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Roche rät zu Verabreichungsstopp von Taspoglutid in Studie – kein Studienabbruch

Basel/Zürich (awp) – Der Pharmakonzern Roche Holding AG hat den Ärzten in einer klinischen Studie mit Taspoglutid bei Diabetes Typ-2 vorderhand geraten, den involvierten Patienten keine Taspoglutid zu verabreichen. Eine Roche-Sprecherin bestätigte entsprechende Agenturmeldungen vom Wochenende gegenüber AWP.
Derzeit würden die Gründe für eine Überempfindlichkeit untersucht, und es werde an einer Optimierung der Formulierung gearbeitet. An der Mitte Juni erstmals kommunizierten Verzögerung mit der Studienreihe um zwölf bis 18 Monate ändere dies aber nichts. Auch handle es sich nicht um einen Studienabbruch, so die Roche-Sprecherin weiter.
Die hypersensitiven Reaktionen hätten bei Patienten zu Problemen im Magen-/Darmtrakt geführt, hiess es weiter.
Mitte Juni hatte Roche im Phase-III-Programm mit Taspoglutid einen Risikomanagementplan eingeführt. Die in den Tests verzeichneten Fälle von hypersensitiven Reaktionen seien höher ausgefallen als erwartet, obwohl die Anzahl der Vorfälle mit einem Anteil von unter einem Prozent der Probanden selten geblieben seien, hiess es damals. Roche rechne daher mit einer Verzögerung bei den Testreihen von “mindestens” zwölf bis 18 Monaten.
Die Anleger reagieren wenig begeistert, allerdings auch nicht überrascht über die weiteren negativen “News”. Genussscheine von Roche geben zum Wochenauftakt im Morgenhandel nach. Um 10.45 Uhr notiert der “Bon” um 0,5% tiefer auf 143,50 CHF. Zum Vergleich: Der SMI steigt um 0,3%; Novartis legen um 0,2% zu.
Andrew C. Weiss von der Bank Vontobel sieht möglicherweise weitere Probleme auf Taspoglutid zukommen. Aufgrund möglicherweise höherer Risiken für Herzkreislaufkrankheiten durch Avandia von GlaxoSmithKline erhöhte die US-Gesundheitsbehörde FDA die Anforderungen an neue Diabetesmedikamente und fordert jetzt die Erhebung von Daten im Zusammenhang mit der langfristigen Gefahr von Herzkreislaufkrankheiten, er in einem Kommentar.
Sollte Roche wegen der Übelkeits- und Erbrechensraten seine Tests mit Taspoblutid zur Beurteilung langfristiger Herzkreislaufrisiken einstellen, dann werde die Genehmigung von Taspoglutid durch die FDA weniger wahrscheinlich. Vontobel senkt daher die Erfolgswahrscheinlichkeit für den Produktkandidaten von 80% auf 50%. Auf die kurzfristigen Schätzungen habe dies aber keinerlei Auswirkungen, da die Einführung erst für 2014 erwartet werde, so der Kommentar weiter.
Taspoglutid sei in die Berechnung des Kursziels mit 3 CHF eingeflossen, heisst es weiter. Vontobel bewertet Roche mit “Buy” (Kursziel: 197 CHF).
rt/ps

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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