei einem Problem, das das ganze Land betrifft. Ein Verbot auf Bundesebene steht zur Diskussion.

Rund 2700 Gaststätten im Tessin werden ab Donnerstag zur rauchfreien Zone. Wer trotzdem eine Zigarette anzündet, riskiert eine Busse von bis zu 10’000 Franken.

Die Behörden werden allerdings “kein Heer von Kontrolleuren” in den Einsatz schicken, wie Claudio Portavecchia, Chef des kantonalen Amtes für Bewilligungen, sagte.

Einzig die drei Gaststätten-Inspektoren und die Polizei werden darauf achten, dass das Rauchverbot in den Restaurants, Bars, Cafés, Hotels, Nachtklubs und Diskotheken eingehalten wird. Falls trotzdem gequalmt wird, können sowohl der Wirt als auch der Gast belangt werden. Die Höhe der Sanktionen reicht von 50 bis 10’000 Franken.

Das Rauchverbot gilt ausserdem für die Verwaltung, Schulen, Taxis, Museen und Einfaufszentren.

Vorerst nur drei Fumoirs

Vorerst werden die Raucher unter dem Verbot allerdings nicht allzu stark zu leiden haben. Denn im Freien, auf Terrassen oder in Gartenbeizen dürfen weiterhin Zigaretten angezündet werden.

Ferner haben die Wirte die Möglichkeit, so genannte Fumoirs zu schaffen. Diese müssen mit einer speziellen Ventilation versehen und räumlich abgetrennt sein. Viele Wirte scheuen sich jedoch wegen der Kosten von bis zu 30’000 Franken vor einer solchen Investition.

Laut Portavecchia verfügen derzeit nur gerade drei Lokale über eine Bewilligung für ein Fumoir, unter anderem die Mensa im Spital von Mendrisio. Weitere neun Gaststätten haben ein Gesuch gestellt.

Schutz der Nichtraucher

Der Kanton Tessin hatte das Rauchverbot in erster Linie deswegen eingeführt, um Nichtraucher vor dem Passivrauchen zu schützen. Bei einer Referendums-Abstimmung im März 2006 wurde das Gesetz klar angenommen. Der Kanton Tessin war damit der erste Kanton, der ein Rauchverbot in Restaurants einführte.

Die entsprechende Änderung des Gaststättengesetzes trat am 12. April 2006 in Kraft. Allerdings wurde den Wirten eine einjährige Übergangsfrist eingeräumt. Deshalb müssen die Aschenbecher erst am 11. April um 23.59 Uhr definitiv aus den Lokalen entfernt werden.

Signalfunktion für die ganze Schweiz

Die neue Regelung im Tessin hat bereits Nachahmer gefunden. So soll auch im Kanton Bern das Rauchen in Gaststätten und öffentlich zugänglichen Räumen verboten werden. Ein entsprechendes Gesetz ist kürzlich in die Vernehmlassung geschickt worden.

In Zürich dagegen entschärften die bürgerlichen Parteien diverse Vorschläge zum Schutz der Nichtraucher. So sollen dort die öffentlichen Gebäude von Gemeinden und Kanton nicht generell rauchfrei werden.

Eine parlamentarische Initiative von Nationalrat und Präventivmediziner Felix Gutzweiler fordert ein landesweites Rauchverbot am Arbeitsplatz, in Einkaufszentren, Kinos, Restaurants und Bars.

swissinfo und Agenturen

Frankreich: Seit Februar gilt in öffentlichen Räumen Rauchverbot. Cafés, Bars, Restaurants und Diskotheken haben bis Anfang 2008 Zeit, die Bestimmungen umzusetzen.

Italien: Am Arbeitsplatz und in öffentlichen Räumen darf seit Januar 2005 nicht mehr geraucht werden.

Irland: Rauchverbot am Arbeitsplatz und in öffentlichen Räumen ist seit März 2004 in Kraft.

Spanien: Der Arbeitsplatz und öffentliche Räume sind seit 2006 rauchfrei. Davon ausgenommen sind Restaurants mit weniger als 100 Quadratmetern.

Grossbritannien: Ab Juli 2007 werden öffentliche Räume und Arbeitsplätze rauchfrei.

Schweden: In Restaurants, Bars und Diskotheken darf seit 2005 nicht mehr geraucht werden.

Niederlande: Seit 2004 sind die Zigaretten vom Arbeitsplatz verbannt.

Norwegen: Seit Juni 2004 ist das Rauchen in öffentlichen Räumen verboten.

Dänemark: In öffentlichen Räumen von über 100 Quadratmetern gilt ab April 2007 Rauchverbot.

Europäische Union: Die Europäische Kommission hat Ende Januar ein Grünbuch über das Rauchverbot veröffentlicht, das für die 27 Mitglieder zu einer zwingenden Regelung bis 2008 führen könnte.

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