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Roche gelingt erneut Rekordgewinn

Roche-Boss Franz Humer: Der Trend zeigt weiter nach oben. Keystone

Der Basler Pharmakonzern Roche hat im vergangenen Jahr wiederum einen Rekordgewinn erzielt. Beim Umsatz wurde erstmals der Rivale Novartis überholt.

Der Reingewinn erhöhte sich um 25% auf 11,4 Mrd. Franken. Der Umsatz stieg trotz gesunkener Tamiflu-Verkäufe um 10% auf über 46 Mrd. Franken.

Roche setzt seine Rekordjagd fort: Bereits 2006 hatte der Konzern mit vorher nie erreichten Jahreszahlen aufgewartet. Im letzten Jahr wurden diese Werte noch einmal übertroffen.

Kein Wunder sprach Roche-Präsident und Konzernchef Franz Humer deshalb am Mittwoch von einem hervorragenden Ergebnis. Dieses soll sich auch für die Aktionäre auszahlen: Sie profitieren in Form der 21. Dividenden-Erhöhung in Serie: Je Aktie und Genussschein gibt es für die Anleger 4,60 Franken, das sind 35% mehr als im letzten Jahr.

Mit den hervorragenden Verkaufszahlen ist Roche neu Schweizer Branchenleader vor dem Rivalen Novartis, der 2007 umgerechnet 43,8 Mrd. Franken Umsatz erzielt hatte.

Die Division Pharma verzeichnete mit 10% ein zweistelliges Umsatzwachstum auf 36,8 Mrd. Franken. Ohne Tamiflu wäre der Umsatz um 12% auf 34,9 Milliarden gewachsen.

Krebsmedikamente als Motoren

Die vom künftigen Konzernchef Severin Schwan geführte Division Diagnostics steigerte den Umsatz um 7% auf 9,4 Mrd. Franken.

Die Liste der meistverkauften Medikamente wird wiederum von den Krebsmitteln MabThera/Rituxan, Herceptin und Avastin angeführt, wobei letzteres mit einem Umsatzsprung von 41% glänzte.

Das Grippemittel Tamiflu, das im Vorjahr wegen Regierungskäufen für die Pandemie-Vorsorge geboomt hatte, fiel nach einem Umsatzrückgang von 19% vom vierten auf den fünften Platz zurück.

Die Verkäufe von Tamiflu gingen vor allem in der zweiten Jahreshälfte markant zurück, weil die meisten von Regierungen und Unternehmen zum Vorrat gemachten Bestellungen ausgeliefert sind.

Die Produktionsmengen wurden laut Pharmachef William Burns an die tiefere Nachfrage angepasst, könnten jedoch bei Bedarf wieder gesteigert werden.

Moderater Ausblick

Im Ausblick rechnet Roche für 2008 mit einem Gewinn pro Titel, der mindestens auf dem Rekordniveau von 2007 liegt. Beim Umsatz wird ein Wachstum in lokalen Währungen im hohen einstelligen Bereich erwartet, und zwar unter Ausschluss der Tamiflu-Lieferungen, die markant zurückgehen werden.

Nachdem der Konzern bereits letztes Jahr die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um 14% auf 8,4% gesteigert hatte, sollen diese Ausgaben im neuen Jahr nochmals markant angehoben werden. Damit soll das Potenzial der Produkte-Pipeline voll ausgeschöpft werden.

Roche rechnet auch für die Jahre 2009/2010 dank der Einführung von neuen Medikamenten sowie zusätzlichen Indikationserweiterungen mit einem anhaltend starken Wachstum.

swissinfo und Agenturen

2001 hatte Novartis mit dem Kauf von 20% der Roche-Aktienstimmen für knapp 5 Mrd. Franken überrascht.

Novartis sprach von einem “finanziellen Investment mit strategischer Ausrichtung”. Dies nährte Spekulationen über Fusionsgelüste von Novartis-Chef Daniel Vasella mit dem Konkurrenten.

Novartis strebte mit dem Schritt eine Kooperation aufgrund “gemeinsamer Interessen” an. Ein Zusammengehen hätte die Stellung der Schweizer Pharmaindustrie auf dem Weltmarkt gestärkt, hiess es bei Novartis.

Roche wies das Ansinnen aber immer schroff zurück. In letzter Zeit ist das Gespenst einer grossen Schweizer Fusion wieder aus den Medien verschwunden.

Von den Rekordergebnissen profitiert auch Roche-Verwaltungsratspräsident und Konzernchef Franz Humer. Seine Gesamtentschädigung für 2007 überschritt erstmals die Schwelle von 20 Mio. Franken.

Zudem hat Humer auch erstmals Daniel Vasella hinter sich gelassen: der Novartis-Boss verdiente 17 Mio. Franken.

Gemäss Berechnungen der Stiftung Ethos über alle Lohnkomponenten wie Beteiligungen, Optionen etc. liegt Franz Humer 2007 hinter Vasella, Marcel Ospel (UBS) und Peter Brabeck (Nestlé) auf Rang vier der Grossverdiener in der Schweiz.

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