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Sanofi-Aventis rechnet wegen Generikakonkurrenz mit Gewinnrückgang (AF)

PARIS (awp international) – Der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis stellt sich wegen zunehmender Konkurrenz für wichtige Medikamente auf schwierigere Zeiten ein. “2010 war das erste Jahr in dem die Konkurrenz von Nachahmermittel für mehrere wichtige Produkte wie Lovenox richtig deutlich wurde”, sagte Unternehmenschef Christopher Viehbacher am Mittwoch in Paris. Trotzdem hätte der Konzern auch dank einer strikten Kostenkontrolle mit Einsparungen von 1,3 Milliarden Euro mehr verdient als im Vorjahr. 2010 konnten die Franzosen den Überschuss um sieben Prozent auf 9,2 Milliarden Euro steigern.
Das Ziel, bis 2013 Einsparungen von 2 Milliarden Euro zu erreichen, werde nun bereits in diesem Jahr verwirklicht. Den Aktionären soll 2010 eine Dividende von 2,50 Euro (VJ: 2,40) gezahlt werden. Das Ergebnis pro Aktie vor Sonderposten und Währungseffekten erhöhte sich um knapp drei Prozent auf 7,06 Euro. 2011 werde das Ergebnis pro Aktie vor Sonderposten zu konstanten Wechselkursen allerdings fünf bis zehn Prozent niedriger als im Vorjahr ausfallen.
WEITERE GESPRÄCHE MIT GENZYME
Beim Ausblick unberücksichtigt bleibe die mögliche Übernahme des Biotech-Unternehmens Genzyme : “Die Gespräche mit der Genzyme-Führung gehen weiter”, sagte Viehbacher ohne weitere Details zu nennen. In den vergangenen Wochen war über eine mögliche Erhöhung der Offerte von 18,5 Milliarden Dollar spekuliert worden. Sanofi-Aventis hatte im Oktober ein feindliches Übernahmeangebot von 69 Dollar je Aktie vorgelegt. Das Angebot wurde aber kaum von Aktionären angenommen.
Derzeit prüft Sanofi die Bücher des US-Unternehmens. In den Verhandlungen geht es auch darum, wie hoch der Umsatz des Genzyme-Hoffnungsträgers Lemtrada gegen die bisher unheilbare Multiple Sklerose angesetzt werden kann. Die Umsatzerwartungen für das Mittel, das noch getestet wird, gehen weit auseinander. Nach Schätzungen der Genzyme-Führung könnte es fünf Jahre nach Zulassung 3,5 Milliarden Dollar Umsatz bringen, Sanofi-Aventis und einige Pharmaanalysten erwartet deutlich weniger. Wichtige Studiendaten werden erst Mitte 2011 erwartet. Genzyme hofft 2012 auf die Zulassung in den USA.
Sanofi steht wie viele andere Unternehmen der Branche vor der Herausforderung mit Patentabläufen für Medikamente mit Milliardenumsätzen und der zunehmenden Konkurrenz von Nachahmerprodukten. Seit Viehbachers Amtsantritt Ende 2008 hat Sanofi-Aventis mehr als zehn Milliarden Euro für Übernahmen und neue Produktrechte ausgegeben. Die Übernahme von Genzyme wäre der grösste Zukauf seit dem Kauf von Aventis 2004.
GROSSE UMSATZBRINGER VERLIEREN 2013 PATENTSCHUTZ
Bis 2013 verlieren Sanofi-Bestseller wie die Krebsmittel Taxotere und Eloxatin, der Blutverdünner Plavix und der Gerinnungshemmer Lovenox ihren Patentschutz. 2010 brachen die Umsätze von Plavix und Lovenox prozentual zweistellig ein. Die Konkurrenz durch billigere Nachahmermittel kostete Sanofi-Aventis 2010 einen Umsatz von 2 Milliarden Euro. Um sich für die Zeit nach den Patentabläufen zu rüsten, will der weltweit viertgrösste Pharmakonzern Kernbereiche wie beispielsweise die Diabetessparte oder das Geschäft mit Impfstoffen und nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten sowie die Präsenz in den Schwellenländern weiter verstärken.
2010 setzten die Franzosen in Schwellenmärkten mehr als 9 Milliarden Euro um – ein Plus von rund 16 Prozent. Damit trugen sie rund 30 Prozent zum Konzernumsatz bei. Angetrieben von der Nachfrage nach seinem wichtigsten Medikament Lantus zur Behandlung von Blutzucker und der starken Nachfrage aus den Schwellenländern verbesserte sich der Umsatz um 3,7 Prozent auf 30,38 Milliarden Euro. Zu konstanten Wechselkursen ging er dagegen um 0,8 Prozent zurück./ep/fn/zb

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