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SAir: Nach 42 Jahrengeht Reutlinger

Paul Reutlinger (l.) übergibt seinem Nachfolger Christoph Müller eine marode Sabena (Sommer 2000). Keystone Archive

Paul Reutlinger tritt per Ende Februar aus dem Spitzenmanagement der SAir Group zurück. Dies keine zwei Wochen nach dem Rücktritt des Konzernchefs der SAir Group, Philippe Bruggisser.

Spekulationen, wonach der Rücktritt im Zusammenhang mit dem Debakel um die belgische Sabena stehen könnte, kommentierte SAir Group-Sprecher Urs Peter Naef nicht.

Der 57-jährige Reutlinger war von 1996 bis Mitte 2000 oberster Chef der belgischen Luftverkehrsgesellschaft Sabena. Am 1. August 2000 übernahm er die Verantwortung als Präsident und Leiter der französischen Fluggesellschaften AOM/Air Liberte und Air Littoral, an welchen die SAir Group Beteiligungen hält.

Er sei selber überrascht worden von diesem Entscheid, sagte Naef. Die belgische Pilotenvereinigung hatte am vergangenen Donnerstag schwere Vorwürfe gegen das Management der belgischen Fluggesellschaft Sabena erhoben.

Strategische Managementfehler, darunter eine Expansion trotz fehlender Eigenmittel in den vergangenen fünf Jahren, die Kostenzunahme sowie der Wechsel von Boeing- zu Airbus-Flugzeugen seien mit verantwortlich für die finanziellen Probleme bei der Sabena, hiess es in einem vom Cockpit-Verband veranlassten Bericht.

Den Rücktritt eingereicht hat Reutlinger beim SAir Group-Verwaltungsrats-Präsidenten und interimistischen Konzernchef Eric Honegger. Damit hat mit Reutlinger ein weiterer langjähriger SAir Group-Spitzenmanager offenbar mehr oder weniger freiwillig den Hut genommen. Dies nach 42 Jahre Tätigkeit für die Swissair.

Erst am 23. Januar hatte die SAir Group den Rücktritt ihres Konzernchefs Philippe Bruggisser bekannt gegeben (swissinfo berichtete). Damit verbunden war die Ankündigung, dass die SAir Group die Risiken bei den Airline-Beteiligungen reduzieren und sich schwergewichtig auf Swissair, Crossair und Sabena konzentrieren will.

Auch die Beteiligungen in Frankreich – 49 Prozent an der AOM/Air Liberte und weitere 49 Prozent an der Air Littoral – werden gemäss der Neuorientierung der SAir Group auf ihre Risiken hin überdacht, wie Naef sagte. Unabhängig davon werde aber umgehend die Nachfolge für Reutlinger in Frankreich gesucht.

Moritz Suter, neuer Verantwortlicher für den Bereich SAir Lines, in dem alle SAir Group-Fluggesellschaften und Airline-Beteiligungen zusammengefasst sind, will die Führungsnachfolge in Paris raschmöglichst sicherstellen.

Bereits Ende vergangener Woche hatte die SAir Group bekannt gegeben, dass sie ihre Pläne für finanzielle Engagements bei der TAP Air Portugal und bei den bei den Turkish Airlines aufgibt. Festhalten will die SAir Group dagegen an der 20-prozentigen Beteiligung an den South African Airlines. Die Option zum Erwerb weiterer zehn Prozent wurde bis zum Jahresende verlängert. Diese Beteiligung könnte ein Bonus sein, falls sich die Swissair entscheidet einer grossen Allianz beizutreten. Oneworld beispielsweise fehlt der Zugang zu Afrika.

swissinfo und Agenturen

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