Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Roche 2010: Pharma-Umsatz -5% auf 37’058 Mio CHF – 2,3 Mrd CHF weniger Tamiflu

Basel (awp) – Die Roche-Division Pharma verzeichnete im Geschäftsjahr 2010 einen Umsatzrückgang um 5% auf 37’058 Mio CHF. In Lokalwährungen (LW) sanken die Verkäufe um 2%. Dabei fielen die Verkäufe des Grippemedikamentes Tamiflu um 2,3 Mrd CHF tiefer aus und blieben mit 873 Mio CHF auch etwas unter den Erwartungen. Ohne Tamiflu seien die Verkäufe der Division in lokalen Währungen um 5% gestiegen und damit stärker gewachsen als der Weltmarkt, teilte der Pharmakonzern am Mittwoch mit.
In der Berichtsperiode wurde nach Problemen mit Überempfindlichkeit in Phase-III-Tests nicht unerwartet die Entwicklung von Taspoglutid bei Diabetes Typ 2 eingestellt; die Lizenzrechte wurden an Ipsen zurückgegeben. Demgegenüber wurden vier neue Wirkstoffe in die spätklinische Entwicklung überführt.
Der Kernbetriebsgewinn blieb mit 14’776 Mio CHF unverändert, in Lokalwährungen stieg die Kennzahl hingegen um 4%. Dabei nahm die Kernbetriebsgewinnmarge um 1,9 Prozentpunkte auf 39,9% zu. Dieser Anstieg wird vor allem auf Synergieeffekte aus dem Zusammenschluss mit Genentech und Produktivitätssteigerungen zurückgeführt. Auf der Negativseite hätten sich der deutliche Rückgang der Tamiflu-Absätze und die Auswirkungen der Gesundheitsreformen und Sparmassnahmen niedergeschlagen. Insgesamt schmälerten die Gesundheitsreformen in den USA und die Sparmassnahmen in Europa den Gesamtumsatz um rund 530 Mio CHF oder um 1,5 Prozentpunkte.
Die Division erwirtschaftete einen Free Cash Flow von 12’933 Mio CHF (-13% in CHF; -9% in LW).
Die Marketingausgaben seien um 1% gesenkt worden. Dies habe den Anstieg bei Wertberichtigungen für zweifelhafte Forderungen in Südeuropa mehr als kompensiert, so die Mitteilung weiter. Die Forschungs- und Entwicklungskosten sanken gegenüber dem Vorjahr um 5% auf 8’160 CHF (-2% in LW) und beliefen sich auf 22% des Umsatzes.
Neben den fünf onkologischen Schlüsselprodukten – Avastin, MabThera/Rituxan, Herceptin, Pegasys und Xeloda – bestimmte in erster Linie die Nachfrage nach Lucentis, Actemra/RoActemra und Mircera die Verkäufe. Demgegenüber sanken die Umsätze bei Tamiflu, CellCept und NeoRecormon/Epogin. Mit den sechs Hauptwachstumsträgern – Avastin, MabThera/Rituxan, Herceptin, Lucentis, Actemra/RoActemra und Xeloda – seien 2010 zusätzliche Umsätze in Höhe von über 1,3 Mrd CHF erzielt worden.
Unter den einzelnen Regionen hätten die stärksten Umsatzzuwächse im Marktgebiet “International” erzielt worden können (+8% bzw. 11% ohne Tamiflu in LW). Hier sei die Nachfrage nach MabThera, Herceptin, Avastin und weiteren Schlüsselprodukten in Schwellenmärkten ausschlaggebend gewesen. Besonders starke Zuwachsraten werden in Lateinamerika (+20%) ausgewiesen. In der Region Asien-Pazifik (+8%) seien China und Taiwan stark gewachsen.
Der Verkaufsrückgang in den USA (-1%) wird auf “signifikant geringere” Umsätze mit Tamiflu und CellCept sowie auf Effekte der Gesundheitsreform zurückgeführt, die sich auf alle wichtigen Produkte ausgewirkt hätten. In Westeuropa wird der Rückgang der Verkäufe um 5% hauptsächlich mit deutlich niedrigeren Absätze bei Tamiflu und NeoRecormon erklärt, aber auch auf die Auswirkungen staatlicher Sparmassnahmen in mehreren Ländern zurückgeführt.
Für das laufende Geschäftsjahr 2011 wird im Pharma-Bereich ein niedriges einstelliges Verkaufswachstum in Lokalwährungen und ohne Tamiflu angestrebt. Damit soll sich die Zuwachsrate “im Rahmen des erwarteten Marktwachstums” bewegen. Im Weiteren liege die Division bei der Umsetzung des Ziels, bis 2011 jährlich Synergien aus der Genentech-Vollübernahme von rund 1 Mrd CHF vor Steuern zu erzielen, “gut im Zeitplan”. 2010 hätten die Synergie-Effekte 800 Mio CHF betragen, so die Mitteilung weiter.
Zudem soll das Programm “Operational Excellence” potentiell belastende Faktoren überkompensieren. Belastungen bzw. Risiken auf der Umsatzseite sieht Roche zum einen als Folge der Gesundheitsreformen in der EU und den USA (rund 500 Mio CHF), einem Rückgang der Tamiflu-Umsätze auf 600 Mio CHF, bei Avastin infolge der ablehnenden Haltung der FDA (800 Mio CHF) und den Patentabläufen von Boniva und CellCept (500 Mio CHF). Operational Excellence soll Einsparungen von 1,8 Mrd CHF bringen.
Anfang 2011 hatte Roche 102 Projekte in klinischen Phasen I bis III. Darunter seien 62 neue Wirkstoffe und 40 zusätzliche Indikationen, so die Mitteilung weiter. Zwölf Wirkstoffe sind in später klinischer Entwicklung und werden zudem 22 neue Indikationen angestrebt.
rt/ra

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft