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Rothko bezaubert

In der Rothko-Ausstellung sind Bilder zu sehen, die noch nie öffentlich zu sehen waren. Keystone Archive

Mark Rothkos wandgrosse, tief strahlende Farbflächen lassen niemanden kalt. Jetzt fordern 72 Gemälde des abstrakten Expressionisten in der Fondation Beyeler in Riehen BS eine persönliche Auseinandersetzung mit Farbe und Raum.

Mark Rothko war 1903 im russischen Dvinsk zur Welt gekommen. Nach einer realistischen und einer surrealistischen Phase entwickelte er in den 40er- und 50er-Jahren seine raumgreifende Bildsprache, wobei er zunehmend mit dunklen Farbtönen arbeitete. 1968 schwer erkrankt, nahm er sich 1970 das Leben.

Heute gilt Rothko als einer der bedeutendsten und zugleich eigenständigsten Vertreter des Abstrakten Expressionismus. Er sei glücklich und dankbar, sagte Museumsstifter Ernst Beyeler, dass Rothkos Erben die Ausstellung ermöglicht hätten.

Hypnotische Farbflächen

Rothko legte Wert auf dicht gehängte Räume, die Betrachtende mit starken Eindrücken überwältigen. Für ihn waren seine Bilder nicht bloss Einzelobjekte; er forderte einen eigenen Wirkungsraum. Immer konsequenter mied er gemischte Ausstellungen und verkaufte nur noch gezielt, um die Vereinzelung seiner Bilder zu vermeiden.

An dieses Konzept hält sich auch die Ausstellung in Riehen, die noch bis 29. April zu sehen ist. Schwerpunkte sind der “Rothko Room” der Phillips Collection in Washington DC von 1960 sowie die Werkgruppe “Harvard Murals” von 1962. Sie sind für die Ausstellung erstmals komplett nach Europa ausgeliehen worden.

Erstmals überhaupt rekonstruiert worden ist der markante kleine Raum der Sidney Janis Gallery von 1955 mit vier grossen Leinwänden. Eine Leihgabe dazu kommt aus Teheran. Gerade dieser enge Raum lässt die unausweichliche Präsenz von Rothkos Werken erleben, von der Ausstellungskurator Oliver Wick schwärmt.

Rare Anblicke

Das Beyeler-Museum dokumentiert alle Schaffensperioden Rothkos. Manche Werke sind seit Jahren nicht mehr öffentlich gezeigt worden. Nach dem Lebenslicht des Künstlers war auch das Interesse an seinen Werken erloschen. Erst in letzter Zeit wurde er wieder entdeckt.

Neben 72 Gemälden zeigen 30 Papierskizzen – etwa handkolorierte Ausstellungs-Layouts – Rothkos intensive Auseinandersetzung mit Raum und Licht. Rothko wollte mit seiner Arbeit in spirituelle Welten eindringen und sie fuer Betrachtende seiner Werke übersetzen, wie Beyeler ausführte.

Wick zitierte als Ausstellungs-Motiv einen Satz Rothkos zur “consummated experience between picture and onlooker”: Die Erklärung ergebe sich nur aus einer vertieften Beziehung zwischen Bildern und Betrachtenden; es gehe um eine echte Heirat der Sinne.

Postume Erfüllung

Das Museum will nach eigenen Angaben Rothkos Lebenswerk nachzeichnen. Dieses ende in logischer Konsequenz in den dunklen, schwarzen Bildern und finde seine Erfüllung in der “Rothko Chapel” von Houston – sie wurde nach seinem Tod 1971 fertiggestellt.

Die Ausstellung in Riehen entstand in Zusammenarbeit mit der Fondation Joan Miro in Barcelona, die sie in kleinerem Umfang bis Ende Januar gezeigt hat. Leihgaben stammen aus Museen und Privatbesitz weltweit.

swissinfo und Agenturen

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